Endlich Ferien. In manchen Bundesländern haben die Kinder bereits ihre Zeugnisse bekommen, in anderen starten sie etwas später. Die Sonne scheint, und sechseinhalb Wochen freie Zeit liegt vor ihnen. Doch nicht alle können ihre Rucksäcke und Koffer packen und verreisen. Wie gut, dass etliche Gemeinden Daycamps für die Kids anbieten. In Düsseldorf erschallen bereits seit zehn Tagen helle Kinderstimmen durch die Räume. Drei Wochen lang werden sie hier betreut, erleben Spiele und Ausflüge und können herumtoben. In den ersten beiden Wochen waren 90 dabei.
»Das liegt aber auch daran, dass wir auch für nichtjüdische Kinder offen sind«, sagt Anastasia Zhukova, eine der beiden Leiterinnen. »Es läuft super und bringt allen viel Spaß.« Besonders freue es alle, dass es keine Corona-Auflagen mehr gibt. Erst am Nachmittag geht es nach Hause, sodass die Eltern ihre Kinder gut betreut wissen und so die Möglichkeit haben, tagsüber ihre Arbeit wahrzunehmen.
PLAN In der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen treffen sich seit Montagmorgen die Kids, um gemeinsam die Tage zu verbringen. »Der erste Tag war sehr schön«, sagt Marie Zielinski, Mitarbeiterin der Jüdischen Gemeinde, am Montagabend. Gemeinsam haben alle 14 Kids gefrühstückt, dann Pinnwände gebaut, Schach und Kicker gespielt. Auf dem Plan stehen noch Theaterworkshops, Musikprojekte und Ausflüge. Einer wird zur Polizei gehen. »Die hat uns eingeladen, und wir kommen natürlich sehr gern«, sagt Marie Zielinski.
Ausflüge, Workshops und Kinobesuche stehen auf dem Programm.
Anton Tsirin leitet in der Jüdischen Gemeinde Dortmund die letzten drei Ferienwochen das Sommercamp. »Wir sind jetzt schon ausgebucht«, sagt er. Zwischen sechs und elf Jahre seien die 45 Teilnehmer alt. Nur, wenn jemand abspringen sollte, könnte jemand anderes nachrücken. Zwölf Madrichim werden in der Zeit im Einsatz sein und haben bereits ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine gestellt. So soll es nach Essen ins »Phänomania« gehen, wo der Schwerpunkt auf den Naturwissenschaften liegt. »Da wollen wir unter anderem mit einer Lupe Papier anzünden«, sagt Anton
Die »ZOOM Erlebniswelt« in Gelsenkirchen, hinter der sich der umgestaltete ehemalige Ruhr-Zoo verbirgt, lockt ebenfalls, da sollen Paviane gefüttert werden. Und auch in »Irrland«, der Bauernhof-Erlebnisoase, gibt es viel zu entdecken. »Wir möchten abwechslungsvolle Tage anbieten, auf keinen Fall eine Aufbewahrungsanstalt sein«, betont Anton.
Im vergangenen Jahr gab es auch einen Inklusionstag, der von den Kindern sehr gut angenommen worden sei. Die erblindete Kinderbuchautorin Eva Khaikina kam ins Daycamp und zeigte anhand von Übungen, wie schwierig der Alltag für sie mitunter ist. »Beispielsweise hielten sich die Kids ihre Augen zu und sollten heruntergefallene Sachen auf dem Boden finden«, erzählt Anton. Für sie war das eine ganz neue Erfahrung – und sie waren sehr interessiert. Deshalb wird die Schriftstellerin wahrscheinlich wieder für ein paar Tage ins Sommercamp kommen.
angebot In Hamburg wird das Jugendzentrum zusammen mit dem Joseph-Carlebach-Bildungshaus ein Angebot erstellen, sagt Ilja Cinciper, der das Juze »Chasak« leitet. Er erinnert sich an seine Schulzeit, als er in den Ferien doch viel herumhing. »Die Kinder sollen die Ferien nicht allein zu Hause verbringen.« Ihm sei es wichtig, dass es ein umfangreiches Sportprogramm gibt.
Neben einem Daycamp für jüngere Kinder bietet die Jüdische Gemeinde Hannover zum ersten Mal ein spezielles Programm für Jugendliche im Alter von zwölf bis 16 Jahren an, das von den Madrichim des Juze »Chai« geleitet wird.
In den letzten beiden Ferienwochen startet das Sommercamp in der Joachimsthaler Straße. Vorher würden Schulen und Horts eine Betreuung anbieten. »Wir sind sehr beliebt«, sagt Shelly Schlafstein, Leiterin der Juze »Olam«. Die Nachfrage sei groß. Mindestens fünf Madrichim seien immer dabei, dazu kommen noch ehrenamtliche Mitarbeiter für die milchige Küche.
SCHABBAT Auch Schabbat werden sie vorbereiten, indem sie Challot backen. Auf dem Programm stehen Ausflüge, Workshops in Museen, Kinobesuche und Ausflüge zu Wasserspielplätzen. »Wir möchten inhaltliche Arbeit leisten und die Kids kennenlernen«, sagt Schlafstein. Sie möchte eine Bindung zu ihnen aufbauen. »Am meisten freue ich mich, wenn die Kinder am Ende des Tages zu mir kommen, mich umarmen und sagen, dass sie sich auf den nächsten Tag freuen.« In Sommercamps entstünden viele Freundschaften, es würden jüdische Inhalte vermittelt, und es entstehe eine Gemeinschaft.
Der Inklusionstag wurde von den Kindern sehr gut angenommen.
Viele Nudelgerichte stehen auf dem Speiseplan bei dem Sommercamp von Maccabi München. Jeden Tag wird frisch gekocht. Dort können sich die Kinder zwischen mehreren Sportarten entscheiden. Tennis und Fußball seien sehr nachgefragt, und es haben sich bereits mehr Jungen als Mädchen beim Tanzen angemeldet. Da wird es um Hip-Hop und israelische Tänze gehen.
freie plätze »Mehr als 60 Kinder stehen bereits auf der Liste, aber es gibt noch einige freie Plätze. Wir freuen uns über jeden Teilnehmer«, sagt Alvaro von Lill-Rastern, Sportdirektor und Manager von Maccabi München. Morgens um 10 Uhr geht es los, ab 16 Uhr dürfen sich die Muskeln entspannen. »Unser Angebot wird sehr gut angenommen, denn viele Eltern müssen auch arbeiten und sind erleichtert, wenn ihr Nachwuchs gut betreut wird.«
Manchen Kindern gefällt es bei Maccabi so gut, dass sie sich als Mitglied anmelden. Ukrainische Kinder dürfen mitmachen, ohne Gebühren dafür zu bezahlen. »Sie sollen die Normalität erleben«, sagt Lill-Rastern.
Basketball-, Fußball-, Inline-Artistic-, Schach-, Schwimm- und Krav-Maga-Camps bietet Makkabi Frankfurt in den hessischen Sommerferien an. Da sollte für jeden etwas dabei sein.