Elsa Davidsohn

Zurück bleibt ihr Lachen

Zurück bleibt ihr Lachen

Elsa Davidsohn starb 102jährig in Hamburg

»Welches Bild sollen wir nehmen? Eines, auf dem sie lacht? Elsa Davidsohn hat immer gelacht.« Doch Else Davidsohn ist am 13. April gestorben. Karen Seggelke hat sie noch vor wenigen Monaten interviewt und fotografiert und ist erschrocken, daß diese lebensbejahende Frau tot ist.
»Auch wenn du 100 wirst, ein verwöhntes Kind bleibst du immer noch«, hatte Davidsohns Freundin Senta Levy immer zu ihr gesagt. Verwöhnt aber wurde Else Davidsohn nur in den ersten glücklichen Kinder- und Jugendjahren von der Familie und vor allen von ihren drei älteren Brüdern. Sie lebte in Berlin, besuchte die Mädchenschule der jüdischen Gemeinde in der Auguststraße und später den Lette-Verein, wo sie nicht nur gute Handarbeiten lernte, sondern auch Sprachen und kaufmännischen Unterricht hatten. Sie liebte Konzerte, Premieren im Deutschen Theater in den Kammerspielen. »Die 20er Jahre waren wunderschön.«
Doch 1929 starb ihr Vater. Sie übernahm sein Herrenbekleidungsgeschäft und führte es ab 1930 gemeinsam mit ihrem Mann Fritz. Im November 1938 verwüsteten Nazihorden nicht nur die Synagogen in Deutschland, sondern auch jüdische Geschäfte. Sie schlugen die Fensterscheiben, Gläser und Vitrinen des Geschäftes von Elsa Davidsohn ein. Fritz floh nach England, Elsa mit dem Schiff ins damalige britische Mandatsgebiet Palästina. Bei der beschwerlichen Überfahrt lernte sie 1939 Senta Levy kennen – »die Freundin fürs Leben«.
Fritz kam 1945 mit dem ersten Schiff aus England nach Palästina. Doch schon 1954 starb er. Inzwischen hatten die beiden Frauen in Haifa eine Wäscherei eröffnet. Ihr Spezialgebiet: Uniformen. Elsa Davidsohn kannte sich mit Anzügen aus. »Also wuschen wir viel für das englische Militär.« Als Senta Levy einige Wochen sehr krank war, mußte Elsa alles allein machen. »Es war die schwerste Arbeit, die ich je gemacht habe«, sagte Davidsohn. »Wir hatten ja auch keine andere Wahl.« 18 Jahre erwirtschafteten sie mit dem Waschsalon ihren Lebensunterhalt.
Mit Sentas Hilfe schaffte Elsa alles. Gemeinsam gingen sie 1956 nach Deutschland zurück, nach Hamburg, Sentas Stadt. Nach Berlin wollte Elsa Davidsohn nicht, wegen der schlechten Erinnerungen. Während Senta das Geld verdiente, führte Elsa den Haushalt. Mit dem Geld der sogenannten Wiedergutmachung konnten sie sich die Eigentumswohnung leisten und reisten viel.
65 Jahre lebten und arbeiteten die beiden Frauen zusammen. »Es war eine gute Zeit. Wir waren wie gute Eheleute.« Vor sieben Jahren starb Senta im Alter von 85 Jahren. »Sie fehlt mir noch heute«, sagte Elsa Davidsohn. Die Einsamkeit machte ihr zu schaffen. Von ihren Verwandten lebte niemand mehr. »Das ist das Schlimme.« Gesundheitlich ging es ihr gut. »Von all meinen Bekannten fragt keiner, ob ich krank sei. Und wenn ich gestorben bin, dann werden sie sagen, die ist gar nicht tot.« Am 8. Juli wäre Elsa Davidsohn 103 Jahre alt geworden. Heide Sobotka

Die Zitate stammen aus Karen Seggelkes noch nicht erschienenem Buch »Jahrhundertfrauen«.

Indischer Ozean

Malediven will Israelis die Einreise verbieten

Es ist nicht die erste Ankündigung dieser Art: Urlauber aus Israel sollen das Urlaubsparadies nicht mehr besuchen dürfen. Das muslimische Land will damit Solidarität mit den Palästinensern zeigen.

 16.04.2025

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Spenden

Mazze als Mizwa

Mitarbeiter vom Zentralratsprojekt »Mitzvah Day« übergaben Gesäuertes an die Berliner Tafel

von Katrin Richter  10.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrororganisation Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025