Herr Liesegang, Sie haben das Projekt »Antidiskriminierungsmaßnahmen im Berliner Amateurfußball« initiiert. Was muss man sich darunter vorstellen?
liesegang: Wir schulen Trainer, Sportrichter und Schiedsrichter, sodass sie besser auf Rassismus und Antisemitismus achten könnnen. Dazu haben wir uns Fachleute gesucht: Wir arbeiten mit dem »Verein für demokratische Kultur« und der »Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus« zusammen. Die Schiedsrichter müssen registrieren, wenn Spieler sich beispielsweise gegenseitig beschimpfen oder Zuschauer etwas rufen. Die Trainer haben den kürzesten Weg zur Mannschaft, um zu intervenieren. Und die Sportrichter müssen es ja letztlich bewerten: Was ist ein im Fußball üblicher Gefühlsausbruch, was ist eine rassistische Beleidigung?
Warum wird das Projekt jetzt gestartet? Haben die Vorfälle zugenommen?
liesegang: Die Zahl ist in den vergangenen Jahren nicht gestiegen, aber wir sind sensibler geworden. Von vielen Vereinen und auch von uns im Verband werden bestimmte Vorfälle aufmerksamer registriert. Darüber hinaus hat ja der Weltfußballverband Fifa das Reglement geändert, wonach Rassismus immer zu bestrafen ist. Auch deshalb mussten wir jetzt handeln.
Das werden die Vertreter von TuS Makkabi sicherlich begrüßen. Denn sie betonen, die antisemitischen Schmähungen hätten deutlich zugenommen.
liesegang: Makkabi hat, was mich freut, in den vergangenen Jahren großen sportlichen Erfolg gehabt: Der Verein spielt jetzt in der höchsten Berliner Amateurklasse. Das hat aber auch zur Folge, dass die Mannschaft mehr Zuschauern ausgesetzt ist. Da kann bei Makkabi der Eindruck entstanden sein, dass die Beleidigungen zugenommen haben. Der Verband verzeichnet keinen Anstieg.
Wer am Spielfeldrand steht, hat einen anderen Eindruck.
liesegang: Die rohe Gewalt auf dem Platz ist deutlich zurückgegangen, etwa um 40, 50 Prozent. Was aber mehr geworden ist, sind die verbalen Attacken, die Beleidigungen und Pöbeleien. Vereine und Schiedsrichter registrieren diese aufmerksamer und melden sie uns. Das ist gut, denn dann können wir als Verband aktiv werden und etwas dagegen unternehmen.
Mit dem Vizepräsidenten des Berliner Fußballverbandes sprach Martin Krauß.