Großer Bahnhof für Avichai Apel: Der beliebte Dortmunder Rabbiner wurde von mehreren Hundert Gemeindemitgliedern und Ehrengästen verabschiedet. Nach fast zwölf Jahren verlässt der 40-Jährige die Kultusgemeinde Groß-Dortmund und übernimmt ab Anfang August eine neue Aufgabe als Rabbiner in Frankfurt am Main. Einigkeit herrschte in der Vielzahl der Festreden, dass Avichai Apel ein großer Gewinn für die Gemeinde war.
Sein Verdienst sei es, dass in Dortmund ein öffentlich wahrnehmbares jüdisches Leben »gleichwertig mit dem anderer Religionen« möglich sei. Von Anfang an hatte sich Apel zudem aktiv und öffentlich gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit positioniert: eine Haltung, die in der Gemeinde nicht von jedem honoriert wurde. Denn auch aus Gründen des eigenen Schutzes fand das jüdische Leben vor allem hinter den geschlossenen Türen der Gemeinde statt.
Gemeindevorstand Zwi Rappoport betonte, dass es Apel geschafft habe, die Gemeinde zu öffnen und in die Stadtgesellschaft zu integrieren. Oberbürgermeister Ullrich Sierau würdigte, dass gerade der Respekt und die Achtung, die Rabbiner Apel seinen Mitmenschen entgegenbringe, sein Erfolgsgarant sei – ebenso wie sein »unbedingter Wille, die Öffentlichkeit am jüdischen Leben teilhaben zu lassen, gepaart mit der Verständigung im interreligiösen Dialog«.
Imam Ahmad Aweimer, Vorsitzender des Rates der muslimischen Gemeinden in Dortmund, bedankte sich bei seinem jüdischen Kollegen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit. »Ich als Palästinenser umarme den Juden aus Israel. Es schmerzt uns sehr, dass er uns verlässt«, so Aweimer.
Hannah Sperling, Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe, blickte auf das Vorstellungsgespräch von Apel vor rund zwölf Jahren zurück. »Der Funke sprang sofort über. Damals wusste ja noch keiner, wie richtig die Entscheidung war«, resümierte Sperling. »Durch seine warmherzige, offene Art band er sofort die Herzen der Gemeinde zusammen – besonders die der Jungen.«
Rebbetzin Ein wichtiger Faktor des Erfolgs, auch das wurde in den Würdigungen deutlich, war die Arbeit von Rabbinergattin Bilha Apel. Nicht nur, dass sie sich um die mittlerweile sieben Kinder der Familie kümmert – sie nahm auch von Anfang an ihre Rolle in der Gemeinde an, etwa beim Bau und der Organisation des rituellen Bades, bei Hebräischunterricht, Tages- und Sonntagsschule.
Apel machte deutlich, dass ihm der Abschied von Dortmund schwerfällt. Er wünsche sich, so der Rabbiner, dass sein Nachfolger Baruch Babaev die Arbeit und das Engagement unverändert fortführen möge. Dafür gab es anhaltenden Applaus, viele Geschenke, gute Wünsche – und auch ein paar Tränen.