von Marina Maisel
Ein neunjähriger Junge aus Äthiopien, gerettet durch die »Operation Moses« 1984, in der rund 8.000 Juden aus Flüchtlingslagern im Sudan nach Israel transportiert wurden, ist Mittel- und Angelpunkt des Films Geh und lebe von Radu Mihaileanu. Die Frauenorganisation WIZO (Women’s International Zionist Organization) hatte zu einem Benefizabend mit Filmvorführung ins Münchner ARRI-Kino eingeladen. Der Erlös geht an eine Kindertagesstätte in Israel.
Bei den meisten Frauen weckte der preisgekrönte Film mütterliche Gefühle. Der äthiopische Junge, der später in Israel unter dem Namen Schlomo lebt, wird von seiner christlichen Mutter in einen Transport von Falascha geschmuggelt, wie die äthiopischen Juden genannt werden. »Geh, lebe und werde!«, gibt die Mutter ihm mit auf den Weg. Im Original ist dies auch der (in der deutschen Filmfassung dann gekürzte) Titel.
Das Alleinsein, das der Junge zunächst durchlebt, rührte zum Beispiel auch Chaja Loulai zu Tränen. Nach der Vorstellung sagte sie: »Ich habe atemlos geweint. Als Mutter von drei Kindern das letzte Kind wegzugeben! Und das Kind selbst: Es ist alptraumhaft, was dieser Junge mitgemacht hat.«
Manche der Zuschauer erinnerten sich auch an ihre eigenen Kinderschicksale. So Miriam Magall: »Ich habe ähnliches erlebt. Der Film hat mich an meine Kindheit erinnert, als ich als polnische Jüdin in eine deutsche Familie kam.« Überleben – und dabei die eigenen Wurzeln verleugnen oder ihrer nicht bewußt zu sein, das ist nicht nur das Schicksal des Filmhelden, der schließlich adoptiert wird und in Israel eine jüdische Familie gründet.
Das Thema des Films paßte somit gut zu einem Benefizabend der WIZO. Allerdings war dieser Abend schon lange im Vorfeld geplant worden. Und so überschattete das aktuelle Geschehen in Israel die Filmeindrücke mit weiteren Sorgen. »Als wir den Termin für den Film planten, war die Situation in Israel noch nicht derart eskaliert wie jetzt. Wir hoffen sehr, daß Terror und Krieg bald ein Ende finden, um weitere Todesopfer auf israelischer und libanesischer Seite zu vermeiden«, sagte Helene Habermann, Präsidentin der WIZO München, bei der Begrüßung der Gäste. Ihre kleine Einführung in den Film schloß sie mit den Worten: »Ursprünglich wollten wir heute keine Sammelaktion durchführen. Aber wir haben einen dringenden und wichtigen Appell aus Israel erhalten mit der Bitte um Hilfe.« Habermann rief die Zuschauer auf: »Öffnen Sie Ihre Herzen ein bißchen mehr und helfen Sie.«
Der dringend notwendigen Hilfe galt auch der Hinweis auf die nächste Veranstaltung der WIZO: Der Patenschaftsabend am 5. November steht unter dem Motto »Sponser a Child!«