Makkabi-Fußballturnier

Zu Gast bei Freunden

von Tobias Kaufmann

Madrid hatte keine Chance. Am kommenden Wochenende findet die »European Maccabi Football Trophy« zum dritten Mal statt – natürlich in Berlin. Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland wäre es auch eine große Überraschung gewesen, wenn Maccabi Europa tatsächlich, wie ursprünglich geplant, der Bewerbung aus der spanischen Hauptstadt gefolgt wäre. Statt dessen steigt nun auch der etwas übetrieben als »jüdische Europameisterschaft« angekündigte Wettbewerb in Deutschland, genau wie 2004, als das Turnier in Frankfurt am Main stattgefunden hatte. »Wir wollen Präsenz zeigen, beweisen, daß der jüdische Fußball wieder auf der Landkarte ist«, sagt Mordechai Tichauer, Vizepräsident von Makkabi Deutschland.
Daß er vom jüdischen deutschen »Nationalteam« bei den Spielen am 30. April am liebsten die Titelverteidigung sehen möchte, versteht sich von selbst. Doch die Mannschaft
befindet sich im Umbruch. Seit dem Turnier vor zwei Jahren herrscht Uruhe auf der Trainerposition. Bodo Scheffler, der den langjährigen Trainer Andreas Treppmacher bei der Makkabiade in Israel vertrat, ist inzwischen von Gerd van Dam aus Essen abgelöst worden. Er wird das 19köpfige Team von Makkabi Deutschland in Berlin erstmals treffen. »Ich will die Spieler dann noch vor Schabbat bei einer Trainingseinheit sehen«, sagt van Dam. Schließlich soll das Turnier in Berlin als Vorbereitung für die europäische Makkabiade 2007 in Rom genutzt werden. Dort soll sich die Mannschaft, die 2003 bei der europäischen Makabiade in Antwerpen die Bronzemedaille gewonnen hatte, wieder besser präsentieren als im vergangenen Sommer in Israel. »Dort ist sportlich alles schiefgelaufen«, gibt Tamir Zakai (Foto, vorne) von Makkabi Berlin zu, der bisherige Kapitän des Teams. Unter anderem setzte es ein 1:8 gegen Brasilien. »Ich hoffe, daß unsere Mannschaft in diesem Jahr wieder fitter ist, und vielleicht kommen ja aus dem Jugendteam noch ein paar gute Spieler dazu.«
Doch nicht nur aus sportlichen Gründen freut sich Zakai auf das bevorstehende Turnier. »Es ist schön, die Jungs mal wiederzusehen«, sagt der 25jährige. »Schließlich ist Makkabi Deutschland, anders als die Teams in den meisten Ortsvereinen, eine rein jüdische Mannschaft. Das ist schon etwas besonderes.«
Während des viertägigen Programms der Trophy stehen die Kontakte mit den anderen Spielern mindestens genauso im Vordergrund wie der Wettbewerb auf dem Rasen. In diesem Jahr sind neben Deutschland die Mannschaften aus Großbritannien und Ungarn dabei sowie erstmals die russische Auswahl. »Darauf freue ich mich sehr, weil wir die noch nicht so gut kennen«, sagt Zakai. Das Treffen mit den Russen verspricht auch deshalb etwas Besonderes zu werden, weil die Mehrzahl der deutschen Makkabi-Spieler Zuwandererkinder sind. »Bei europäischen Makkabi-Wettbewerben heißt es ohnehin scherzhaft, daß derjenige gewinnt, der die besten Russen hat«, sagt Tichauer und lacht.
Fast schon traditionell stellen Spieler der Ortsvereine Frankfurt am Main und Berlin das Gerüst der Auswahl des Makkabi-Dachverbands. Aber auch aus Stuttgart, Offenbach, Düsseldorf, Bonn, Schwerte und dem niedersächsischen Rosdorf (bei Göttingen) kommen »Makkabäer« zu dem Turnier. Ein Spieler lebt derzeit sogar im schwedischen Uppsala. »Die Trophy ist natürlich kein so großer Höhepunkt wie eine Makkabiade in Israel oder die europäischen Spiele«, sagt Tamir Zakai. Aber die Chance, genau wie bei diesen Großveranstaltungen andere jüdische Sportler zu treffen, gemeinsam zu feiern und sich auszutauschen, wollen sich die Spieler nicht entgehen lassen.
Für Makkabi Berlin als Gastgeber ist das Turnier dagegen ein großes Ereignis, zumal die Entscheidung, die Trophy in der deutschen Hauptstadt auszutragen, erst vor drei Monaten getroffen wurde. Der Bedeutung des Turniers für den jüdischen Sport möchte der Verein auch symbolisch Rechnung tragen. Erstmals wird die Trophy deshalb unter dem Namen »Julius-Hirsch-Erinnerungsturnier« ausgetragen, im Gedenken an den jüdischen deutschen Nationalspieler, der 1943 in Auschwitz ermordet wurde. Derzeit wird zudem in der Bezirksverordnetenversammlung Charlottenburg-Wilmersdorf diskutiert, die neue sportliche Heimat des TuS Makkabi Berlin in »Julius-Hirsch-Sportanlage« umzubenennen. Denn 2006 hat der Verein, der zuvor jahrelang mit ständig wechselnden Trainings- und Spielorten zurechtkommen mußte, endlich sein eigenes Klubgelände am Eichkamp bezogen. Allerdings werden die Spiele der Trophy noch nicht dort stattfinden können, sondern schräg gegenüber auf dem Sportgelände Kühler Weg. »Wir würden uns natürlich trotzdem freuen, wenn viele Zuschauer zu den Spielen kommen würden«, betont Tuvia Schlesinger, der Vorsitzende von Makkabi Berlin.
Alle Mannschaften wohnen gemeinsam in einem Hotel in Liebenwalde. Man wird zusammen den Schabbat begehen und eine Party zum israelischen Unabhängigkeitstag veranstalten. Alles passend zum Motto der großen Fußball-WM: »Die Welt zu Gast bei Freunden«. Foto: Thomas Rosenthal

Kultur

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