Herr Heil, am vergangenen Freitag ist die Hochschule für jüdische Studien (HfJS) in den Wissenschaftsrat aufgenommen worden. Welche Auswirkungen hat das?
heil: Das ist für unsere Hochschule eine Art Qualitätssiegel für Kompetenz. Die sogenannte institutionelle Akkreditierung ermöglicht es, uns als ein europäisches Kompetenzzentrum für jüdische Studien weiter zu etablieren.
Was bedeutet das für die Lehre?
heil: In den 80er-Jahren wurden wir staatlich anerkannt. Und seit dem Bologna-Prozess, bei dem eine Harmonisierung und Vereinheitlichung des europäischen Hochschul-
systems bis zum Jahr 2010 erreicht werden soll, hat sich viel verändert. Wir haben konsequent unser Profil geklärt, haben Kooperationsstudiengänge, wie zum Beispiel den Mittelaltermaster mit der Uni Heidelberg oder gemeindespezifische Studiengänge. Mit der Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat haben wir nun sozusagen eine TÜV-Plakette. Das bedeutet für die Lehre, dass wir unseren Anspruch als Hochschule begründen können.
Warum haben Sie sich eigentlich für die Aufnahme in den Wissenschaftsrat beworben?
heil: Der frühere Rektor der Universität Heidelberg, Hommelhoff, und unser damaliger Rektor Bodenheimer standen an einem windigen und regnerischen Dezembertag vor den Pforten der Hochschule und sammelten Ideen, wie man die Hochschule noch attraktiver für Studenten und Professoren machen könnte. Und eine davon war, dass wir uns für den Wissenschaftsrat bewerben. Das bedeutete allerdings erstmal ziemlich viel Arbeit.
Inwiefern?
heil: Wir mussten einen 200-seitigen Selbstbericht beim Ministerium für Wissenschaft und Kunst Baden-Württemberg einreichen. Das Land hat sich dann entschlossen, den Antrag beim Wissenschaftsrat zu stellen. Teil des Bewerbungsvorgangs ist auch, dass eine Gutachterkommission an die Hochschule kommt und sich alles ganz genau ansieht.
Was haben die Gutachter denn geprüft?
heil: Es kam eine Gutachterkommission unter Leitung von Lutz Raphael, Trier, der zwei israelische Kollegen angehörten, zu uns und haben mit allen gesprochen, mit denen wir zusammenarbeiten. Mit den Professoren, mit Studierenden, mit unseren Kooperationspartnern. Natürlich waren alle in diesen Tagen sehr aufgeregt. Aber am Ende hatten wir schon den Eindruck, dass die Gutachter mit guter Laune abgereist sind.
Ihrer Hochschule wurde 1995 das Promotionsrecht verliehen, seit Ende 2008 sind Mitglied der Hochschulrektorenkonferenz. Und bald wird der Neubau fertig sein, in dem unter anderem Hörsäle und Verwaltung untergebracht werden. Zieht das mehr Studenten an?
heil: Unsere Zielstellung ist 150+ zum Wintersemester 2009. Erst einmal haben wir etwas rückläufige Studentenzahlen gehabt. das hatte ganz banale Gründe, wie zum Beispiel die Studiengebühren. Dazu kommt, dass die Jüdischen Studien an der Hochschule ein beliebtes zweites Nebenfach zu den alten Magisterstudiengängen an der Universität Heidelberg waren. Das ist durch die Bologna-Reform entfallen. Wichtig ist uns auch, dass wir uns international noch stärker positionieren.
Wie viele ausländische Studenten haben Sie an der Hochschule?
heil: Wir haben Studierende aus vierzehn Ländern, darunter auch israelische Studierende gehen also von uns nicht nur ins Ausland, es kommen auch nach und nach mehr ausländische Studenten zu uns.
Und wann werden Sie nicht mehr die Hochschule sein, sondern die Universität für Jüdische Studien?
heil: Natürlich haben wir die Maßstäbe im Blick, aber aus rein pragmatischen Gründen denken wir darüber nach. Denn wenn wir in Hinblick auf den internationalen Wettbewerb das Wort Hochschule versuchen, ins Englische zu übersetzen, dann bildet »Highschool for Jewish Studies« nicht wirklich das ab, was wir sind. Die Kompetenzen, die wir haben, sollen im Namen schon erkennbar sein und auch inhaltlich übereinstimmen.
Bekommen Sie denn jetzt, da Sie im Wissenschaftsrat sind, auch mehr Förderung?
heil: Es gibt in der Tat potenzielle Zuwender, die angedeutet haben, dass man weiterreden kann, wenn wir in den Wissenschaftsrat aufgenommen werden.
Mit dem Rektor
der Hochschule
für Jüdische Studien
in Heidelberg
sprach
Katrin Richter.