»Wir haben uns hier ›hejmisch‹ gefühlt«
Oberrabbiner Jona Metzger über seinen Besuch in Deutschland
Herr Oberrabbiner, Ihr Besuch wurde von vielen als historisch bezeichnet (vgl. S. 3). Sehen Sie das auch so?
metzger: Ja, es waren zwar bereits Oberrabbiner zu einem kurzen Besuch hier, zum Beispiel, um eine Chuppa zu machen. Aber es gab noch nie einen offiziellen Besuch der Oberrabbiner Israels, auch nie zuvor einen Besuch in den Gemeinden. Es ist auch selten, dass beide Oberrabbiner zusammen eine Reise unternehmen. Für uns beide war es der erste Schabbat in Deutschland.
Wie haben Sie den erlebt?
metzger: Als etwas ganz Besonderes: Ich war beeindruckt von der wunderschönen Frankfurter Synagoge, die aus Anlass unseres Besuches fast bis zum letzten Platz gefüllt war. Die Atmosphäre war sehr würdevoll. Wir haben uns hier »hejmisch« gefühlt.
So »hejmisch«, dass Sie Ihre Synagogen-Rede zum guten Teil in Deutsch hielten.
metzger: Ja, ich hatte das wirklich nicht geplant. Es war das erste Mal in meinem Leben. Ich sprach und hatte den Eindruck, dass die Menschen mich auch verstanden. Da machte ich einfach weiter.
Am Beginn des Besuchs gab es eine Sitzung des Rabbinatsgerichts, des Beit Din, die der sefardische Oberrabbiner Schlomo Amar geleitet hat. Ein Ereignis mit Symbolkraft?
metzger: Ich denke schon. Zwei Staaten haben vor mehreren Jahren ihre Tore für Ju-
den aus der ehemaligen Sowjetunion geöffnet: Israel und Deutschland. Wir kennen die Probleme der Integration. Also haben wir rabbinische Richter entsandt und gemeinsam mit der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland und in Zusammenarbeit mit dem Zentralrat der Juden ein Beit Din eingerichtet. Die Institution ist jetzt auch international anerkannt.
Am Ende Ihres Besuches stand ein Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Was waren die Themen?
metzger: Zum einen die Unterstützung für den Staat Israel gegenüber den palästinensischen Feinden. Ein weiteres wichtiges Thema war das jüdische Leben in Deutschland. Viele Juden sind aus der ehemaligen Sowjetunion hierhergekommen. Aber nun, da sie da sind, muss man ihnen auch die notwendige Unterstützung gewähren. Ihre Integration in die Gesellschaft und den jüdischen Glauben braucht auch einen entsprechenden Etat.
Mit dem aschkenasischen Oberrabbiner Israels sprach Detlef David Kauschke.