Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den 100 Jahre alten früheren US-Außenminister Henry Kissinger anlässlich dessen Heimatbesuch in seiner Geburtsstadt Fürth gewürdigt.
»Sie sind zu einem der einflussreichsten Gestalter der Weltpolitik geworden«, sagte Steinmeier in einer Videobotschaft, die zu dem Festakt am Dienstag im Stadttheater Fürth eingespielt wurde.
Kissingers fränkischer Geburtsort richtete das Fest zum Geburtstag des Staatsmannes aus. Er war am 27. Mai 100 Jahre alt geworden. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte, Kissinger habe sich als Freund der Deutschen dargestellt, obwohl er als jüdischer Deutscher Opfer der Nationalsozialisten geworden war. Söder überreichte Kissinger den Bayerischen Maximiliansorden, die höchste Auszeichnung im Freistaat.
Steinmeier spielte auch auf die Fußball-Leidenschaft des einstigen Chefdiplomaten an. Kissinger sei einer der letzten Zeitzeugen, die die Spielvereinigung Fürth die deutsche Fußball-Meisterschaft haben erringen sehen. Der kleine Henry war damals sechs Jahre alt. Im Jahr 1938 floh er als Sohn jüdischer Eltern vor den Nationalsozialisten in die USA. Seine Geburtsstadt besuchte er nach dem Zweiten Weltkrieg regelmäßig.
Kissinger machte in den USA erst eine akademische Karriere. 1969 holte ihn der republikanische Präsident Richard Nixon als Sicherheitsberater ins Weiße Haus. Später wurde er gleichzeitig Außenminister - und blieb dies auch unter Nixons Nachfolger Gerald Ford. Kissinger prägte die sogenannte Pendeldiplomatie - reiste zwischen Hauptstädten hin und her und verhandelte zwischen Konfliktparteien.
Unter anderem die US-Nahostpolitik der 1970er Jahre wird immer mit dem Namen Kissinger verbunden bleiben. Er habe es geschafft, eine genauso klare wie weitsichtige Außenpolitik zu machen, sagte Söder. Kritiker halten Kissinger aber auch vor, er habe Machtpolitik in einigen Fällen ohne Skrupel durchgesetzt, auch ohne Rücksicht auf Menschenleben, etwa bei Krisen in Vietnam oder Chile.