Um »das Schicksal jüdischer Kunstsammler und Händler in München 1933–1945« ging es in einer Veranstaltung des Freundeskreises des Tel Aviv Museum of Modern Art im Jüdischen Museum. Vorgestellt wurde ein bundesweit erstmalig gefördertes Kooperationsprojekt der staatlichen und städtischen Museen in München.
Präsentiert wurde es von der Leiterin für Provenienzforschung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Andrea Christine Bambi, Irene Netta von der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, die dort auch die Abteilung leitet, die sich mit der Herkunftsgeschichte von Kunstwerken und Kulturgütern beschäftigt, sowie Vanessa-Maria Voigt und Horst Kessler, beide vom Referat für Provenienzforschung von den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen.
Kunstgeschichte Hausherr Bernhard Purin hieß das nicht nur interessierte, sondern großteils auch fachkundige Publikum willkommen. Als Vorsitzender des Freundeskreises begrüßte Samy Gleitman neben dem bayerischen Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch zahlreiche Museumsleiter. Aus Berlin angereist war Uwe Hartmann als Vertreter der Stelle für Provenienzforschung, die das Projekt zur Hälfte finanziert.
Ende 1938 hatte die Geheime Staatspolizei München im Rahmen der sogenannten Judenaktion Kunstwerke aus jüdischem Privatbesitz beschlagnahmt. Deponiert wurden diese zunächst im Bayerischen Nationalmuseum und im Münchner Stadtmuseum. Dann wurden sie an verschiedene Museen und Sammlungen verteilt. Alles wurde sorgsam protokolliert.
2007 wurden Beschlagnahmungslisten im Stadtmuseum aufgefunden – eine wichtige Grundlage für die heutige Forschung. Erarbeitet werden Kurzbiografien und der Kunstbesitz von 70 betroffenen Personen. Staatliche und städtischen Museen Münchens haben im Jahr 2009 das Kooperationsforschungsprojekt gestartet.
Beschlagnahme Einige der beschlagnahmten Kunstwerke konnten inzwischen ihren Eigentümern wieder zugeordnet werden, aber es bleibt immer noch viel zu tun. Über die Arbeit des Forschungsprojektes soll in weiteren Veranstaltungen berichtet werden. Manche Fälle werden dabei kaum aufzuklären sein. Denn einige Bilder und Antiquitäten wurden nach der Beschlagnahme oftmals an Kunsthändler weitergegeben. Von dort verlieren sich die Wege.
Das Engagement der Wissenschaftler bei der Spurensuche ist jedoch von großer Bedeutung, wie auch Präsidentin Knobloch betonte: »Erkenntnisse zu gewinnen, ist anstrengend und bedarf mehr Motivation als passives Erleben. Projekte wie ›Betrifft: Ehemaliger Judenbesitz‹ sind gute Beispiele dafür, wie es gelingen kann, kognitive Prozesse in Gang zu bringen und am Laufen zu halten. Unser Ziel müsste sein, dass sich künftig nicht nur die betroffenen Institutionen solcher Vorhaben annehmen, sondern dass es immer öfter junge Menschen sind, die sich Kapitel für Kapitel die Geschichte selbst erarbeiten.«