München

Aller guten Dinge sind zehn

An der Zahl »10« kommt man im jüdischen Leben Münchens heuer einfach nicht vorbei. Erst ein paar Wochen ist es her, da konnte die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern das zehnjährige Bestehen des Gemeindezentrums am Jakobsplatz feiern. Ein rundes Jubiläum in dieser Größenordnung steuerte jetzt auch der TSV Maccabi bei. Zum zehnten Mal wurde das Kurt-Landauer-Turnier für Schüler- und Jugendmannschaften auf dem Gelände an der Riemer Straße ausgetragen.

Die Spiele der 32 Mannschaften, die aus dem Großraum München, aus Oberbayern und sogar aus Wien angereist waren, beobachtete ein älterer Herr am Spielfeldrand mit ganz besonderem Interesse. Uri Siegel, Jahrgang 1922, ist der Neffe von Kurt Landauer, dem Namensgeber des Turniers. Er freut sich darüber, dass der lange aus der Öffentlichkeit verschwundene Name seines jüdischen Onkels auf diese sportliche Weise in Erinnerung gehalten wird.

erfolg Kurt Landauer war bis zur Machtergreifung der Nazis Präsident des FC Bayern München, ging in die Schweiz ins Exil und kehrte nach dem Krieg in das Präsidentenamt zurück. Unter seiner Regie wurde Bayern München 1932 zum ersten Mal Deutscher Meister. Es hat viele Jahre gedauert, doch inzwischen hat auch Münchens Vorzeigeverein das lange unbeachtet gebliebene »jüdische« Kapitel der Vereinsgeschichte aufgearbeitet und Kurt Landauer den gebührenden Platz darin eingeräumt.

Die Teilnahme einer Bayern-Schülermannschaft am Kurt-Landauer-Gedächtnisturnier des TSV Maccabi spiegelt das geänderte Bewusstsein ebenso wider wie das Grußwort von Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. »Kurt Landauer«, schrieb er an Präsident Robby Rajber, »war ein einzigartiger Visionär. Für mich war er der erste moderne Präsident im deutschen Fußball. Inzwischen haben wir einen Platz nach ihm benannt vor der Allianz Arena. In unserem Vereinsmuseum ist sein Leben, seine Präsidentschaft, sein Schicksal während der NS-Zeit dokumentiert. Wir wollen uns an ihn erinnern, an seine Haltung, seine Liebe zum Fußball. Und ich freue mich, dass der TSV Maccabi München nun bereits im zehnten Jahr mit einem Turnier für Kinder und Jugendliche dazu beiträgt.«

Jeder einzelne Spieler, der an dem Turnier teilnimmt, bekommt am Ende vom TSV Maccabi eine Auszeichnung überreicht. In den vergangenen Jahren war es meistens ein kleiner Pokal, diesmal gab es eine Medaille. Die nette Geste, die sich nicht am sportlich zählbaren Erfolg orientiert, sagt viel über das Selbstverständnis des jüdischen Sportvereins aus. Maurice Schreibmann, der den Verein zusammen mit Andreas Huber managt, bringt in Kurzform auf den Punkt, wie die Seele des TSV Maccabi tickt: »Erlebnis ist wichtiger als Ergebnis.«

Konzept Ein Ergebnis ist für den Verein mit Präsident Robby Rajber an der Spitze allerdings nicht zu übersehen. Das Konzept der Maccabi-Macher, das vor allem auf die Jugend setzt, hat geradezu eine Magnetwirkung auf junge Menschen. Kaum ein anderer Sportverein hat einen derart hohen Mitgliederanteil von Schülern und Jugendlichen. »Wir gehören zu den Top drei unter den Vereinen in Bayern. Bei uns sind es zwei Drittel«, sagt Maurice Schreibmann stolz.

Eine andere Erfolgszahl, die den TSV Maccabi betrifft, hat allerdings auch noch eine zweite Seite. Kein anderer Verein in ganz Deutschland hat in jüngster Zeit einen derart rasanten Mitgliederzuwachs aufzuweisen wie der jüdische Sportverein aus München. Ein Aspekt dieser erfreulichen Entwicklung lässt sich aber eben nicht unter den Teppich kehren. »Wir sind mit 1100 Mitgliedern, die wir inzwischen haben, an unserer absoluten Kapazitätsgrenze angekommen«, beschreibt Maurice Schreibmann die Zwickmühle.

Für eine erhebliche Verbesserung des Sportangebots und eine Entzerrung des Zeitplans sorgte in jüngster Zeit schon die Jony-Halle, die die Unabhängigkeit vom Wetter garantiert und Maccabi dadurch einen größeren Aktionsradius ermöglicht. Einen ähnlichen Effekt versprechen sich die Maccabi-Verantwortlichen von einem großen Kunstrasenplatz, der sich auch bei schlechtem Wetter bespielen lässt.

Finanzierung Der entscheidende Unterschied der beiden Projekte: Die Jony-Halle wurde durch eine großzügige Spende ermöglicht. Die Finanzierung des Kunstrasenplatzes ist indes noch lange nicht in trockenen Tüchern – aber auch in diesem Punkt arbeitet Maccabi daran, sein Ziel zu verwirklichen. Als Belag ist ein Material vorgesehen, das sowohl Fußball als auch Hockey ermöglicht. »Gerade im Hinblick auf Hockey, das immer beliebter wird, wäre so ein Platz ideal – für Fußballer sowieso«, erklärt Schreibmann.

An der Stadt München, die ein Grundstück zur Erweiterung zur Verfügung stellt, wird das Projekt laut Schreibmann jedenfalls nicht scheitern. »Letztlich geht es darum, dass wir 250.000 Euro selbst aufbringen müssen, um das Projekt realisieren zu können«, so Schreibmann über das noch nicht gelöste Problem.

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