Mit einer Ausstellung und einem Begleitprogramm hat die »Initiative Historische Lernorte Sendling« gezeigt, wie Aufklärung und Erinnerungsarbeit unter direkter Einbeziehung von Anwohnern funktionieren kann.
»Das ist Erinnerungsarbeit im besten Sinne, denn sie schlägt unmittelbar und für den Einzelnen nachvollziehbar einen Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart«, schreibt IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch in einem Beitrag zum Ausstellungskatalog.
Die Initiative, die sich mit dem Nationalsozialismus im Münchner Stadtteil Sendling beschäftigt, griff sich diesmal das Thema »Arisierung« heraus: Sendling arisiert. Jüdische Nachbarn entrechtet, beraubt, vertrieben lautete der Titel der Ausstellung in der »Sendlinger Kulturschmiede«.
Gedenkbuch Zum Selbstverständnis der Initiative gehört es, die Thematik nicht ins Allgemeine abgleiten zu lassen. Im Biografischen Gedenkbuch der Münchner Juden (Stadtarchiv München) sind 4587 Namen und Einzelschicksale aufgelistet. Die »Initiative Historische Lernorte Sendling« hat die Angaben gefiltert und herausgefunden, dass in Untersendling bis zur »Arisierung« 17 Häuser in jüdischem Besitz waren und über 50 jüdische Nachbarn deportiert und ermordet wurden. Das, was unter dem Begriff Arisierung zu verstehen ist, ist nach Überzeugung der IKG-Präsidentin »eines der übelsten Kapitel der systematischen Ausgrenzung der Juden, der Zerstörung ihrer wirtschaftlichen Existenzgrundlage und der schamlosen Bereicherung an ihrem Eigentum«.
Die Münchnerin Charlotte Knobloch weiß von den damaligen Verhältnissen in München. »In der ›Hauptstadt der Bewegung‹«, erinnert sie sich, »wurde die Arisierung schon früh mit besonderem Eifer der städtischen Behörden betrieben – in aller Öffentlichkeit und zum unmittelbaren Vorteil auch privater Profiteure. Ideologischer Fanatismus und unverhohlene Gier vermischten sich zu einer beispiellosen Raubaktion, zum staatlich sanktionierten Diebstahl.«
Für die Sendlinger Initiative ist klar, dass es zwischen der »Arisierung« und dem Beginn der großen Deportationen aus München im November 1941 einen Zusammenhang gibt. »Das eröffnet den Blick darauf, wie weit diese niederträchtige Bereicherung reichte«, sagte die IKG-Präsidentin.
Projekte wie die »Initiative Historische Lernorte Sendling« sind nach Ansicht von Charlotte Knobloch notwendig, um erkennbar zu machen, dass es eine unkündbare Einheit zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gibt.