»Jüdische Spuren im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet« lautet der Titel einer Ausstellung des Vereins »Europa in der Region« im Sudetendeutschen Haus, die noch bis zum 16. November zu sehen ist. Bei der Eröffnung am Dienstag vergangener Woche wurde deutlich, dass der Blick zurück auch eine Aufforderung an das Heute und für ein Miteinander in der Zukunft ist.
Auf Spurensuche in der bis zum Nationalsozialismus von einem reichen jüdischen Leben geprägten Region hatte sich der Historiker Karl W. Schubsky begeben. Unterstützt wurde er dabei vom Journalisten Hermann Höcherl, dem Vorsitzenden des Vereins »Europa in der Region«, Karl Wohlhüter, sowie bei der Fotodokumentation von Irina Rerchiova. Allein in den Böhmischen Ländern hatten nach einer Volkszählung im Jahr 1921 in 205 Gemeinden 127.000 Juden gelebt.
Pflege Die Wanderausstellung widmet sich den heute noch sichtbaren Spuren und hat dabei auch einige »zarte Pflänzchen« gefunden, wie die Heimatforscher in dem Begleitheft schreiben. Will heißen: bayerische und böhmische Städte und Gemeinden, in denen die jüdische Vergangenheit nicht ganz erloschen ist. Das reicht von der im niederbayerischen Straubing aktiven jüdischen Gemeinde bis hin zu Synagogen und Friedhöfen, die von Bürgern restauriert und gepflegt werden.
Doch das ist nicht die einzige Brücke zur Gegenwart. Gerade der Blick auf diese Region macht deutlich, wie wichtig Europa für die politische Gegenwart und Zukunft ist. Das unterstrichen auch die Gastgeberin der Veranstaltung, Zuzana Finger, Heimatpflegerin der Sudetendeutschen, und Charlotte Knobloch.
Die IKG-Präsidentin betonte in ihrer Rede, dass das Thema der Schau vor dem Hintergrund des zusammenwachsenden Europa grenzüberschreitend auf bayerischer wie auf böhmischer Seite »uns alle in besonderer Weise angeht – als Juden und Sudetendeutsche, als Deutsche und Tschechen«.
Freiheit Mit Blick auf den 100. Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges und fast 70 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg sagte Knobloch: »Wir können G’tt nicht genug dafür danken, dass wir auf dem Gebiet der EU in dauerhaftem Frieden und Freiheit leben dürfen.«
Die Ausstellung zeige die Spuren der Gewalt, des Hasses und der Vernichtung, wie die in der Pogromnacht vom 9. November 1938 stark zerstörte Synagoge von Floß. Dass die Schau nun erstmals in München, einst die »Hauptstadt der Bewegung«, zu sehen ist, stimmte Charlotte Knobloch zuversichtlich. Verdeutliche dies doch eindrücklich, dass die jüdischen Spuren über das bayerisch-böhmische Grenzgebiet hinaus als gemeinsames Kulturerbe wahrgenommen werden.
Die Ausstellung ist montags bis freitags von 9 bis 19 Uhr geöffnet.