Rottweil

»Bedienungsanleitung fürs Leben«

Die neue Tora, gehalten von Landesrabbiner Flomenmann, ist nun Teil der Synagoge. Foto: IKG Rottweil

Vor 16 Monaten floh der Rabbiner und Sofer Boruch Lamdan mit seiner Frau und seinen neun Kindern aus der Ukraine nach Deutschland. Mehrere Wochen kam die Familie in der Synagoge Rottweil unter, bis deren Geschäftsführerin Tatjana Malafy ein Haus für sie fand, in dem sie heute leben.

Am Montag hatte Boruch Lamdan die Ehre, die letzten Buchstaben in der neuen Torarolle zu schreiben. Im Rahmen einer feierlichen Zeremonie mit Musik und Tanz wurde die Tora durch die Israelitische Kultusgemeinde Rottweil/Villingen-Schwenningen in der Rottweiler Synagoge in Empfang genommen.

sofer Es sei ein »freudiger Anlass«, so Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden. Die Tora wurde in Israel etwa ein Jahr lang von einem Sofer mit Gänsekiel auf Pergament geschrieben. Beim Schreiben der letzten neun Buchstaben durften die Ehrengäste ihre Hand auf die Spitze des Gänsekiels legen und so mitschreiben.

Neben den Ehrengästen wie Rami Suliman, dem Landtagsvizepräsidenten Daniel Born, dem Finanzminister von Baden-Württemberg, Danyal Bayaz, dem Oberbürgermeister der Stadt Rottweil, Christian Ruf (CDU), waren weitere Politiker und etwa 70 Gemeindemitglieder gekommen. Auch die drei anderen, koscheren Rollen wurden anlässlich der Feier aus dem Schrank geholt und gewürdigt.

Die Torarolle habe sich die Gemeinde selbst zum Geschenk gemacht, so Tatjana Malafy.

»Die Torarollen sind wichtig für eine Gemeinde, denn sie zeigen auch eine gewisse Art von Reichtum«, sagt Moshe Flomenmann, Landesrabbiner von Baden, der ebenfalls einen Buchstaben schrieb. Sie sei eine »Bedienungsanleitung für unser Leben«.

zukunft Auch sei es praktischer, über mehrere zu verfügen, um die verschiedenen Abschnitte, aus denen gelesen werden soll, vorher aufzuschlagen und parat zu haben, als in der Tora zu rollen, was Zeit brauche. »Eine neue Tora ist immer eine Investition in die Zukunft«, so der Rabbiner.

Die Gemeinde wurde im Dezember vor 20 Jahren wiedergegründet. Die einstige Synagoge war in der Pogromnacht zerstört worden. Die Beter hätten in den 20 Jahren sehr viel erreicht, betont Flomenmann.

Tatjana Malafy, von Beginn an Geschäftsführerin der Gemeinde, kommt selbst aus der Ukraine. Vor 26 Jahren kam sie in Rottweil an – »ohne Jiddisch, das in meiner Heimat verboten war, und ohne Deutsch«. Von tagtäglichen Schwierigkeiten, »neues jüdisches Leben aufzubauen«, weiß sie, die anfangs nach Stuttgart, Freiburg oder Konstanz in die Synagoge fahren musste, zu berichten.

Die Torarolle habe sich die Gemeinde selbst zum Geschenk gemacht, so Tatjana Malafy.

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024

Frankfurt

Dinner mit den »Zweiflers«

Die Jüdischen Filmtage überzeugen durch ein breites Spektrum an Angeboten

von Johanna Weiß  30.08.2024

Nationalität

Keine Stimme

Ein großer Teil der jüdischen Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion hat selbst nach Jahrzehnten noch keinen deutschen Pass – und darf deshalb nicht an Wahlen teilnehmen. Wie kann das sein?

von Joshua Schultheis  29.08.2024

Potsdam

»Sie können sich auf uns verlassen«

Bundeskanzler Olaf Scholz besichtigte das neue Synagogenzentrum im Herzen der Stadt

von Christine Schmitt  28.08.2024

Ausstellung

Stolze Lebensbilder

Das Jüdische Museum München zeigt Porträts jüdischer Bürger

von Ellen Presser  27.08.2024