von Benjamin Hammer
Die Kölner und ihr jüdisches Museum: Nachdem nun die Entscheidung für einen Entwurf gefallen ist (vgl. Jüdische Allgemeine vom 26. Juni), diskutieren die Kölner erneut heftig. Der Entwurf des Architekturbüros Wandel Hoefer Lorch und Hirsch aus Saarbrücken sieht vor, das Museum auf dem Rathausvorplatz zu bauen und die dort liegende archäologische Zone mit einzuschließen. Doch wenig später nannte Kölns Oberbürgermeister Fritz Schramma den Entwurf einen »Riesenkomplex«, durch den die umliegenden Gebäude »zugebaut« würden. Er setze nun auf eine Diskussion mit den Bürgern. Die Synagogen-Gemeinde ist für diesen Standort. »Dort war das Zentrum des jüdischen Lebens«, liegen die Überreste von Mikwe und Synagoge, sagt ihr Geschäftsführer Benzion Wieber. Eine Bebauung des angrenzenden Kutz-Geländes, wie es vorgeschlagen wird, lehne er ab.
Gemeindevorstand Michael Rado gibt sich diplomatisch: Man könne sich noch nicht genau zu dem Vorgang äußern, weil man das zunächst in der Gemeindevertretung besprechen müsse. »Wir sondieren das erst einmal.« Die Gemeinde habe jedoch ein großes Interesse, den neuen Bau mit jüdischem Leben zu füllen. So könne man sich vorstellen, eine kleine neue Synagoge über die alte zu setzen, als Teil des Museums. Dort könnten dann zu besonderen Anlässen Gottesdienste abgehalten werden. Auch eine jüdische Volkshochschule habe man dem Förderverein zum Bau des Museums vorgeschlagen.
Kritik übt hingegen Ilan Simon: »Es ist schon verwunderlich, dass die Sache so positiv anläuft und jetzt so ein Rückschritt gemacht wird«, sagt der Vorsitzende der Gemeindevertretung und Mitglied des Fördervereins. »Die Stadt Köln riskiert damit, eine Riesenchance zu vergeben.« Noch deutlicher wird ein anderes Gemeindemitglied: »Der Bau des Jüdischen Museums ist nun mal nicht Schrammas Herzensangelegenheit.« Nachdem sich der OB im Sommer 2005 mit dem Papstbesuch in der Kölner Synagoge als Mittler zwischen den Re- ligionen habe präsentieren können, sei sein Enthusiasmus verflogen.
Schrammas Sprecherin weist die Vorwürfe zurück. »Das Jüdische Museum hinkt in der Planung der archäologischen Zone hinterher«, sagt Inge Schürmann. Man müsse beide Vorhaben jetzt entkoppeln und den Bau einer Überdachung für die archäologische Zone in die Wege leiten, sonst drohe der Verlust von Fördergeldern. Außerdem sehe ein Ratsbeschluss von 2006 ganz klar die Konsultierung der Öffentlichkeit vor und ein Museum könne man überall bauen.