Die Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, hat den Dialog mit der katholischen Kirche für beendet erklärt, so lange die traditionelle Karfreitagsfürbitte zugelassen bleibt, in der Katholiken für die Erleuchtung der Juden beten. »Die Karfreitagsfürbitte impliziert eine subtile Aufforderung zur Judenmission, die ich als brüskierend, überheblich und als deutlichen Rückschritt im christlich-jüdischen Dialog bezeichnen muss«, erklärte Knobloch vergangene Woche. Papst Benedikt XVI. hatte die Tridentinische Messe in lateinischer Sprache, und damit die entsprechende Karfreitagsfürbitte, wieder erlaubt und so für eine Abkühlung im ohnehin angespannten Verhältnis zwischen Ju- den und katholischer Kirche gesorgt. Diese Fürbitte falle »weit hinter die respektvolle Formulierung aus dem Jahre 1970 zurück«, sagte Knobloch. Papst Paul VI. habe damals eine Formulierung gewählt, die eine aufrichtige Wertschätzung des Judentums zum Ausdruck gebracht habe. »Heute wird stattdessen einer Geringschätzung der jüdischen Religion das Wort geredet, wie sie einer toleranten Theologie nicht angemessen und deshalb gefährlich ist«, betonte Knobloch. In der Fürbitte heißt es, es solle gebetet werden für die Juden, »auf dass Gott unser Herr ihre Herzen erleuchte, damit sie Jesus Christus erkennen, den Heiland aller Menschen«. Auch die Zentralrats-Vizepräsidenten Salomon Korn und Dieter Graumann zeigen sich verärgert. Für Korn ist dieses Gebet »ein Rückfall in längst überwunden geglaubte Zeiten«. Graumann forderte, der Papst solle die Formulierung zurücknehmen. Er sprach von »Respektlosig- keit und Missachtung gegenüber Juden«. Allerdings solle man nicht alle Brücken zur katholischen Kirche abbrechen, so Graumann. Mehrere jüdische Repräsentanten haben ihre Teilnahme am Katholikentag im Mai in Osnabrück abgesagt. Ihnen schloss sich jetzt der Soziologe Gerhard Amendt an. Durch die Karfreitagsfürbitte gelangten »antijüdische Ressentiments bis hin zur Tötung der ›Christusmörder‹ wieder zu Amt und Würde«, schrieb Amendt in einem Brief an den Deutschen Katholikentag. Der Leiter des Bremer Instituts für Geschlechter- und Generationenforschung sollte beim Katholikentag einen Vortrag über seine Forschungen zur Situation geschiedener Väter halten. ja/dpa
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