IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch hat am vergangenen Dienstag den Bayerischen Staatspreis für Unterricht und Kultus erhalten. »Charlotte Knobloch setzt sich bereits seit Jahrzehnten in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien für die Aussöhnung von Juden und Nichtjuden ein«, sagte Staatsminister Ludwig Spaenle bei der Ehrung. »Sie ist eine so beherzte und authentische Lehrerin für die jungen Menschen in unserem Land. Ihre Rolle als Repräsentantin und Botschafterin des Judentums in Deutschland ist einzigartig.«
Unter den Gratulanten beim Festakt im Kultusministerium waren neben persönlichen Freunden von Charlotte Knobloch auch Mitglieder des IKG-Vorstands sowie die beiden Vizepräsidenten Judith Epstein und Michael Fischbaum. Sie alle waren beeindruckt von dem Engagement, mit dem sich die Geehrte auch außerhalb und zusätzlich zu ihren Aufgaben in der Gemeinde in die Gesellschaft einbringt.
Bildung »Es liegt mir schon ein wenig schwer auf der Seele, wenn ich beobachte, wie gedankenlos und wie geschichtsvergessen unsere ach so modern, mobil und digital daherkommende Gesellschaft zunehmend wird«, sagte Knobloch in ihrer Dankesrede. »Hier kann und muss es ein Korrektiv geben – und dieses kann nur sein: Bildung, Bildung, Bildung.« Um dieses Ziel zu erreichen, hält Kobloch regelmäßig Vorträge an Schulen.
Zudem seien Verantwortungsgefühl und staatsbürgerliches Engagement zentrale Werte, führte Knobloch aus. Dies unterstrich sie mit einem eindrucksvollen Bild: »Kinder halten sich die Augen zu und glauben, dass man sie dann nicht sieht und die Monster und Gespenster sie verschonen. Wenn wir erwachsen sind, funktioniert dieser Trick aber nicht mehr. Wegschauen ist keine wirksame Waffe gegen das Böse.«
Das Böse schlechthin hatte Charlotte Knobloch bereits als Kind während der Schoa kennengelernt. Sie weiß, dass Verfolgung, Gewalt und Mord Vorstufen haben – Wegschauen ist eine davon. Aber die Präsidentin hatte damals auch erlebt, dass Zivilcourage und Handeln möglich sind und Leben retten können.
Zeitzeugen So dankte sie denn auch Minister Spaenle dafür, dass er bei einer Veranstaltung vor einigen Wochen deutlich hervorgehoben hatte, dass das »Nie wieder!« Teil der deutschen Staatsräson sei. Sie hoffe, dass bei der Eröffnung des NS-Dokumentationszentrums – Gründungsdirektor Winfried Nerdinger war auch zu der Preisverleihung gekommen – noch möglichst viele Zeitzeugen anwesend sein werden. Gerade in diesen Jahren, da die unbegreiflichen Verbrechen der Nazis ihrer zeitlichen Genossenschaft entschwinden, sei es an der Erlebnisgeneration, den Stab der Erinnerung an die Erkenntnisgeneration zu übergeben, so Knobloch.
Als eine der Leistungen von Charlotte Knobloch würdigte Kultusminister Ludwig Spaenle in seiner Laudatio, dass »die Existenz jüdischer Menschen in München« wieder etwas ganz Selbstverständliches geworden ist. Und zwar ganz im Sinne »einer selbstbewussten, fundierten, offensiven und zukunftsgewandten Gestaltung jüdischer Identität«.
Die Ehrung mit dem Bayerischen Staatspreis für Unterricht und Kultus erhalte Präsidentin Knobloch auch dafür, »dass Sie seit Jahrzehnten Ihre Erfahrungen und Überzeugungen den jungen Menschen in unserem Lande so überzeugend vermitteln«, führte Spaenle aus. »Ihre Rolle als Repräsentantin und Botschafterin eines neu gestärkten deutschen Judentums ist einzigartig.«