In dem Wunsch, die Dunkelheit zu durchbrechen, um die Welt heller und besser zu machen, ähneln sich Chanukka und Weihnachten, findet IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch. Mehr als nur ähnlich, vielmehr komplett übereinstimmend, ist in diesem Jahr allerdings das zeitliche Zusammentreffen der beiden Feste.
Mit dem Entzünden des ersten von insgesamt acht Lichtern beginnt am Abend des 24. Dezember Chanukka. Den Münchnern beschert diese kalendarische Seltenheit auch eine Verlängerung der Festtage. Denn direkt nach den Weihnachtsfeiertagen findet am Abend des 27. Dezember die Chanukkafeier auf dem Jakobsplatz statt.
Tradition Das öffentliche Entzünden der Lichter auf dem Jakobsplatz im Herzen der Stadt hat Rabbiner Israel Diskin von Chabad Lubawitsch vor fast 20 Jahren zu einem gesellschaftlichen, religionsübergreifenden Ereignis in München gemacht. Die Kulisse mit Synagoge und Gemeindezentrum und das Entzünden des Leuchters in acht Metern Höhe mithilfe einer Hebebühne machen das Ergeignis spektakulär.
Die Überschneidung der christlichen und jüdischen Feiertage hat auch das Programm von Schule, Kindergarten und Kita etwas durcheinandergewirbelt, da Chanukka mitten in die Ferienzeit fällt. Ein Problem ist es nicht. »Wir haben halt die Feiern etwas vorverlegt«, sagt Marcus Schroll, der unter anderem für den Religionsunterricht im Bildungsbereich der IKG verantwortlich ist und seit Herbst zusammen mit Miriam Geldmacher das neu gegründete Jüdische Gymnasium leitet.
Der historisch-religiöse Hintergrund von Chanukka ist für Lehrer und Erzieher ein wichtiges Thema. Wie sie das in der Praxis umsetzen, beschreibt Schroll so: »In der Sinai-Schule und im Gymnasium feiern wir in diesem Jahr vorab, innerhalb der jeweiligen Klasse und auch auf das Alter der Schüler bezogen.«
Die ferienbedingte Vorverlegung der Chanukka-Feierlichkeiten hat auch im Kindergarten niemanden gestört – die Kinder schon gleich gar nicht. Irina Sokolov, die Leiterin des Kindergartens, freut sich: »Die Kinder befinden sich schon seit mehreren Wochen im Chanukkafieber, und alle, von klein bis groß, sind mit Begeisterung dabei.«
Highlight Bereits Wochen vor der alljährlichen Chanukkafeier, die selbst den großen Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums mit 500 Sitzplätzen an die Grenze der Belastbarkeit bringt, sind die Kinder aufgeregt.
Das abwechslungsreiche Programm der Kinder, für das sie so lange üben, ist für die Eltern und Familien längst zu einem Highlight geworden. Auch am Dienstag wurden die Kleinen regelrecht umjubelt.
Bei den Chanukka-Vorbereitungen im Saul-Eisenberg-Seniorenheim muss auf den bayerischen Lehrplan und seine Ferienordnung keine Rücksicht genommen werden.
Dort läuft alles wie gewohnt: Die Bewohnerinnen und Bewohner backen und überraschen mit diesen Köstlichkeiten und anderen Geschenken, die im Vorfeld liebevoll vorbereitet werden, die Gäste der Lichterfest-Party. Neben Purim gehört Chanukka zu den fröhlichsten Festen im jüdischen Jahreszyklus. Erinnert wird dabei an die Wiedereinweihung des zweiten jüdischen Tempels in Jerusalem im Jahr 3597 (164 v.d.Z) – und an das damit überlieferte Wunder. Das Licht der Menora drohte zu erlöschen, da nur noch eine Tagesration geweihtes Öl vorhanden war und die Herstellung neuen Öls acht Tage dauern würde. Doch wundersamer Weise reichte das wenige Öl so lange, bis das neue fertig war. Daran erinnern die acht Lichter des Chanukkaleuchters.
Mitarbeiter Die entspannte Atmosphäre, die zum achttägigen Lichterfest im Vorfeld herrscht, ist überall im Gemeindezentrum zu spüren. Immer zu dieser Zeit findet auch die Mitarbeiterfeier statt.
Für IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, die auch im Namen der anwesenden Vizepräsidenten Yehoshua Chmiel und Ariel Kligman sowie weiterer Vorstandsmitglieder spricht, ist es wichtig, sich wenigstens einmal im Jahr gemeinsam für ein paar Stunden zurückzulehnen: »Dazu ist ja bei uns eher selten die Gelegenheit.«
Einen kleinen Wermutstropfen gab es bei der Feier dennoch: Zum letzten Mal war Chil Rackowski dabei, der langjährige IKG-Geschäftsführer verabschiedete sich in den Ruhestand.