Israel, wir stehen an deiner Seite» – unter diesem Motto hatten sich am Sonntagabend weit über 800 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung getroffen. Ein weißblaues Meer aus großen und kleinen Fahnen unterstrich vor der Synagoge am Jakobsplatz das Engagement der Anwesenden, ebenso wie immer wieder ertönender Applaus für die Redner aus allen Gruppen der Gesellschaft und der lautstarke Ruf «Am Israel Chai – Das Volk Israel lebt».
Protest «Mit der Gründung des Staates Israel sind wir – so hat es David Ben Gurion einst ausgedrückt – mehr als je zuvor zu Bürgern dieser Welt geworden. Und als solche erheben wir heute unsere Stimme», beschrieb Präsidentin Charlotte Knobloch das Anliegen der Aktion. «Wir wollen und können nicht länger schweigend zuschauen, wie die Terroristen der Hamas Raketen auf israelische Kinder, Frauen und Alte feuern. Hier und jetzt wollen wir unsere Stimme erheben gegen die antiisraelische Propaganda. Gegen die Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit. Und für ein Israel in sicheren Grenzen.»
Knobloch betonte auch das Recht und die Pflicht Israels, seine Bürger zu schützen. Frieden werde es erst dann geben, «wenn die Hamas endlich das Existenzrecht des jüdischen Staates anerkennt und die Palästinenser bereit sind, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, statt sich unmündig von Terroristen lenken und manipulieren zu lassen».
Zu Knoblochs Forderungen gehörte nicht nur ein Ende des Raketenbeschusses durch die Hamas. Sie richtete sich auch an die Menschen außerhalb des jüdischen Staates: «Stehen Sie an der Seite Israels! Wir fordern demokratische Kritik unter Demokraten – ein Ende der Fundamentalkritik an Israel. Wir erwarten ein Ende der Einseitigkeit, denn nicht Israel, sondern die Hamas ist die Wurzel allen Übels. Dies gilt es endlich zu erkennen. Solange die Weltöffentlichkeit der Propaganda der Hamas aufsitzt, werden wir weiter fest und solidarisch für das Existenzrecht des jüdischen Staates eintreten.»
Politik Ihre Kritik an einseitigen Stellungnahmen und Verurteilungen Israels unterstrichen viele der Redner. Sacha Stawski von «Honestly Concerned» hatte ein Grußwort geschickt, in dem er unter anderem jene Politiker in Deutschland, die von einem Apartheidssystems in Israel sprechen, aufforderte, sich besser zu informieren. Die Forderung nach einem «Free Gaza» ergänzte er um «Free Gaza from Hamas!».
Sich besser zu informieren, forderte auch Steven Guttmann, der frühere Leiter der Zionistischen Jugend Deutschlands und Mitglied des Jüdischen Studentenverbands. Wer Israel die Schuld an dem Konflikt gebe, sei «nicht nur auf dem rechten, sondern auf beiden Augen blind». Der Studentenverband hatte bereits zuvor mit einem Infostand in der Münchner Innenstadt auf die Situation in Israel aufmerksam gemacht.
Das Mitgefühl für das Leid der Israelis machte der Münchner Weihbischof Engelbert Siebler, Mitglied im Präsidium des Bündnisses für Toleranz, auf sehr persönliche Weise deutlich: Er erinnere sich noch an Alarm und Bomben in Deutschland in seiner Kinderzeit. Er unterstrich das Existenzrecht Israels in sicheren Grenzen: «We stand with Israel, Schalom!»
Frieden Sein evangelischer Kollege, Pfarrer Hans-Jürgen Müller, stellvertretender Vorsitzender von «Begegnung von Christen und Juden. Verein zur Förderung des christlich-jüdischen Dialogs in der Evangelischen Landeskirche Bayern», unterstrich dies und fügte hinzu: «Der Friede ist in höchster Gefahr durch die, die nur ein Ziel haben: Israel verschwinden zu lassen.»
Dass Israel nicht allein steht, versicherte Johannes Singhammer, stellvertretender Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. «Ich hoffe, dass der Waffenstillstand Bestand hat», betonte er. Es sei auch wichtig, den Waffenschmuggel nach Gaza zu unterbinden. Frieden im Nahen Osten könne es «nur dann geben, wenn das Existenzrecht Israels dauerhaft gesichert ist».
Für die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) stellte Heribert Schmitz von der DIG Nürnberg–Mittelfranken die besorgte Frage, wie es weitergehen werde. Ein wichtiger Faktor sei es, die Erziehung zum Hass in Gaza zu beenden: «Wie soll Frieden mit jemand geschlossen werden, der die Auslöschung Israels zum Ziel hat?»
terror Dass es sich bei den Angriffen aus Gaza längst nicht mehr um «selbst gebastelte Feuerwerkskörper» handele, sondern um Raketen aus dem Iran, darauf verwies Yehoshua Chmiel, Vorsitzender von Am Echad, in seiner Ansprache. Der Terror könne jederzeit auch Amerika und Europa treffen: «Wir alle sind heute Israel».
Weitere Solidaritätsadressen verlasen Peter Lamm, stellvertretender Vorsitzender der Initiative 27. Januar, und Michael Spaney, Direktor des Mideast Freedom Forum Berlin. Oberbürgermeister Christian Ude ließ sich von Stadtrat Marian Offman vertreten. Sein Amtsvorgänger, der spätere Bundesminister Hans-Jochen Vogel, bedauerte, verhindert zu sein, schickte aber «alle guten Wünsche». Mit der gemeinsam gesungenen Hatikwa bestätigten die Anwesenden diese Wünsche zum Abschluss eines eindrucksvollen Miteinanders.