Gleich zweimal wurde in diesem Sommer im Alexander-Moksel-Kindergarten gefeiert. Für die Vorschulgruppe fand im Hubert-Burda-Saal des Gemeindezentrums das traditionelle Abschiedsfest statt, bei dem die Kinder vieles von dem aufführten, was sie im Kindergarten über die Jahre gelernt hatten. Mit ihren selbst gebastelten Schultüten verließen die künftigen Schüler dann gemeinsam mit Eltern, Geschwistern, Freunden und Betreuerinnen den Saal zu weiteren Aktivitäten.
Einige Zeit später hatte der Elternbeirat zu einem Sommerfest auf dem Maccabi-Gelände eingeladen. Bei beiden Feiern stand ein Ereignis ganz besonders im Mittelpunkt: der Abschied der langjährigen Kindergarten-Leiterin Romana Alfred. Nach 18 Jahren verlässt die Pädagogin nun die Israelitische Kultusgemeinde.
herz Unter der Leitung von Romana Alfred hatte vor einigen Jahren der Umzug des Kindergartens aus Bogenhausen in das neue Gemeindezentrum am Jakobsplatz stattgefunden. Damals besuchten rund 60 Kinder die Einrichtung, heute sind es mehr als 120. Das Herz der Pädagogin hat in all den Jahren stets den Kindern, dem jüdischen Leben und der IKG gehört.
Der Kindergartenausbau hat in der Arbeit von Romana Alfred ebenfalls einen großen Stellenwert eingenommen. Wichtig war ihr stets auch die Zusammenarbeit nach außen: So besuchten regelmäßig Lehrer- und Erziehergruppen den Kindergarten, um sich über sein Erfolgskonzept zu informieren. Die Anfragen sind nach wie vor zahlreich, die Institution hat einen hervorragenden Ruf.
Das Konzept des Alexander-Moksel-Kindergartens unterscheidet sich von anderen in vielen Punkten, zum Beispiel in altershomogenen Gruppen. Der Kernpunkt aber ist und bleibt die Religion. »Sie lebt mit uns«, unterstrich die Pädagogin bei ihrem Abschied. »Besucher waren immer sehr angetan, als sie erlebt haben, wie selbstverständlich das Thema in unseren Alltag eingebaut ist. Und das in einem Kindergarten, der Kinder unterschiedlicher Religionen betreut.«
Nestwärme Das Erfolgsgeheimnis der Einrichtung basiert auf der Nestwärme, die den Kindergarten auszeichnet. Diese Atmosphäre ist im Alltag ganz selbstverständlich – beim Lernen und Spielen, in der Gemeinschaft und beim Feiern. »Ich wollte immer einen etwas anderen Kindergarten«, erklärte Romana Alfred. »Ich wollte den Kindern über das Notwendige hinaus etwas bieten. Die Nestwärme hier sollten sie und ihre Familien stets spüren. Ich habe es geschafft, dass sie alle sich im Kindergarten wohlfühlen.«
Fester Bestandteil der Erziehung ist außerdem das gemeinsame Spielen, Lernen und Feiern der Kinder. Der jüdische Bezug dabei ist immer vorhanden – sei es beim Singen hebräischer Lieder oder dem Begehen der Festtage. An Purim zum Beispiel spielen die Kinder begeistert mit, wenn es um das Buch Esther geht. Ein guter Kontakt zum Rabbinat besteht ebenfalls, nicht nur, wenn die Kleinsten der Gemeinde die Synagoge besuchen.
Auch die Rabbiner kommen ihrerseits regelmäßig zu den Kindern. Voller Freude machen die Kinder bei den Schabbatvorbereitungen mit und bringen sich ein, wenn zu Chanukka Kopfschmuck mit Lichtern oder Dreidel gebastelt werden. Aufführungen im Kindergarten selbst oder auch im Hubert-Burda-Saal für Freunde und Verwandte unterstreichen die positive Stimmung.
Anerkennung Romana Alfred freut sich, dass ihr das alles gemeinsam mit ihrem Team gelungen ist. Und sie ist dankbar für die Anerkennung, die ihr Präsidentin Charlotte Knobloch beim Abschied zollte: »Sie verfügen über die wohl wichtigste menschliche Fähigkeit: Herzlichkeit – und zwar in einem so besonderen Maße, dass jeder, der Ihnen begegnet, sofort umarmt wird – von Ihrem unnachahmlichen Charme, Ihrer Warmherzigkeit und Ihrer menschlichen Größe.«
Für Charlotte Knobloch ist Romana Alfred in den vergangenen rund 20 Jahren »nicht nur die gute Seele unseres Kindergartens gewesen, sondern zugleich unseres gesamten Hauses«. Alfreds Haltung, ihr einfühlsames und Kraft gebendes Wesen hätten ihre Arbeit auf einzigartige Weise geprägt, so Knobloch.
Auch die richtige Mischung von Geduld und Power gehörten dazu, führte Knobloch weiter aus und hob die Leidenschaft der Pädagogin für das Judentum und ihre Verbundenheit zu Israel hervor: »Die Verwurzelung in der jüdischen Tradition und der freiheitlichen Werteordnung sind zentrale Säulen Ihrer Erziehung.« Die Präsidentin bedauerte den Weggang als großen Verlust. Die Gemeinde verliere »eine bemerkenswerte Pädagogin, eine wertvolle Freundin und Ratgeberin, eine wichtige Impulsgeberin – und einen großartigen Menschen.«
rückblick Auf dem Sportplatz feierten später viele Menschen zusammen mit Romana Alfred deren Abschied. Einige ihrer Kolleginnen sowie Mütter aus dem Elternbeirat hatten ein Video mit Rückblicken und Dankes- und Abschiedsworten für sie zusammengestellt. Gerührt nahm sie dieses Geschenk an.
Die Vielzahl der Gäste, die das Fest besuchten, unterstrich das Ansehen, das Romana Alfred bei allen Generationen genießt – als Pädagogin und Mensch. Nach fast zwei Jahrzehnten ihrer Tätigkeit in der Kultusgemeinde waren bei der Feier auch einige Besucher anwesend, die sich noch an Zeiten erinnerten, als sie ihre Jüngsten in den Kindergarten in Bogenhausen brachten – und jetzt schon Enkelkinder im Alexander-Moksel-Kindergarten am Jakobsplatz haben.
Erinnerungen wurden ausgetauscht, untereinander ebenso wie mit Romana Alfred selbst. Deren Beliebtheit war im Sonnenschein zwischen Bühne und Tombola-Stand, zwischen Spielgeräten und Sporteinlagen deutlich zu spüren. Bei Musik und koscheren Spezialitäten vom Grill, Getränken und Kuchen genossen die Mitglieder der Kultusgemeinde heitere Stunden – in der Hoffnung auf ein ebenso baldiges wie ausführliches Wiedersehen mit der beliebten Pädagogin.