Wenn die Synagoge und das Gemeindezentrum am Jakobsplatz einmal im Jahr zur Balagan-Zone erklärt werden, kann es nur einen Grund geben: Purim steht an! So war es auch dieses Jahr zu den Feierlichkeiten der vom Vorstand der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, vom Rabbinat, dem Jugendzentrum »Neshama« und der Zionistischen Jugend in Deutschland (ZJD) organisierten Veranstaltung.
Die Lesung der Megillat Esther in der Ohel-Jakob-Synagoge mit Gemeinderabbiner Shmuel Aharon Brodman bildete den Auftakt des fröhlichen Treibens, dessen geschichtlicher Hintergrund weit zurückreicht und mit dem Namen des persischen Regierungsbeamten Haman verbunden ist, der die Juden auslöschen wollte. Königin Esther indes sorgte dafür, dass Haman mit seinem Plan scheiterte und schließlich selbst am Galgen endete. Außerdem erhielten die Juden per Dekret von da an das Recht, sich gegen jeden zu verteidigen, der sie wie einst Haman vernichten wollte.
Lärm Übrig geblieben ist von Haman ein Gebäck (Hamantaschen), das nach ihm benannt wurde und fester Bestandteil des Purimfestes ist. Dazu gehört auch, dass die Synagogenbesucher bei der Verlesung des Buches Esther jedes Mal mit Rasseln Lärm machen und mit den Füßen auf den Boden stampfen, wenn der Name Haman erwähnt wird. Bei der Purimfeier in der vergangenen Woche war der Lärm im Gotteshaus nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht.
Nach der Megilla-Lesung in der Synagoge wurde das benachbarte Gemeindezentrum der IKG zur ebenso bunten wie ausgelassenen Partymeile. Viele, vor allem die Kinder, hatten sich dem Brauch entsprechend verkleidet, trugen Masken oder fantasievolle Kostüme. Zu kurz kamen die kleinen Gäste ohnehin nicht, denn das Programm des Abends (Moderatorin: Sarah Peschke) war auch auf sie zugeschnitten. Purim-Spiele mit dem Madrichim waren genauso gefragt wie ein Schmink-Workshop oder eine Kurzanleitung für das Basteln von Masken. Und was auch bei diesem Purimfest auf keinen Fall fehlen durfte, waren die süßen Pekalach, die IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch zur Freude der Kinder verteilte.
Wesentliche Komponenten der Party, die bis Mitternacht dauerte, waren wie immer Musik und Tanz. Eine sehenswerte Performance auf der Bühne lieferte dabei die Tanzgruppe »Genesis« vom Jugendzentrum »Neshama« mit ihrem Showact ab. Noch professioneller wurde es mit der außergewöhnlichen Breakdance-Show »New York«. Die Tänzer aus München gaben bei einem anschließenden Workshop auch noch professionelle Tipps. Und die Partygänger, die selbst das Tanzbein schwingen wollten, kamen mit DJ Yaniv Tal und lupenreiner Balagan-Musik voll auf ihre Kosten. Er erntete stürmischen Applaus.