Im Streit um den zentralen Platz der Alten Synagoge Freiburg im Breisgau und den Gedenkbrunnen im Zentrum der Stadt zeichnet sich eine mögliche Lösung ab. Ende des vergangenen Jahres stellten Vertreter der Stadt ein »Bündel von möglichen Maßnahmen« für einen würdigen Umgang mit dem Gedenkbrunnen vor, der in den beiden vergangenen Sommern als Planschbecken für Kinder oder zum Kühlen von Getränken missbraucht worden war.
Zu Beginn dieses Jahres kündigte Oberbürgermeister Martin Horn dann an, dass die Stadt plane, im nahe gelegenen Colombipark für den Sommer einen Spielplatz mit Wasserspielen einzurichten. Das, so OB Horn, würde den Gedenkbrunnen entlasten. Eltern hatten in der Diskussion um den Gedenkbrunnen beklagt, dass die Stadt zu wenig Planschgelegenheiten für Kleinkinder anbiete.
Pläne Man begrüße diese neuen Pläne der Stadt ausdrücklich, sagt die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Freiburg, Irina Katz, der Jüdischen Allgemeinen. »Gut ist vor allem auch, dass mit uns über diese Sache gesprochen wird.« Allerdings schränkt sie ein: »Wir sind skeptisch, dass sich die Pläne der Stadt so schnell umsetzen lassen.« Man müsse sich darauf gefasst machen, dass wohl auch im kommenden Sommer der Brunnen nicht zum Gedenken genutzt werde. Der Park müsse zunächst für seinen neuen Zweck umgebaut werden.
Außerdem habe der Colombipark einen schlechten Ruf. In der Vergangenheit gab es hier Gewaltdelikte und Drogenhandel. Viele Freiburger meiden den Park zur Nachtzeit. Dafür soll es nun beispielsweise eine neue Beleuchtung geben. Dass im Park auch ein Platz für Drogenabhängige geschaffen werden soll, werde »das Projekt sicher noch länger verzögern«, gibt sich Irina Katz pessimistisch.
Tram-haltestelle Die Gemeindevorsitzende wirft den Behörden grundsätzlich mangelnde Sensibilität im Umgang mit der Gedenkstätte vor, die direkt vor dem Theater liegt. »Mitte März wird hier eine neue Straßenbahnhaltestelle eröffnet, das heißt, auf dem Platz kämen täglich noch mehr Menschen zusammen.« Diese darüber zu informieren, was zur Nazizeit vor etwa 80 Jahren hier passiert ist, müsste doch eigentlich eine vordringliche Sache der Stadt sein, findet Irina Katz. https://www.juedische-allgemeine.de/unsere-woche/informieren-statt-gedenken/
Kürzlich, so erzählt sie, sei eine Schülerdemonstration am Gedenkbrunnen vorbeigekommen und habe den Sicherheitsabstand von vier Metern zum Mahnmal nicht eingehalten. »Gerade junge Menschen sollten eher darauf aufmerksam gemacht werden, welche Ereignisse hier passiert sind.« Und gar nicht verstehen kann Katz: »Vor dem Aschermittwoch soll ausgerechnet hier auch noch ein Narrentreffen stattfinden.« Das sei, bei aller Begeisterung für das närrische Treiben, nun wirklich nicht angemessen.