Klimawandel

Wenn’s Wunder wirkt

von Daniela Breitbart

Rabbi Warren Stone kann sich freuen. Seine Gemeinde, die Reformgemeinde Temple Emanuel in Kensington (Maryland), erhält in diesem Jahr den »Green Menorah Price«, eine Art Umwelt-Oscar für besondere Bemühungen um den Klimaschutz. Die begehrte Trophäe wird vom Shalom Center in Philadelphia vergeben, das vor einigen Jahrzehnten die Green-Menorah-Kampagne ins Leben gerufen hat.
Seit 1983 setzen sich Projektleiter Rabbi Jeffrey Sultar und seine Mitstreiter für Frieden, Gerechtigkeit und die Heilung der Erde im jüdischen und amerikanischen Leben ein. Sie wollen zum einen auf die Weltklimakrise aufmerksam machen und zum anderen jüdische Werte vermitteln. Die Green-Menorah-Übereinkunft soll die globale Klimakrise aus einer jüdischen Perspektive beleuchten – im wahrsten Sinne des Wortes. »Chanukka ist das Fest, bei dem wir am meisten über Energieverbrauch lernen können – denn wir feiern, dass wir nur eine Tagesration Öl brauchen, um den Bedarf von acht Tagen zu decken«, sagt Rabbi Sultar. Deshalb fordert er dazu auf, jeden der acht Tage von Chanukka für eine Aktion zu nutzen, die dem Klimaschutz dient: von Öl und Kohle auf Windenergie umsteigen, Fenster und Türen von Häusern und Synagogen isolieren, Häuser begrünen, Fahrgemeinschaften bilden und insgesamt weniger Energie verbrauchen. Jede Gemeinde, jedes einzelne Gemeindemitglied ist angesprochen, mitzumachen. Einen offiziellen Beitritt gibt es nicht.
»Wie viele sich tatsächlich unserer Initiative anschließen, ist schwer nachzuvollziehen«, sagt Rabbi Sultar. »Manchmal rufen uns Gemeinden an und bitten um Unterstützung bei ihren Projekten, doch die Zahl der wirklich Aktiven bleibt im Dunkeln.« Temple Emanuel hat gerade sein Gebäude nach Umweltschutzgesichtspunkten renoviert: weniger Heizung und Klimaanlage, maximale Isolierung, Doppelglasfenster, recyceltes Baumaterial. Rabbi Warren Stone arbeitet eng mit dem Green Shalom Committee der Gemeinde zusammen. Vor zehn Jahren war er der einzige jüdische Vetreter auf dem UNO-Klimagipfel in Kyoto, und noch heute kämpft er in zahlreichen Organisationen für politische Maßnahmen in Sachen Umweltschutz.
Auch für Rabbi Waskow, der das Green-Menorah-Projekt an der Seite von Rabbi Sultar leitet, steht die Lobbyarbeit für »grüne Gesetze« an erster Stelle. »Wir müssen das Wunder von Chanukka erneuern und unsere Gier nach Öl beenden. Wir müssen alternative Energiequellen erschließen, so dass wir nur noch ein Achtel der heute verbrauchten Menge an Öl und Kohle verbrauchen«, bringt es Waskow auf den Punkt. Die USA stellen fünf Prozent der Weltbevölkerung, sind aber für fast ein Viertel der weltweiten Kohlenstoffemissionen verantwortlich.
Temple Emanuel hat sich dieser Verantwortung gestellt: »Die Synagoge hat fast zwei Jahrzehnte Umweltaktionen überboten, indem sie sich verpflichtet hat, kein Kohlendioxid in die Atmosphäre auszustoßen. Das ist ein gigantischer Schritt Tikkun Olam, die verwundete Erde zu heilen, auf der wir leben«, sagt Rabbi Jeff Sultar, der Direktor der Green-Menorah-Kampagne.
Es genüge nicht, die Menora nur im eigenen Haus anzuzünden, »wir müssen ebenso unsere individuellen Handlungen in die Welt hinausbringen. Wir müssen unsere Einzeltaten und Anstrengungen mindestens verachtfachen«, so Sultar. »Wir müssen viele kleine Schritte gehen, aber wir müssen uns auch verpflichten, sicherzustellen, dass diese kleinen Schritte große Wirkung haben.« So wie Temple Emanuel in Kensington. Der »Green Menorah Price«, den die Gemeinde bekommt, ist mit 900 Dollar zur Unterstützung eines ökologischen Jugendprojekts verbunden. Denn die jungen Menschen und nachfolgende Generationen trifft es am härtesten, wenn der Klimawandel nicht gestoppt wird.

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Meinung

BBC: Diese Plattform für anti-israelische Vorurteile und Extremismus ist nicht mehr zu retten

Der öffentlich-rechtliche Sender Großbritanniens hat sich anti-israelischen Vorurteilen und Extremismus geöffnet. Er braucht dringend Erneuerung

von Ben Elcan  13.11.2025

Raubkunst

Zukunft der Bührle-Sammlung ungewiss

Die Stiftung Sammlung E. G. Bührle hat ihren Stiftungszweck angepasst und streicht die Stadt Zürich daraus

von Nicole Dreyfus  10.11.2025

Geiseldeal

Itay Chen ist wieder in Israel

Die Leiche des 19-jährigen, israelisch-amerikanischen Soldaten wurde am Dienstagabend von Terroristen der Hamas übergeben

 05.11.2025

Jerusalem

Nach Eklat in Jerusalem: Westfälische Präses setzt auf Dialog

Projekte, Gedenkorte und viele Gespräche: Die Theologin Ruck-Schröder war mit einer Delegation des NRW-Landtags fünf Tage in Israel und im Westjordanland. Angesichts der Spannungen setzt sie auf dem Weg zur Verständigung auf Begegnungen und Dialog

von Ingo Lehnick  06.11.2025 Aktualisiert

Terror

Hamas übergibt erneut Leichen an Rotes Kreuz

Die Hamas hat dem Roten Kreuz erneut Leichen übergeben. Ob es sich bei den sterblichen Überresten in drei Särgen wirklich um Geiseln handelt, soll nun ein forensisches Institut klären

 02.11.2025

Augsburg

Josef Schuster und Markus Söder bei Jubiläumsfeier von jüdischem Museum

Eines der ältesten jüdischen Museen in Deutschland feiert in diesem Jahr 40-jähriges Bestehen. Das Jüdische Museum Augsburg Schwaben erinnert mit einer Ausstellung an frühere Projekte und künftige Vorhaben

 29.10.2025

Interview

»Wir sind für alle Soldaten da«

Shlomo Afanasev ist Brandenburgs erster orthodoxer Militärrabbiner. Am Dienstag wurde er offiziell ordiniert

von Helmut Kuhn  29.10.2025

Bayern

Charlotte Knobloch kritisiert Preisverleihung an Imam

Die Thomas-Dehler-Stiftung will den Imam Benjamin Idriz auszeichnen. Dagegen regt sich nicht nur Widerstand aus der FDP. Auch die 93-jährige Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Münchens schaltet sich nun ein

von Michael Thaidigsmann  29.10.2025