Rabbiner Apel, zum 75. Jubiläum ihrer Wiederbegründung bringt die Jüdische Gemeinde Frankfurt die koschere Apfelwein-Edition »Epler« heraus – eine Premiere. Ist das Kultivieren des Frankfurter Nationalgetränks eine Liebeserklärung der Gemeinde an die Stadt?
Auf jeden Fall. Es zeigt die Zugehörigkeit der Jüdischen Gemeinde Frankfurt zu ihrem Ort. Und natürlich kann man die Wechselwirkung und Durchdringung jüdischer und deutscher Kultur in der mehr als 1000-jährigen Geschichte des Lebens der Juden in Frankfurt nicht ignorieren. Die Stadt ist reich an Traditionen. Hier ist die jüdische Gemeinschaft Teil der Stadtgesellschaft, aber auch Teil der Traditionen des Ortes. Genauso wie der Apfelwein. Und wenn er koscher ist, finde ich das noch besser.
Welche Apfelsorte wird dabei verwendet?
Mehrere. Andreas Schneider vom Obsthof am Steinberg hat rund 100 unterschiedliche Bäume und Sorten. Es sind verschiedene Varianten, die zusammengekommen sind, um diesen wunderbaren Apfelwein zu machen.
Sie haben den Koscher-Status des fruchtigen Mosts zertifiziert. Was ist beim Ernten und Pressen zu beachten?
Die Äpfel werden dreimal sortiert, damit keine Würmer darin zurückbleiben. Und wir müssen darauf achten, dass alle Maschinen, Behälter und Abfüllanlagen sehr gründlich gereinigt werden, weil in dieser Firma auch Wein abgefüllt wird, der nicht koscher ist. Wir haben ein Auge darauf, dass nur Bäume geerntet werden, die älter als drei Jahre sind. Es gibt ein Verbot in der Tora, Früchte von Bäumen, die jünger sind, zu verzehren. Und wir müssen aufpassen, dass keine Bienen in den Saft gelangen. Denn in dem Moment, in dem du beginnst, die Äpfel auszupressen, versammeln sich viele Bienen wegen des hohen Zuckeranteils. Und manche von ihnen wollen gern darin schwimmen. Das war die Herausforderung, sie zu stoppen und nicht mit in den Saft zu nehmen.
Wie schmeckt Ihnen der Wein? Sie haben ihn sicherlich probiert?
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe von dem Saft dieser Äpfel probiert, bevor er zum Wein gemacht wurde. Und das war hervorragend. Richtig souverän. Direktsaft aus erster Hand. Ich habe dann an dem Wein gerochen. Er riecht nach richtigem Apfelwein mit Alkohol. Fantastisch!
Wo kann man den Apfelwein kaufen?
Es gibt die Möglichkeit, den Wein in der Gemeinde zu bestellen, man kann ihn auch in drei Weinläden in Frankfurt erwerben.
Im September gibt es zu den Feierlichkeiten einen Tag der Offenen Tür und einen Festakt. Wird es demnächst auch ein Ebbelwoifest in der Gemeinde geben?
Vielleicht. Ja, ich hoffe es. Und die Frankfurter freuen sich und sind mit Interesse dabei, was in der Gemeinde passiert.
Mit dem Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Frankfurt sprach Helmut Kuhn.