Zwischen Köln und Tel Aviv
Kantor Yitzhak Hoenig liebt Chöre
»Ich mache das, was ich machen wollte«, antwortet Yitzhak Hoenig auf die Frage nach seinem beruflichen Selbstverständnis. Doch bis zu seiner jetzigen Anstellung bei der Kölner Synagogen-Gemeinde war es ein langer Weg. Nach dem Militärdienst arbeitete er erst einmal in der Flugzeugtechnik und in der Textilwirtschaft. Neben seiner Kantorentätigkeit in Hannover, Frankfurt, Bad Kissingen und Düsseldorf arbeitete er immer wieder in diesen Ge-
schäftsfeldern. Gleichwohl hat er an Wo-
chenenden immer in seiner israelischen Heimatsynagoge oder anderen Synagogengemeinden vorgebetet und gesungen.
Schon früh zeichnete sich sein Berufswunsch als Kantor ab. Als Kind sang er in einem Chor unter der Leitung des Oberkantors Shlomo Rawitz, der später die Kantorenschule »Sela« in Tel Aviv gründete. Später wurde Hoenig für den zweistimmigen Synagogenchor ausgewählt. »Ich habe damals das Vorbeten an bedeutenden Feiertagen mitbekommen und durfte bald auch selbst vorbeten«, erinnert sich der Kölner Kantor an diese Tage in der Großen Synagoge von Tel Aviv.
Vieles von dem, was Hoenig seinerzeit selbst mit auf den Weg bekommen hat, bringt er heute in seine Arbeit ein. Seit März ist Yitzhak Hoenig der Kantor der Synagogen-Gemeinde Köln. »Ich möchte den Menschen über die Musik die jüdische Religion näher bringen«, sagt er. So hat er beispielsweise das Likrat Schabbat eingeführt: An einigen Freitagabenden vor dem Gottesdienst treffen sich Gemeindemitglieder, um mit instrumentaler Begleitung gemeinsam Texte zu Kabbalat Schabbat zu singen. »Die Menschen sollen sich wohlfühlen in der Synagoge, und das bedeutet für mich auch, dass ich mich auf die Gottesdienstbesucher einstelle«, sagt Hoenig.
Hoenig hält Gottesdienste, liest Wochen-
abschnitte aus der Tora und erteilt Barmizwa-Unterricht. Es sei ihm sehr wichtig, »dass jedes Kind eine sehr intensive, persönliche Vorbereitung bekommt«. Diese individuelle Förderung erfahren derzeit auch zwei Jugendliche, mit denen er schon als dreistimmiger Chor im Gottesdienst aufgetreten ist. Zur Zeit baut er einen Kinder- und einen Männerchor auf. In Giwat Schmuel nahe Tel Aviv sammelt Hoenig vor allem im Umgang mit den acht Enkelkindern neue Kräfte und Ideen für seine Tätigkeit. Constantin Graf Hoensbroech