Die Zuschauer, die am Sonntagabend zum Gemeindehaus in der Fasanenstraße kommen, sind sehr erwartungsvoll. Auf dem Programm steht ein »Jüdischer Humor- und Musikabend«, und die Vorfreude macht gute Laune. »Sich schon mal ein
bisschen einzulachen kann ja nicht schaden«, sagt ein Ehepaar.
Im großen Saal sind die Stars des Abend – alles Laien der Unterhaltungsbranche – dagegen eher aufgeregt. »Und das nicht erst seit heute, ich habe schon seit gestern Lampenfieber«, meint Ilan Weiss, Initiator der Veranstaltung.
Weiss, in Israel geborener Versicherungskaufmann, spricht dann zunächst kurz über die Bedeutung des Humors, bevor er mit einer sarkastischen Bemerkung den Abend eröffnet: »Als Paul Newmann starb, hieß es überall, was für ein toller Schauspieler er war – niemand erwähn-
te, dass er Jude war. Als Helen Sussman starb, sprach man nur darüber, wie sie jahrzehntelang Nelson Mandela unterstützt hatte – niemand sagte, dass sie Jüdin war. Als dagegen Madoff bankrott ging, kam kein Bericht ohne einen Verweis darauf aus, dass der Mann Jude ist.«
Eva Nickel, Mitarbeiterin der Sozialabteilung der Berliner Gemeinde und nebenher begeisterte Erzählerin jüdischer Märchen, beginnt ihr Programm mit einem kleinen Sketch. Dann betritt Jochen Feil-cke, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Berlin, die Bühne. Er erzählt, wie eine israelische Fernsehmoderatorin einmal gefragt worden sei, ob es denn wirklich stimme, dass alle Israelis so intelligent seien. »Ja«, lautete die Antwort. Und auf die skeptische Nachfrage, ob das denn wirklich stimme, erwiderte sie: »Falls nicht, werden sie getauft.«
Feilcke und die anderen Akteure können sich am Ende über jede Menge Beifall freuen, die Sänger Alina Levinski, Aviv Weinberg, Amir Izhakov tragen gemeinsam »Halleluja« vor. Ein wunderbarer Abend sei dies gewesen, freut sich David Ettlinger anschließend. Beim nächsten Mal, so der 85-Jährige, sei er dann auch gern wieder im Publikum.
»Oh ja«, es habe sehr großen Spaß ge-
macht, sagt Eva Nickel. Auch Boris Altschüler, der mit Witzen aus Russland am Programm mitwirkt, ist zufrieden. Der Chi-
rurg beschäftigt sich in seiner Freizeit schon lange mit jüdischem Humor 1996 habe er sogar schon eine Anthologie herausgegeben, erzählt er. Und er betont, jüdische Witze nun wieder auf die Bühne zu bringen, sei ihm »ein sehr großes Anliegen«. Elke Wittich
unterhaltung