»Chabad ist aus Berlin nicht mehr wegzudenken«, sagen etliche Repräsentanten. »Die Gemeinde soll so bleiben wie sie ist«, meint Rabbiner Yehuda Teichtal. Die Gemeindevertreter sprechen von »Anerkennung der von Chabad geleisteten Arbeit«, der Rabbiner von »Respekt und großer Wertschätzung«, die er gegenüber der Gemeinde empfinde. Doch können die vielen freundlichen Worte bei der Repräsentantenversammlung am Mittwoch vergangener Woche nicht über Spannungen zwischen der Gemeindeführung und Chabad hinwegtäuschen. Nachdem der Verein nun an den Senat seine Forderung nach finanzieller Unterstützung gerichtet hat, werden sie noch deutlicher.
Teilhabe Im Oktober hatte der Potsdamer Anwalt Jens Robbert den Anspruch beim Senat schriftlich angemeldet. Der von ihm vertretene Verein habe als Religionsgemeinschaft einen »Rechtsanspruch auf paritätische Teilhabe« an den institutionellen Fördermitteln. So wie der Jüdischen Gemeinde und der Synagogen-Gemeinde Adass Jisroel stehe auch Chabad Lubawitsch öffentliche Förderung zu.
Entsprechende Forderungen bekräftigt Rabbiner Teichtal noch mal auf der Repräsentantenversammlung. Chabad sei stetig gewachsen. Um das Angebot fortführen und weiterentwickeln zu können, werde nun finanzielle Hilfe benötigt.
Aktivitäten 1996 kam Teichtal auf »Einladung der Gemeinde«, wie er betont, in die Stadt. Er sei damals der einzige orthodoxe Rabbiner gewesen. Seitdem hätten sich die vielfältigen Aktivitäten für »jüdisches Bewusstsein und Kontinuität« entwickelt. Heute unterhalte Chabad ein Bildungszentrum mit Synagoge, Mikwe und Restaurant, eine Schule und einen Kindergarten, ein Rabbinerseminar (Yeshiva Gedola) und ein Internat (Tora Kolleg). »Die religiösen und sozialen Dienstleistungen sowie die Bildungsprogramme von Chabad wurden im vergangenen Jahr von 10.000 Menschen wahrgenommen.«
Bislang habe der Verein, dessen Etat Teichtal auf etwa 2,5 Millionen beziffert, von der Gemeinde eine jährliche Zuwendung in Höhe von 40.000 Euro erhalten. Doch habe der amtierende Vorstand als eine der ersten Amtshandlungen die Zahlung gestrichen. Ohne Rücksprache.
Man habe darüber aus der Zeitung erfahren. Inzwischen habe sich die Gemeinde auch von gemeinsamen Veranstaltungen zurückgezogen, die Synagoge würde nicht mehr auf der Gemeinde-Internetseite erscheinen, sein Name sei von der Liste der Rabbiner verschwunden. »Es könne innerhalb einer Einheitsgemeinde nicht eine Strömung abgeschaltet werden«, kritisiert Teichtal.
Einheitsgemeinde Sie sei glücklich, wenn die Einheitsgemeinde weiterhin Bestand habe, entgegnet die Gemeindevorsitzende Lala Süsskind. »Und Vielfalt belebt das Geschäft.« Chabad habe sich durch das eigene Zentrum selbst abgesondert und als Konkurrenz aufgebaut, stellt Personaldezernent Meir Piotrkowski fest. »Wenn wir weiter zusammenarbeiten wollen, muss Chabad sich in den Strukturen angleichen«, meint RV-Präsidiumsmitglied Tuvia Schlesinger.
Wie es mit Kooperation und Finanzen weitergeht, blieb unklar. »Wir können Chabad das Geld nicht geben, weil wir selber keines haben«, sagt Süsskind. Da aber der Wille zur weiteren Zusammenarbeit bekräftigt wurde, soll nun ein Arbeitskreis aus Gemeindevertretern und Chabad-Repräsentanten Detailfragen klären.