»Wenn ich in Tel Aviv bin, nehme ich oft nach Einbruch der Dunkelheit meine Kamera und laufe los. Ich streife durch die Straßen, bis spät in die Nacht, am liebsten im Süden der Stadt, wo Tel Aviv noch nicht aussieht wie ein Immobilienkatalog in 3D. Es gibt dort noch Brachen, Weite. Man ist mitten in der Stadt, aber hat an manchen Ecken das Gefühl, auf sie zu schauen. Tel Aviv ist nachts anders ausgeleuchtet als deutsche Städte. So kommt es mir jedenfalls vor. Das Licht wirkt wie Filmlicht, es verwandelt Straßenzüge, Kreuzungen, Baustellen in Sets, Fassaden in Kulissen. Es sind natürlich auch viel weniger Menschen unterwegs, die Hektik des Tages schwindet, es kehrt Ruhe ein. Das Filmlicht und die Stille der Nacht verleihen selbst Ecken, die tagsüber schäbig wirken, einen merkwürdigen Glanz. Die Menschen, die durchs Bild laufen, werden zu Komparsen. Die Hauptrolle gehört der Stadt.« Stephan Pramme, Fotograf