Begonnen hatten die Jüdischen Kulturwochen, noch bevor sie offiziell mit einem Auftritt der israelischen Tanzkompanie
L-E-V eröffnet wurden, im Städel Museum Frankfurt. Am 15. Oktober, einem sonnigen Sonntagvormittag, versammelten sich zahlreiche Besucher vor Konrad Klaphecks Gemälde »Der Gesetzgeber« von 1969.
Die Frankfurter Rabbinerin Elisa Klapheck, Tochter des 1935 geborenen Malers, sprach über das Bild, das eine ins Monumentale vergrößerte Schreibmaschine zeigt. Elisa Klapheck gewährte auch Einblicke in ihre Familiengeschichte. »Ich bin mit Kunst aufgewachsen«, erinnert sie sich. In ihrer Familie habe es eine »deutsch-jüdische Symbiose« gegeben, sagt Klapheck.
Kunst war nur ein Schwerpunkt der Veranstaltungsreihe, die moderne jüdische Kultur in die Stadtgesellschaft tragen sollte. An der Frankfurter Hauptwache realisierte der 1989 geborene Künstler Lukas Sünder die temporäre Installation »Datum«. Formal erinnerte das Kunstwerk aus orangefarbenem Plexiglas an eine Sicherheitsschleuse, wie man sie von Flughäfen oder jüdischen Einrichtungen kennt.
DAten Auf einer darauf angebrachten Leuchtschrifttafel wurde das jeweilige Datum nach dem gregorianischen und dem jüdischen Kalender angezeigt. Das Jahr 2017 traf auf 5778. Die Installation weckte bei vielen Passanten Fragen, manche nutzten sie zuweilen als Schutz vor Regen. Auch auf Instagram fand das Kunstwerk Beachtung. Überhaupt konnten die Kulturwochen in den sozialen Medien reüssieren.
Nicht nur deshalb spricht Marc Grünbaum, Kulturdezernent der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, von einer »riesigen Resonanz«. Die Macher messen den Erfolg auch an den Besucherzahlen. Mehr als 5000 Gäste haben sie während der drei Wochen gezählt. Der Eröffnungsabend mit L-E-V und die Vorstellung am Folgetag seien ausverkauft gewesen, berichtet Grünbaum. Allein die beiden Klubabende mit israelischen DJs hätten über 1000 Gäste angezogen.
»Wir denken, dass auch hier eine Bindung zur Gemeinde hergestellt wird«, betont der Kulturdezernent. Yossi Elads Pop-up-Restaurant im Bahnhofsviertel sei jeden Tag ausgebucht gewesen. Dort sei es, so Grünbaum, gelungen, »jüdische Gastfreundschaft und Lebensfreude – ein wesentlicher Teil unserer Kultur – zu transportieren«. Er zieht eine positive Bilanz der Kulturwochen: »Unsere Erwartungen sind mehr als übertroffen worden.«
Shulem Lemmer Zum Abschlusskonzert kamen am vergangenen Sonntag mehr als 450 Besucher ins Ignatz-Bubis-Gemeindezentrum, unter ihnen viele junge Leute. Der US-amerikanische Nachwuchskantor Shulem Lemmer interpretierte, begleitet von einer Jazzband, jiddische und chassidische Musik. So erklangen unter anderem »Avinu Malkeinu« und »Chad Gadya«, aber auch populäre Klassiker wie »A Yiddishe Mamme«.
Der charmant auftretende Lemmer nahm das Publikum schnell für sich ein. Er sorgte für nachdenkliche und gefühlvolle Momente, wie auch für reichlich Schwung und Tempo. Wer hätte gedacht, dass traditionelle jüdische Musik so funky sein kann! Auch das ist ein Fazit der Jüdischen Kulturwochen in diesem Jahr.