»Niemand und nichts ist vergessen!« Das betonte Präsidentin Charlotte Knobloch anlässlich der Gedenkstunde für die Opfer des Massakers von Babij Jar. Zum 73. Jahrestag der grausamen Ermordung von über 33.000 Juden in einer Schlucht bei Kiew wurden im Gemeindezentrum Ausschnitte aus dem Film Babij Jar. Davor und danach des Regisseurs Yuriy Ivanov gezeigt.
Babij Jar stehe exemplarisch für die »Unmenschlichkeit, mit der unsere jüdischen Schwestern und Brüder in jener dunklen Zeit verfolgt, ermordet und verscharrt wurden«, sagte Knobloch. Die Ereignisse von Babij Jar führten das entsetzliche Ausmaß der »bestialischen Untaten« vor Augen, so Knobloch.
massenMord Am 29. und 30. September 1941 wurden in der Schlucht Tausende jüdische Frauen, Männer und Kinder zusammengetrieben und erschossen. Praktisch die gesamte jüdische Bevölkerung der Stadt, die dort seit Jahrhunderten verwurzelt war, fiel dem grausamen Morden zum Opfer.
Die Präsidentin begrüßte bei der Gedenkstunde unter den Gemeindemitgliedern besonders den Regisseur und Drehbuchautor Yuriy Ivanov und seine Frau Viktoria. Sie war als junges Mädchen von Ukrainern gerettet worden und überlebte so die Schoa. Etliche der Anwesenden hatten Angehörige verloren. Als besonders tragisch empfand es die Präsidentin, dass nach der Katastrophe die Erinnerung an das Massaker jahrelang unterdrückt wurde: »Die Toten wurden totgeschwiegen – sie starben ein zweites Mal.«
Die Kriegsereignisse in Kiew, die grausamen Exekutionen, aber auch die Geschehnisse in den 60er-Jahren dokumentierten die Filmausschnitte und die begleitenden Texte des Filmautors eindrucksvoll. Gemeinsam mit seiner Frau arbeitet er in der Gemeinde ehrenamtlich im Projekt »Archiv«, in dem die Erinnerungen von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion gesammelt werden. Auch hierfür galt der Dank Knoblochs allen Beteiligten.