Die Zoologie-Abteilung der Universität Tel Aviv hat herausgefunden, wie Hunde und Katzen zu friedlicher Koexistenz erzogen werden können. Die Forscher haben israelische Haushalte untersucht, in denen der Canis familiaris und der Felis catus L. unter einem Dach leben. Das statistische Bild ist überraschend positiv. 67 Prozent der Hunde und 66 Prozent der Katzen legten gegenüber dem jeweils anderen freundliches Verhalten an den Tag. Nur je neun Prozent waren feindselig, während 25 Prozent der Hunde und 26 Prozent der Katzen sich gegenüber dem Mitbewohner gleichgültig benahmen. Das sprichwörtliche Hund-und-Katz-Verhältnis ist also nicht zwingend.
Dabei ist der Hintergrund der beiden besten Freunde des Menschen unterschiedlich. Sind Hunde ihrer Natur nach Rudeltiere, gehören Katzen in die Kategorie oft alleinlebender Jäger. An diesen Unterschie- den haben auch die Jahrtausende, in denen Hunde und Katzen in Menschenbehausungen leben, nichts Grundlegendes geändert. Hunde wurden vor 14.000 Jahren, Katzen vor 10.000 erstmals domestiziert.
Was also ist das Erfolgsrezept für friedliche Koexistenz? Grundsatz Nummer eins, so die Studie: Hunde und Katzen, die im gleichen Haus leben sollen, müssen in jungem Alter zusammengebracht werden. Da besteht noch eine Lernfähigkeit, die in höherem Alter verloren geht. Deshalb sollte die Katze bei der ersten Begegnung nicht älter als sechs Monate, der Hund bis zu einem Jahr alt sein. Regel Nummer zwei: Es empfiehlt sich, die Katze zuerst ins Haus zu bringen. Findet der Hund das Kätzchen bereits in seinem neuen Heim vor, wird er sich ihm gegenüber in 75 Prozent der Fälle freundlich verhalten. Wird dagegen die Katze dem Hund ins Haus gesetzt, nehmen nur sechs von zehn Hunden den Neuankömmling herzlich auf. Dagegen ist Katzen egal, ob sie als Erste oder Zweite zum Haushalt hinzustoßen.
Bei der Körpersprache kommen leicht Missverständnisse auf. So bedeute das Ausstrecken der Vorderpfoten, das Fortbewegen des Kopfes, das Wedeln mit dem Schwanz und die Rückenlage beim Hund Freundlichkeit oder Unterwürfigkeit, während die Katze mit diesen Verhaltensweisen Aggression und Dominanz signalisiert. In der Wohngemeinschaft lernen die meisten Tiere jedoch, die Körpersprache des anderen richtig zu deuten. Drei von vier Hunden und vier von fünf Katzen begreifen, was Vorderpfoten, Kopfhaltung, Schwanzwedeln und Rückenlage der anderen Spezies zu bedeuten haben. Das ist der bei Hunden wie Katzen stark ausgeprägten Gabe zu verdanken, durch Beobachtung zu lernen.
Mehr noch: Drei Viertel der Hund-und-Katz-Paare begrüßen einander durch das gegenseitige Beschnuppern der Nase – ein Willkommensgruß, wie er unter Katzen, nicht aber bei Hunden üblich ist. In diesem Fall machen sich die meisten Hunde eine Benimmregel der Tierart Katze zu eigen. Bei Menschen würde man wohl von Multikulti und vertrauensbildenden Maßnahmen sprechen. Damit wäre auch schon ein Herzenswunsch für 5769 ausgesprochen: Mögen die Wissenschaftler im nächsten Jahr auch das Geheimrezept fürs friedliche Zusammenleben unter Menschen finden. Schana towa! Wladimir Struminski
Sozialverhalten