Mehrere jüdische Gemeinden haben in diesen Tagen Besuch von hochrangigen kirchlichen Würdenträgern erhalten. Am Freitag stattete der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, der Jüdischen Gemeinde Wuppertal einen Besuch ab. In seinem Grußwort, gerichtet an Rabbiner David Vinitz und den Gemeindevorsitzenden Leonid Goldberg, ging er vor allem auf die Terroranschläge in Paris ein.
»Sehr gezielt sind dabei zusammen mit der Zeitungsredaktion Jüdinnen und Juden angegriffen und ermordet worden«, sagte er. Ein Keil solle zwischen Juden, Christen und Muslime getrieben werden. »Dem stellen wir uns entgegen. Wir antworten auf den Terror und sagen: ›Gerade jetzt gemeinsam!‹«
Frankreich »Entsetzt« über die Zunahme antisemitischer Beschimpfungen, Angriffe und Ausschreitungen hatte sich eine halbe Woche zuvor Kardinal Woelki gezeigt, als er die Synagogen-Gemeinde Köln in der Roonstraße besuchte. »Mich bedrückt es, wenn Jüdinnen und Juden sich in Deutschland wie auch in unserem Nachbarland Frankreich nicht mehr sicher fühlen und an Auswanderung denken«, sagte er laut einem Bericht des Kölner Stadtanzeigers.
Doch es gebe auch positive Zeichen: »Es ist ermutigend wahrzunehmen, welch breites gesellschaftliches und religiöses Spektrum sich gegen rechte Parolen und Stimmungsmache öffentlich ausspricht.« Der Kölner Kardinal bedankte sich bei Rabbiner Jaron Engelmayer für dessen Bemühungen um einen Austausch mit dem Erzbistum, etwa beim Kongress »Werte Dialog«.
Kirche Als wohl einzigartig bezeichnete Gemeindevorsitzender Wolf-Georg von Eickstedt den Besuch des Hildesheimer Bischofs Norbert Trelle in der Jüdischen Gemeinde Hildesheim. Eickstedt freute sich darüber, dass der Bischof auch zum Gottesdienst blieb. Das unterstreiche wieder einmal das »sehr freundschaftliche Verhältnis, das wir besonders zur katholischen Kirche haben«, sagte Eickstedt.
Trelle erwiderte mit dem Besuch die Einladung, die Eickstedt bei der Feier der Domeröffnung im August 2014 ausgesprochen hatte. Die Hildesheimer Gemeinde ist der Diözese eng verbunden, da sie seit Ende 2009 die ehemaligen Räume der katholischen St.-Johannes-Gemeinde als Synagoge und als Zentrum nutzen kann. epd/ja