Mit Elisa Klapheck steht zum ersten Mal eine Frau an der Spitze der Allgemeinen Rabbinerkonferenz Deutschland (ARK). Der neue Vorstand wählte die Frankfurter Rabbinerin am Freitag in seiner konstituierenden Sitzung einstimmig zur Vorsitzenden, wie die ARK in Berlin nun mitteilte.
Erster stellvertretender Vorsitzender ist der Berliner Rabbiner Andreas Nachama, der bisher Vorsitzender des Gremiums war. Zum zweiten stellvertretenden Vorsitzenden wurde Rabbiner Nils Ederberg gewählt, der für das Militärrabbinat in Hamburg tätig ist. Vorangegangen waren am Mittwoch vorgezogene Wahlen.
In der ARK als Gremium des Zentralrats der Juden in Deutschland sind Rabbinerinnen und Rabbiner aus nicht-orthodoxen Strömungen organisiert. Gegründet wurde sie im Jahr 2005. Daneben gibt es noch die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD).
Dass nun erstmals eine Frau ARK-Vorsitzende ist, sei ein »deutliches Zeichen«, sagte Nachama. »Ich finde, das ist eine schöne Wendung, und es war lange an der Zeit.« Er selbst stand vier Jahre an der Spitze.
Rabbinerin Klapheck sprach von einem Neuanfang: »Auf zu neuen Ufern und neuen Themen«, betonte sie. Sie wolle auch einer neuen Generation Gehör verschaffen und deutlich machen, dass das Judentum vielschichtig ist. »Wir wollen ein Vorstand sein, der die Kräfte zusammenbindet.«
Die ARK wolle sich künftig auch weiter zu aktuellen Themen äußern, etwa zu patrilinearen Juden, die einen jüdischen Vater, aber eine nichtjüdische Mutter haben und damit nach der Halacha nicht jüdisch sind - sofern sie nicht zum Judentum übergetreten sind. Hinzu kämen noch weitere aktuelle Themen, die das Judentum herausforderten.
Die aus Düsseldorf stammende Klapheck, Jahrgang 1962, ist Rabbinerin des Egalitären Minjan in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt am Main. Dabei handelt es sich um eine Synagogengemeinschaft von liberalen Jüdinnen und Juden mit etwa 150 Anhängern. Klapheck ist darüber hinaus unter anderem Professorin für Jüdische Studien an der Universität Paderborn.
Sie ist außerdem im Vorstand eines neuen Verbandes für liberale jüdische Gemeinden und Gruppierungen. Der Egalitäre Minjan gehört zu den Gründungsmitgliedern des Jüdischen Liberal-Egalitären Verbandes (JLEV). Daneben besteht die Union progressiver Juden in Deutschland (UpJ), die seit 1997 große Teile des liberalen Judentums organisiert.