Am vergangenen Freitag ist der Gründungsdirektor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, Hermann Simon, mit dem Ehrendoktortitel des Fachbereichs Geschichts- und Kulturwissenschaften der Freien Universität Berlin ausgezeichnet worden.
Der 68-jährige Historiker erhielt die Auszeichnung für sein langjähriges Engagement für die Jüdische Gemeinde zu Berlin und für seinen herausragenden Beitrag zur wissenschaftlichen Erforschung des deutschen Judentums, wie Guilio Busi, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Judaistik an der FU, sagte: »Hermann Simon ist wie kein Zweiter Sinnbild für die deutsch-jüdische Kontinuität.«
Quelle Seine vielfältigen Publikationen und Ausstellungsprojekte hätten die Forschung zur modernen und gegenwärtigen jüdischen Geschichte Deutschlands geprägt und entscheidend vorangebracht. »Das Archiv des Centrum Judaicum, in dem Hermann Simon unermüdlich gearbeitet hat, ist für die nationale und internationale Forschung eine schier unerschöpfliche Quelle für Forschungsarbeiten«, so der Professor weiter.
Neben Dozenten und Studierenden des Fachbereichs nahmen auch Universitätspräsident Peter-André Alt, der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, Andreas Nachama, und der Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Peter Schäfer, an der Zeremonie in der »Holzlaube« in der Fabeckstraße in Dahlem teil. Die Laudatio hielt Berlins Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach. »Mit seinem wissenschaftlichen Werk und seiner intellektuellen Biografie hat er Berlin zutiefst geprägt«, sagte Krach über Simon.
Dessen Leben und Werk seien für alle Berliner Vorbild und Verpflichtung. Insbesondere in einer Zeit, in der erneut Hass und Intoleranz in der Gesellschaft um sich griffen. »Bildung, Mitmenschlichkeit, historische Verantwortung, Urteilskraft – das brauchen wir heute mehr denn je, und wir finden dies im Werk und tätigen Leben von Hermann Simon«, so Krach. Der frisch gekürte Dr. h.c. Simon zeigte sich über die ihm verliehene Auszeichnung geehrt. »Ich verstehe die Ehrendoktorwürde als Anerkennung einer Lebensleistung«, sagte Simon. Den Titel wolle er zukünftig in seinem Namen führen.
Orientalistik Hermann Simon wurde 1949 als Sohn der Philosophiehistorikerin Marie Jalowicz Simon und des Judaisten Heinrich Simon in Ost-Berlin geboren, wo er später an der Humboldt-Universität Geschichtswissenschaften und Orientalistik studierte. Von 1988 bis 2015 war Simon Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum.
In dieser Zeit machte er die Einrichtung zu einer wichtigen Institution für das jüdische Leben in der Bundeshauptstadt. Dass die 1866 eröffnete und während des Zweiten Weltkriegs stark beschädigte Neue Synagoge nicht abgerissen, sondern teilsaniert wurde und bis heute die Silhouette Berlins prägt, ist maßgeblich Simons Verdienst. Im Oktober 2015 wurde er mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet.
Größeren Kreisen bekannt wurde Simon mit dem Buch Untergetaucht. Eine junge Frau überlebt in Berlin 1940–1945, in dem Simon die Geschichte seiner Mutter während der nationalsozialistischen Verfolgung erzählt. Als Autor zur Ruhe setzen möchte er sich nicht. »Ich werde auch in den nächsten Jahren weiter mit von der Partie bleiben«, sagte er.
Der Ehrendoktor wird für besondere wissenschaftliche Leistungen an Akademiker und Nichtakademiker verliehen. Neben Simon sind unter anderem der deutsch-schweizerische Judaist Ernst Ludwig Ehrlich, Ex-Bundespräsident Theodor Heuss, Berlins ehemaliger Regierender Bürgermeister Ernst Reuter und der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki Ehrendoktoren der FU.