»Zuwanderung ist
ein Gewinn«
Maria Böhmer über den Integrationsgipfel im Kanzleramt
Frau Böhmer, erstmals werden Vertreter von Migrantenorganisationen und Verbänden mit Politikern und Experten zu einem Integrationsgipfel im Kanzleramt zusammenkommen. Was verspricht sich die Bundesregierung davon?
böhmer: Das Thema Integration ist eine der zentralen Aufgaben dieser Regierung. Es gibt zahlreiche Beispiele für gelungene Integration, erfolgreiche Projekte – doch die stehen bisher meist unvernetzt nebeneinander. Zugleich gibt es erhebliche Defizite, etwa bei der Bildung, bei Sprachkenntnissen, bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Wir wollen mit diesem Gespräch zunächst einen Erfahrungsaustausch möglich machen. Daran soll sich eine zweite Phase mit Arbeitsgruppen anschließen. Am Ende soll es einen einheitlichen nationalen Integrationsplan geben.
Auch der Zentralrat der Juden ist bei dem Gipfel vertreten. Wird die Integration von russischsprachigen Juden aus der früheren Sowjetunion ein Thema sein?
böhmer: Ich freue mich sehr, daß der Zentralrat teilnimmt. Er hat bei diesem Thema eigene, wichtige Erfahrungen, und ich gehe davon aus, daß die Anliegen der jüdischen Gemeinden zur Sprache kommen werden.
Können denn die speziellen Erfahrungen bei der Integration der Kontingentflüchtlinge auch für andere Einwanderergruppen hilfreich sein?
böhmer: Ich glaube, daß die jüdischen Gemeinden in einigen Bereichen durchaus vorbildhaft sind. Sie setzen beispielsweise stark darauf, daß beide Seiten einen Teil der Last schultern, indem sie Hilfe zur Selbsthilfe fördern. Sie helfen zudem viel beim Spracherwerb. Das sind Ansatzpunkte, von denen wir lernen können. Sie verdeutlichen auch, daß erfolgreiche Integration keine Aufgabe des Staates alleine ist. Die ganze Gesellschaft ist gefragt. Ihr muß vermittelt werden, daß Zuwanderung ein Gewinn ist.
Was macht die jüdischen Zuwanderer zu etwas Besonderem, und was kann so ein Gipfel für sie tun?
böhmer: Es ist zunächst eine historische Verpflichtung und ein großes Glück, daß heute wieder Juden nach Deutschland einwandern. In der Regel haben sie ein höheres Bildungsniveau als andere Zuwanderergruppen. Um sie besser in den Arbeitsmarkt zu integrieren, muß es darum gehen, die Anerkennungsmöglichkeiten für Berufs- und Bildungsabschlüsse aus ihren Herkunftsländern zu verbessern.
Mit der Staatsministerin für Integration im Bundeskanzleramt sprach Tobias Kaufmann.