Es sind die vielen kleinen Räder, die ineinander greifen, sich unermüdlich drehen und der WIZO, der weltweit größten internationalen Frauenbewegung, gebündelte Kraft verleihen. Seit 1960 ist die »Women’s International Zionist Organisation« auch in München vertreten und Teil dieses Räderwerks, auf das viele bedürftige Menschen in Israel angewiesen sind – vor allem Kinder.
Einmal im Jahr, heuer am 11. November, organisieren die Damen des WIZO-Vorstands einen glanzvollen Abend, an dem auch Bilanz der Aktivitäten der vergangenen zwölf Monate gezogen wird. Im vergangenen Jahr war es eine Gala, diesmal soll es eine Party unter dem Titel »Back to the Twenties« werden. Aber das bestimmende Motto des Abends ist gleich geblieben: One Night for Children.
patenschaften Um Kinder geht es bei den WIZO-Powerfrauen aus München nicht nur an diesem Abend. Menschen zu finden, die Patenschaften für sozial schwache Kinder in Israel übernehmen, ist eines ihrer zentralen Projekte und steht ganz oben auf der Agenda. Dazu kommen aber auch noch Basare, der beliebte Family-Brunch im Frühjahr und andere Veranstaltungen, mit denen die Frauenorganisation weitere Spenden sammelt.
Eine der treibenden Kräfte dahinter ist Sara Schmerz, die seit 40 Jahren bei WIZO München Mitglied ist und dem Vorstand angehört. Hilfsbedürftige in Israel zu unterstützen, ist für sie mehr als »nur« eine Herzensangelegenheit. »Für mich und alle anderen WIZO-Damen«, sagt sie unmissverständlich, »ist das eine Verpflichtung.«
Karitative Organisationen beklagen seit Jahren eine rückläufige Spendenbereitschaft. Diese generelle Tendenz, die nur mit noch mehr Engagement ausgeglichen werden kann, macht auch um WIZO keinen Bogen, wie Sara Schmerz und ihre Mitstreiterinnen feststellen müssen. Umso erfreulicher fällt die aktuelle Bilanz der Münchner WIZO-Damen aus, die das hohe Niveau an Kinder-Patenschaften aufrechterhalten konnten. Sara Schmerz nennt die Gründe für die Stabilität: »Wir haben viele Unterstützer, die uns seit Jahren verbunden sind. Aber wir freuen uns ganz besonders darüber, dass wir auch wieder neue hinzugewinnen konnten.«
Erfolgsrezept Die weltweite WIZO-Gemeinschaft besteht aus 280.000 ehrenamtlich wirkenden Mitgliedern in verschiedenen Ländern, für die gemeinsames Handeln eine unumstößliche Prämisse darstellt. Nicht anders funktioniert es den Worten von Sara Schmerz zufolge auf Münchner Ebene. »Gemeinsamkeit ist das WIZO-Erfolgsrezept« lautet auch ihre Überzeugung.
Die einzelnen, dahinter stehenden Schicksale erzählen die statistischen Zahlen nicht, aber sie machen die Dimension des Hilfsprogramms deutlich, das auf den Schultern der WIZO ruht: 800 Projekte für Kinder, Jugendliche, Frauen und Senioren, 172 Kindertagesstätten für 14.000 Kleinkinder, elf Schulen und Jugenddörfer, 54 Jugendclubs, 80 Zentren für Frauen und ältere Menschen, 30 Beratungsstellen für Frauen, eine Hotline für Kinder, Jugendliche und Frauen. Dazu werden in den WIZO-Einrichtungen in Israel täglich mehr als 900.000 Mahlzeiten verteilt. »All diese Menschen sind auf uns angewiesen«, beschreibt Sara Schmerz die Verpflichtung zur Hilfe.
Sich für andere einzusetzen, gehört nach Überzeugung von IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch bei den WIZO-Damen zu ihrem Selbstverständnis als Jüdinnen. Sie weiß es auch deshalb so genau, weil sie zu den Gründungsmitgliedern von WIZO München gehört und bis heute mit der Frauenorganisation eng verbunden ist. Aus der Jüdischen Gemeinde, so die IKG-Präsidentin, sei die WIZO nicht mehr wegzudenken. Charlotte Knobloch zitiert im Zusammenhang mit der Frauenorganisation gelegentlich einen Satz von David Ben Gurion, der einmal kurz und bündig festgestellt hatte: »Wenn es die WIZO nicht gäbe, müsste man sie erfinden.«
anfänge 1920, vor fast 100 Jahren, wurde die WIZO in London gegründet – gefragt ist sie mehr denn je. Generalkonsulin Sandra Simovich, die im Sommer ihren Dienst in München antrat, macht dies deutlich. »In einer Zeit, in der Israel immer wachsenden Herausforderungen gegenübersteht, wird die Wichtigkeit stabiler und wertvoller Freunde und Verbündeter wie der WIZO äußerst geschätzt«, erklärte sie. Die Arbeit von WIZO sei ein Erfolgsmodell für die Kooperation zwischen Israel und der jüdischen Diaspora.
Ein dickes Lob für ihr Engagement ernten die WIZO-Damen auch von Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter. WIZO sei längst zu einem leuchtenden Beispiel für soziales und humanitäres Engagement, für Hilfsbereitschaft, Solidarität und Völkerverständigung geworden. »Das ist ein Glücksfall auch und gerade für München, wo jüdisches Leben im Nationalsozialismus fast ausgelöscht worden ist und später lange Zeit kaum mehr sichtbar war«, betonte er.
Der WIZO-Vorstand, wo die Fäden des Engagements zusammenlaufen, denkt auch an die Zukunft. Sara Schmerz betont in diesem Zusammenhang: »Es ist wichtig, dass wir möglichst viele junge Frauen für WIZO begeistern, um die Arbeit kontinuierlich weiterführen zu können.«