Frankfurt/Main

Bamba und Hummus

Mit dem Segen des Rabbiners: Menachem Halevi Klein (l.) hat bei Sohar Gur (M.) einen leckeren Joghurt gefunden. Foto: Rafael Herlich

Großes Gedränge herrschte am Sonntagmorgen zwischen den Regalreihen des neues koscheren Supermarktes »Rimon« in Frankfurt. Rabbiner Menachem Halevi Klein brachte persönlich die Mesusa am Eingang zum Verkaufsraum im ersten Obergeschoss der Mainzer Landstraße 168 an.

Anschließend stellten viele Gäste ihr Sektglas kurz auf einem der Bistrotische ab und griffen wie selbstverständlich zum Einkaufskorb, dabei wurde an diesem Tag doch erst die Eröffnung gefeiert. Außerdem hat das »Rimon – Sohar’s Kosher Deli« laut Ladenschild nur von Montag bis Freitagmittag geöffnet. Aber die Verlockung und die Neugier auf das Angebot an koscheren Spezialitäten waren wohl zu groß. »So etwas hat in unserer Stadt bislang gefehlt«, hörte man am Sonntag immer wieder. »Toller Laden!«, staunte auch Stefan Szajak, Verwaltungsdirektor der Frankfurter Gemeinde.

Idee Auf dieses Echo hatte Sohar Gur gehofft. Denn der Inhaber des koscheren Restaurants »Sohar’s« im Gemeindezentrum im Frankfurter Westend trug sich schon lange mit dem Gedanken, einen eigenen Supermarkt zu eröffnen. Während eines gemeinsamen Strandurlaubs mit der befreundeten Familie Kreisel nahm die Idee Gestalt an. Schließlich, so erzählt Sohar Gur, habe er sich an seinen Freund Sergiu Kreisel gewandt und ihn gebeten, doch einmal vorsichtig bei seiner Ehefrau Vered anzufragen, ob sie sich vorstellen könne, bei diesem Projekt als Geschäftspartnerin einzusteigen. Sie war von dem Vorschlag sofort begeistert.

Geeignete Räume waren auch schnell gefunden. Denn in dem Gebäude an der Mainzer Landstraße, in dem »Rimon« jetzt eröffnet wurde, befindet sich außerdem der koschere Catering-Betrieb der Familie Gur, der unter anderem auch die Lufthansa beliefert. Das gab wohl den Ausschlag, denn ansonsten lädt die Mainzer Landstraße wenig zum Flanieren ein.

Mit Laufkundschaft ist auf dieser kilometerlangen Ausfallstraße, an der sich Gewerbetreibende – Autohändler, Werkstätten, Handwerksbetriebe – aber auch Banken und Verlage angesiedelt haben, eher weniger zu rechnen. »Dafür gibt es hier Parkplätze«, lobte eine Kundin. Und das ist natürlich auch ein Standortvorteil.

Der Großteil ihrer Ware stamme aus Israel, erzählen die beiden Geschäftsführer: Schokolade, Kakao, Kaffee, Suppen, Saucen, Bamba, Bonbons, Cerealien, Salate, eingelegtes Gemüse, Hering und Lachs, Salzgebäck in allen Größen und Formen,
Hummus, Techina, Joghurt, H-Milch mit dem Koscher-Siegel und vieles mehr füllen die hellen, in die Wand eingelassenen Regale mit den dekorativen Rundbögen.

Kindheitserinnerungen Das Fleisch in der Kühltheke wird aus Straßburg importiert, die tiefgekühlte Ware aus Antwerpen angeliefert, der Wein kommt vorwiegend aus Österreich und Israel. In all dieser Vielfalt hat Tania Klaczko ihre absolute Lieblingsspeise trotzdem sofort entdeckt: »Dulce de Leche«, auf Hebräisch als Ribat Chalav (Milch-Marmelade) umschrieben: »Das kenne ich aus meiner Kindheit«, schwärmt Tania, »das ist eigentlich eine ungarische Spezialität, die aber in vielen Ländern Südamerikas gegessen wird.« Und dieser süße Brotaufstrich kann anscheinend genauso süchtig machen wie hierzulande die Nuss-Nougat-Creme.

Judith Pustilnik freut sich, dass sie ihren Enkel nun regelmäßig mit seinem Lieblingsessen verwöhnen kann. 34 Jahre lebt sie bereits in Deutschland. Bislang musste der kleine Marc immer warten, bis Oma aus Israel zurückkam. Dort besuchte sie einmal im Jahr ihre drei Geschwister und brachte für Marc jedes Mal »Schkedei Marak« mit, kleine gelbe, würzige Würfel, die jede gewöhnliche Suppe für ihn zu einem Festessen machen. Jetzt reicht ein Ausflug auf die Mainzer Landstraße, um den Vorrat aufzufüllen. Man darf wohl getrost davon ausgehen, dass Marc nun häufiger seine Großmutter zur Mittagszeit aufsuchen wird.

Besonderheiten »Israelische Produkte müssen unterstützt werden!« Für Marcella Königsberg ist der Einkauf auch ein politisches Anliegen. Wo immer sie Avocados oder Orangen »made in Israel« entdecke, fühle sie sich verpflichtet, ein paar davon zu erstehen, erzählt sie.

Bei »Rimon« interessiert sie sich hingegen für Lebensmittel, die man im Gegensatz zu israelischem Obst und Gemüse wohl kaum in herkömmlichen Läden finden dürfte: Roter Meerrettich, Hummus, Techina und frisch zubereiteter Gefilte Fisch stehen auf ihrem Einkaufszettel sowie koschere geräucherte Putenbrust und »dann und wann ein guter koscherer Wein«, weil der einfach anders schmecke als gewöhnlicher Rebensaft.

Marcella Königsberg gefällt vor allem die Idee, dass man sich in diesem Supermarkt auch zu einem Espresso und einem kleinen Snack niederlassen kann, statt durch die Gänge zu hetzen und an der Kasse Schlange zu stehen. »Vielleicht wird das hier in Zukunft ein Treffpunkt«, mutmaßt sie. Dann heißt es: »Komm doch ins Rimon auf einen Sekt und einen eingelegten Hering!«

Frankfurt/Main

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