»One Night for Children« lautet das Motto der traditionelle Frankfurter Fundraising-Gala zugunsten bedürftiger Kinder in Israel. Der Erlös des Abends geht an Kindertagesstätten, die von der Women’s International Zionist Organization Deutschland (WIZO) unterhalten werden.
Im Hilton Hotel Frankfurt begrüßte Simone Graumann, Präsidentin der WIZO Deutschland, die Gäste. »Unheimlich nervös« sei sie vor ihrer Rede gewesen, erzählt sie. Aber sie habe den besten Lehrer gehabt, den sie sich vorstellen konnte, den wortgewandten ehemaligen Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, ihren Ehemann Dieter Graumann. Nun gelte es zu beweisen, dass sie eine gute Schülerin gewesen sei.
Doch sie musste nicht viel beweisen: Anschaulich beschrieb sie dem Gala-Publikum die Nöte der jungen Menschen in den WIZO-Einrichtungen. Es handle sich vor allem um Kinder aus kinderreichen Familien, von alleinerziehenden Müttern und Vätern oder Kindern, die bereits in jüngsten Jahren mit Gewalt konfrontiert werden. Sie alle erhielten durch die WIZO-Betreuung ein zweites Zuhause. Häufig seien sie es nicht gewohnt, regelmäßige Mahlzeiten zu erhalten. Mithilfe der WIZO bekommen sie regelmäßig drei pro Tag.
Kinderschicksale Graumann machte auf drei einzelne Schicksale aufmerksam, die deutlich machten, wie wichtig es ist, dass bedürftige Menschen Hilfe erhalten. So berichtete sie, dass den Kindern Spezialisten wie Psychologen, Sozialarbeiter oder Logopäden zur Seite stehen. 180 Kindertagesstätten unterhält die WIZO. Betreut werden in ihnen mehr als 14.500 Kinder. Dabei spielten religiöse oder ethnische Hintergründe der Kinder keine Rolle, betonte Graumann. Aufgrund der vielfältigen Biografien ihrer Klienten sei die WIZO mittlerweile Spezialist in Sachen Integration, sagte die WIZO-Präsidentin und griff das Motto von Bundeskanzlerin Angela Merkel aus der Flüchtlingsproblematik auf: »Wir schaffen das schon«.
Im Gegensatz zu Deutschland stehe in Israel nicht jedem Kind ein Kindergartenplatz zur Verfügung. Hierfür würden schlichtweg die finanziellen Mittel fehlen. Israel sei primär bemüht, für die Sicherheit seiner Bürger zu sorgen. So müsse man zum Beispiel Geld für das kostspielige Raketenabwehrsystem »Iron Dome« ausgeben. Nur so könne gewährleistet werden, dass unschuldige Menschen nicht zu Tode kommen.
Dort, wo es um Zahlen und um Geld geht, wird es oft sachlich und unpersönlich. Doch die Frankfurter WIZO-Frauen schafften es auch an diesem Abend wieder, eine familiäre, warme Atmosphäre zu bieten, in der ihre Gäste sich rundum versorgt fühlen durften. Um helfen zu können, lässt sich die WIZO für ihre Events immer wieder etwas Neues einfallen. Dabei kann sie auf eine feste Basis bauen: jüdische Kultur, Humor, jüdischen Geschäftssinn sowie ein notwendig enges Netz von Freunden – Freunden, denen sie wirklich vertrauen kann, um deren Loyalität sie nicht fürchten muss.
Freunde Solch enge Freunde sind die beiden Moderatoren Andrea Kiewel und Cherno Jobatey, die unermüdlich zum Spenden zugunsten der Kinder aufforderten. Auch Ehrengast Volker Beck, Grünen-Politiker und Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages, ließ es nicht an klaren Worten fehlen. So erinnerte er beispielweise an das Luxemburger Abkommen. Dort sei geregelt, dass Deutschland – historisch bedingt – nicht nur zur Wiedergutmachung verpflichtet ist, sondern Israel gerade auch militärisch unterstützen soll, um dessen Existenzrecht zu sichern.
Ein großes Lob erhielten die zionistischen Akteurinnen von Josef Schuster, dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er sagte, wie schön es sei, dass die WIZO-Frauen neben dem Beruf und den familiären Aufgaben Kraft und Zeit aufbringen, sich für Israel zu engagieren und es zu unterstützen. Er lobte den zupackenden Optimismus der Organisatorinnen und das positive Image, das damit für Israel verbunden sei.
Frankfurts Gemeindevorsitzender Salomon Korn wies auf die Leistung und Größe der WIZO hin. Mehr als 250.000 Frauen engagieren sich dort ehrenamtlich. Marc Snijders, Generalmanager des Hilton Frankfurt, freute sich schlichtweg, die WIZO im Haus zu haben. Und die Gäste genossen die Köstlichkeiten aus der Küche. Für die kulinarischen Highlights war Karl Ederer, Küchenchef aus der »Witzigmann-Schule« zuständig.
Das Showprogramm gestalteten unter anderem der iPad-Magier Simon Pierro und die israelische Chansonsängerin Shirel. Da war er, der kontinental übergreifende gemeinsame Moment der jüdischen Identität. Die Künstlerin ist selbst in ihrer Jugend von Frankreich nach Israel ausgewandert. Bei ihrer Alija habe sie zum ersten Mal eine Einheit mit ihrem Körper, ihrer Seele und dem Boden, auf dem sie in Eretz stand, gespürt. Einheit zu spüren, so sagte sie, sei etwas Wertvolles. Videoclips zeigten die Künstlerin als Frau in der israelischen Armee, verkleidet als Amy Winehouse oder Golda Meir und immer wieder kerzenanzünden am Schabbat.
Tigerpalast Zum Programm der traditionellen WIZO-Gala gehört seit Jahren auch das Varieté-Theater »Der Tigerpalast«, das mit zwei Nummern aus seinem laufenden Programm aufwartete. Herzlich bedankte sich Tigerpalast-Chef Johnny Klinke bei der WIZO, jedes Jahr wieder an der Gala teilnehmen zu dürfen.
Drohte die unterhaltsame Show die Zuschauer zu sehr zu fesseln, sorgten die eifrigen Moderatoren dafür, dass die Patenschaften nicht vergessen wurden, und forderten die Gäste charmant immer wieder zum Spenden auf. Jede Patenschaft helfe einem Kind, denn für 500 Euro könne es ein Jahr lang liebevoll und fürsorglich in einer WIZO-Kindertagesstätte betreut und gefördert werden. Am Ende des Abends konnten 575 Patenschaften verbucht werden. Ein toller Erfolg, fanden die WIZO-Frauen.