Dortmund

Abschied nach zwölf Jahren

Bilha und Avichai Apel (M.) Foto: Alexander Völkel

Großer Bahnhof für Avichai Apel: Der beliebte Dortmunder Rabbiner wurde von mehreren Hundert Gemeindemitgliedern und Ehrengästen verabschiedet. Nach fast zwölf Jahren verlässt der 40-Jährige die Kultusgemeinde Groß-Dortmund und übernimmt ab Anfang August eine neue Aufgabe als Rabbiner in Frankfurt am Main. Einigkeit herrschte in der Vielzahl der Festreden, dass Avichai Apel ein großer Gewinn für die Gemeinde war.

Sein Verdienst sei es, dass in Dortmund ein öffentlich wahrnehmbares jüdisches Leben »gleichwertig mit dem anderer Religionen« möglich sei. Von Anfang an hatte sich Apel zudem aktiv und öffentlich gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit positioniert: eine Haltung, die in der Gemeinde nicht von jedem honoriert wurde. Denn auch aus Gründen des eigenen Schutzes fand das jüdische Leben vor allem hinter den geschlossenen Türen der Gemeinde statt.

Gemeindevorstand Zwi Rappoport betonte, dass es Apel geschafft habe, die Gemeinde zu öffnen und in die Stadtgesellschaft zu integrieren. Oberbürgermeister Ullrich Sierau würdigte, dass gerade der Respekt und die Achtung, die Rabbiner Apel seinen Mitmenschen entgegenbringe, sein Erfolgsgarant sei – ebenso wie sein »unbedingter Wille, die Öffentlichkeit am jüdischen Leben teilhaben zu lassen, gepaart mit der Verständigung im interreligiösen Dialog«.

Imam Ahmad Aweimer, Vorsitzender des Rates der muslimischen Gemeinden in Dortmund, bedankte sich bei seinem jüdischen Kollegen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. »Ich als Palästinenser umarme den Juden aus Israel. Es schmerzt uns sehr, dass er uns verlässt«, so Aweimer.

Hannah Sperling, Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe, blickte auf das Vorstellungsgespräch von Apel vor rund zwölf Jahren zurück. »Der Funke sprang sofort über. Damals wusste ja noch keiner, wie richtig die Entscheidung war«, resümierte Sperling. »Durch seine warmherzige, offene Art band er sofort die Herzen der Gemeinde zusammen – besonders die der Jungen.«

Rebbetzin Ein wichtiger Faktor des Erfolgs, auch das wurde in den Würdigungen deutlich, war die Arbeit von Rabbinergattin Bilha Apel. Nicht nur, dass sie sich um die mittlerweile sieben Kinder der Familie kümmert – sie nahm auch von Anfang an ihre Rolle in der Gemeinde an, etwa beim Bau und der Organisation des rituellen Bades, bei Hebräischunterricht, Tages- und Sonntagsschule.

Apel machte deutlich, dass ihm der Abschied von Dortmund schwerfällt. Er wünsche sich, so der Rabbiner, dass sein Nachfolger Baruch Babaev die Arbeit und das Engagement unverändert fortführen möge. Dafür gab es anhaltenden Applaus, viele Geschenke, gute Wünsche – und auch ein paar Tränen.

Frankfurt

30 Jahre Egalitärer Minjan: Das Modell hat sich bewährt

Die liberale Synagogengemeinschaft lud zu einem Festakt ins Gemeindezentrum

von Eugen El  09.12.2024

Frankfurt/Main

»Mein Herz blutet«

In Israel herrsche »Balagan«, Chaos, sagt Chaim Sharvit. Er steht hier denen zur Seite, die zum ersten Jahrestag des 7. Oktober dunkle Gedanken haben. Ein Besuch in Deutschlands größtem jüdischen Altenheim in Frankfurt

von Leticia Witte  14.10.2024

Gedenkveranstaltung

Steinmeier: Wer überlebt hat, trägt schwer an der Last

Fünf Jahre nach dem rechtsextremen Anschlag besucht Bundespräsident Steinmeier die Tatorte.

 09.10.2024

Frankfurt

Graumann und Grünbaum zur Doppelspitze in der Frankfurter Gemeinde gewählt

Den Vorstand vervollständigen Rachel Heuberger, Daniel Korn und Boris Milgram

von Christine Schmitt  09.10.2024

Berlin

»Ein bewegender Moment«

Am Donnerstag fand in Berlin die feierliche Ordination von zwei Rabbinerinnen sowie sechs Kantorinnen und Kantoren statt. Doch auch der monatelange Streit um die liberale Rabbinatsausbildung in Deutschland lag in der Luft

von Ralf Balke  09.09.2024 Aktualisiert

Neue Potsdamer Synagoge

Am Freitag wird der erste Gottesdienst gefeiert

Nach der feierlichen Eröffnung im Juli soll nun das religiöse Leben in der Synagoge in Potsdam langsam in Gang kommen. Am Wochenende sind erste Gottesdienste geplant

 06.09.2024

IKG

»Ein großer Zusammenhalt«

Yeshaya Brysgal zieht nach einem Jahr als Jugendleiter eine positive Bilanz und plant für die Zukunft

von Leo Grudenberg  04.09.2024

Keren Hayesod

»Das wärmt mir das Herz«

Der Gesandte Rafi Heumann über seinen Abschied von Berlin, deutsche Spielplätze und treue Spender

von Christine Schmitt  04.09.2024

Porträt der Woche

Sinn ernten

Caro Laila Nissen half nach dem 7. Oktober Bauern in Kibbuzim nahe Gaza

von Lorenz Hartwig  01.09.2024