Ruth Röcher zieht eine äußerst positive Zwischenbilanz von den Tagen jüdischer Kultur in Chemnitz. »Zu allen Programmpunkten, die ich bis jetzt besucht habe, kamen mehr Gäste als erwartet«, sagte die Chemnitzer Gemeindevorsitzende der Jüdischen Allgemeinen. Regelrechte Selbstläufer seien die Führungen auf dem jüdischen Friedhof, die Jürgen Nitsche durchführt und die Veranstaltungen in Lehmanns Café. In diesem Jahr habe man von vornherein jeweils zwei Termine für die beiden Programmpunkte vorgesehen.
Sehr gut besucht sei auch die Veranstaltung zur Perspektive der jungen Generation in Israel und Palästina gewesen. Sie fand im Veranstaltungssaal Weltecho in der Annaberger Straße statt, der restlos besetzt war. Nach einer Einführung über die Geschichte des Konflikts führte Hanna Lehming aus Hamburg den Film Hass und Hoffnung vor. »Obwohl der Film 80 Minuten dauerte, war es unheimlich ruhig im Raum«, erzählt Röcher beeindruckt. Danach hätten die Teilnehmer noch eine Stunde lang heftig diskutiert. Um die Diskutanten bei Laune zu halten, musste das Küchenteam der Gemeinde am Abend Falafel, Hummus und Pitta besorgen.
Erfolg Auch für die zweite Hälfte wünscht sich Ruth Röcher eine gute Beteiligung an dem Kulturangebot. Mehr Gäste als im vergangenen Jahr würden es auf jeden Fall, meint sie. Allein an der Synagogenführung nahmen 280 Personen teil. Gerechnet habe sie mit etwa einem Dutzend, zeigt sich Ruth Röcher von dem Ansturm überwältigt. Vielleicht profitiere man von der Tagespresse, die in diesem Jahr viel mehr und regelmäßig über die Kulturtage berichtete.
Für den 5. März plant die Jüdische Gemeinde Chemnitz einen öffentlichen Gottesdienst. Auch dieser sei seit Jahren ein Selbstläufer, sagt Röcher. Allerdings fällt der Schabbat ausgerechnet auf den 65. Jahrestag der Bombardierung von Chemnitz. Ihn hat sich die rechte Szene als Tag ihres »Trauermarsches« durch die Stadt auserwählt. »Jetzt habe ich etwas Sorge, ob wir den öffentlichen Gottesdienst problemlos durchführen können.« Alle demokratischen Kräfte und die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig planen eine Gegendemonstration an diesem Tag.
Seminar Mit einem Seminar am 6. und 7. März zum Thema: »Einwanderung und Integration in den jüdischen Gemeinden in Deutschland« schließen die 19. Kulturtage in der Gemeinde ab. In diesem Jahr habe man viele Organisationen und Sozialämter eingeladen und erhofft sich dadurch mehr Zuspruch als im vergangenen Jahr. An der Diskussionsrunde am Sonntag um 13.45 Uhr im Gemeindezentrum Stollberger Straße 28 nehmen Heinz Joachim Aris vom Landesverband, Nora Goldenbogen, Vorsitzende in Dresden, Küf Kaufmann, Vorsitzender in Leipzig teil. Die Gesprächsleitung hat Ruth Röcher.