Neckargmünd ist nicht nur ein malerisches Städtchen bei Heidelberg. Hier befindet sich im ehemaligen Forsthaus auch die Praxis des Zahnarztes Marius Steigmann und seiner Frau sowie das zugehörige Steigmann-Institut. Steigmann stammt aus Rumänien, wo er von 1982 bis 1987 Zahnmedizin in Neumarkt (Targu Mures) studierte und sich nach einem Aufenthalt in den USA auf Implantologie spezialisierte.
Während seiner zahlreichen internationalen Vortragsreisen stellte er fest, dass »es einen Bedarf an einer bestimmten Art von Behandlungen gab«. Er betont, dass es für die Zahnärzte kein Problem darstellt, ein Implantat zu setzen, doch die genaue Positionierung dieses Implantates und die Operation am Zahnfleisch stellten sich oft als ästhetische Schwierigkeit dar. Steigmann nahm sich dieses Dilemmas an und legte nicht nur Wert auf die Funktion des neuen Zahns, sondern auch auf das Aussehen und die Auswirkungen um das Implantat herum. Er entwickelte neue chirurgische Techniken und ein Operationsbesteck, das heute in jeder Praxis zur Ausrüstung gehört. Zu seinem bislang größten Erfolg wurde die 2006 in den USA veröffentlichte »Esthetic Buccal Flap«-Methode, bei der durch gesteuerte Knochenregeneration die Ästhetik nach einer Implantation wieder hergestellt wird.
Vor drei Jahren eröffnete der Implantologe in dem Haus, in dem sich schon seit 1993 seine Praxis befindet, das nach ihm benannte Institut. Inzwischen werden dort Fortbildungen für Zahnärzte aus aller Welt angeboten, um Steigmanns Methoden für die immer aktueller werdende ästhetische Implantologie zu erlernen. »Die Patienten werden immer anspruchsvoller«, erklärt Steigmann.
vernetzung Diesem Anspruch möchte der Zahnmediziner gerecht werden und versucht dies auch durch die Zusammenarbeit und Vernetzung mit seinen Kollegen. So ist er Vorstandsmitglied und Fortbildungsreferent der Deutschen Gesellschaft für Orale Implantologie (DGOI). Außerdem ist Steigmann deutscher Vizepräsident des Internationalen Kongresses Oraler Implantologen (ICOI).
Seit zwei Jahren ist er in einem weiteren Netzwerk aktiv, Alpha Omega. Die älteste internationale zahnmedizinische Organisation wurde 1907 in Baltimore von jüdischen Studenten gegründet. Sie wollten gegen ihre Diskriminierung ankämpfen. Heute repräsentiert die Bruderschaft weltweit 6.000 Dentisten.
Eines der zentralen Anliegen von Alpha Omega ist die Unterstützung der Hebrew University-Hadassah School of Dentistry in Jerusalem, für deren Gründung die Organisation verantwortlich ist. Auch die »Tel Aviv University Maurice and Gabriela Goldschleger School of Dental Medicine« wird immer wieder gefördert.
Die jüdische Zahnarztbruderschaft bietet schon Studenten internationale Kongresse an, aber auch lang praktizierende Ärzte informieren sich auf verschiedenen Veranstaltungen über ihre neuesten Erkenntnisse. So fand kürzlich in Baden-Baden ein Seminar mit Vorträgen renommierter jüdischer Zahnmediziner aus aller Welt statt, zu denen auch Marius Steigmann gehörte.
Traditionspflege Die Verbindung von wissenschaftlicher Arbeit und der jüdischen Tradition wird bei solchen Veranstaltungen spürbar. Die Bruderschaft achtet darauf, dass es koschere Mahlzeiten gibt, man sagt gemeinsam das Tischgebet, und zum Abschluss des Kongresses in Baden-Baden besuchte man am Freitagabend zusammen den Schabbatgottesdienst in der dortigen Synagoge.
Auch für Steigmann persönlich ist die religiöse Tradition wichtig. Seit 1990 ist er Mitglied der Jüdischen Gemeinde Mannheim, das Ehepaar hat dort die Hochzeit und die Kinder ihre Bar- und Batmizwa gefeiert. In den 90er-Jahren war Marius Steigmann fünf Jahre Vorsitzender von Makkabi Mannheim. Nun hat er große Pläne für sich und die Zahnarztbruderschaft: »Ich werde versuchen, Alpha Omega in Deutschland zu aktivieren.«
Qualitätsstandard Noch immer leben die meisten Mitglieder der Organisation in Amerika. Aber auch in Kanada, Australien und Frankreich hat sie bereits an Bedeutung gewonnen und ist mit zahlreichen Ortsverbänden vertreten. Dies möchte Steigmann auch in deutschen Großstädten erreichen. Ein erster Schritt dazu war die Eröffnung eines weiteren Steigmann-Instituts im Frankfurter Westend. Jetzt hat er das Ziel, dass »möglichst viele jüdische Zahnärzte aus Deutschland Mitglieder bei Alpha Omega werden und dabei helfen, das zahnärztliche Niveau zu halten und die jü-
dische Tradition zu pflegen«, fordert Steigmann seine Kollegen auf.