Platz drei, 11,58 Prozent – das Ergebnis für Michael Rubinstein beim ersten Wahlgang der Oberbürgermeisterwahl in Duisburg Mitte Juni 2012 war für einen Quereinsteiger, der keine Partei hinter sich hatte, mehr als respektabel. »Das Wahlergebnis damals«, sagt Rubinstein, im Hauptberuf Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen, »war nicht so, dass den etablierten Parteien viel Vertrauen entgegengebracht wurde.«
Zwar setzte sich in der Stichwahl zwei Wochen später Sören Link durch, doch die über 71 Prozent, mit denen sich der SPD-Kandidat gegen die CDU-Konkurrenz durchsetzen konnte, sahen schon damals nur auf dem Papier gut aus: Bloß ein gutes Viertel der Duisburger war überhaupt zur Wahl gegangen.
Aufbruch »Der versprochene Neuanfang ist schon zu Ende«, sagte Rubinstein bei der Vorstellung der »Wählergemeinschaft Duisburgerschaft« Ende März, und er liegt damit nicht falsch: SPD, Grüne und die Linke, deren stellvertretender Vorsitzender der auch bundesweit als notorischer »Israelkritiker« bekannte Hermann Dierkes ist, sind vor allem mit der Verteilung von Posten für politische Freunde und mit Steuererhöhungen beschäftigt. Von der versprochenen Aufbruchstimmung nach der Zeit unter OB Adolf Sauerland (CDU), der nach der Loveparade mit ihren 21 Toten die Stadt durch Untätigkeit und Ignoranz gegenüber den Opfern lähmte, ist nichts zu spüren.
Grund genug für die »Duisburgerschaft« um Rubinstein, an der Kommunalwahl im kommenden Jahr teilnehmen zu wollen. Die Initiative setzt sich aus Mitgliedern verschiedener Gruppen aus dem bürgerlichen Spektrum zusammen, und Michael Rubinstein ist ihr Vorsitzender: »Wir wollen das bürgerliche Engagement verstärken und zur Wahl eine starke Mannschaft aufstellen, die in den Stadtteilen vernetzt ist und aus Experten besteht.«
Einsatz Die Mannschaft gibt es jedoch noch nicht. Bei ihrer Vorstellung bestand die »Duisburgerschaft« gerade einmal aus fünf Männern und einer Frau, und ein Programm gibt es auch noch nicht: Das soll mit den erhofften Mitgliedern gemeinsam erarbeitet werden. Ein Hauptpunkt steht schon fest: Die Bürger sollen dazu gebracht werden, sich für ihre Stadt einzusetzen.
Da es in NRW keine Fünf-Prozent-Hürde gibt, stehen die Chancen der »Duisburgerschaft« gut, im kommenden Jahr in den Rat einzuziehen. Die Kommunalpolitik in Duisburg gilt nicht erst seit dem Loveparade-Unglück als so verfilzt, dass viele Duisburger sich über ein neues Politikangebot freuen dürften.