israel-tourismus

Wellness am Kinneret

von Gretel Rieber

Vom malerischen Städtchen Sefad mit seinen vielen Kunstgalerien und den alten Synagogen geht es auf der kurvenreichen Landstraße 89 ostwärts. Eine kleine Seitenstraße führt dann durch einen Park voller blühender Büsche und Bäume zu einem stattlichen Anwesen, dem man die vielen An- und Umbauten ansieht, das aber gerade deshalb romantisch und zugleich anheimelnd wirkt: das Hotel Mizpe Hayamim in Galiläa, nur ein paar Autominuten entfernt von Rosch Pina mit der historischen Altstadt aus dem späten 19. Jahrhundert.
1920 kam der Arzt Erich Yaroslavsky mit seiner Frau, seinem Sohn, ein paar Hühnern und einer schwangeren Schäferhündin aus Ostpreußen in das britische Mandatsgebiet Palästina. Er nannte sich nun Yaros und war bald schon in ganz Obergaliläa bekannt, man schätzte seine naturnahen Heilmethoden. Auf einer Fahrt zu Patienten entdeckte Doktor Yaron einen Platz mit herrlichem Blick auf den Kinneret. Er beschloß, oben auf dem Hügel ein Sanatorium zu bauen, um dort seine Naturheilkunde zu praktizieren.
Ende der 1960er Jahre hat er dann seinen Traum verwirklichen können. Er nannte sein zunächst bescheidenes Kurhotel Mizpe Hayamim. Seit rund 30 Jahren gehört das Hotel, das immer wieder erweitert, umgebaut und verschönert wurde, Sami Chazan. Der wuchs als Sohn eines Fa-
brikanten im nahen Kirjat Schmona auf und hat ein Jahr lang sozusagen zur Probe im Kurhotel gearbeitet. Sami hat sich bis heute im wesentlichen an die Vorgaben von Dr. Yaros gehalten. Deshalb darf im Hotel zum Beispiel nicht geraucht werden, und im Hotelrestaurant gibt es nur biologisch angebaute Erzeugnisse: Obst, Gemüse, Beeren, Kräuter, Milch und Milchprodukte von den Kühen, Schafen und Ziegen des Hotelgutes. Der Käse kommt aus der hoteleigenen Käserei, das Brot aus Vollwertmehl wird in der Hotelbäckerei gebacken. Fleisch wird nur im Feinschmeckerlokal »Muscat« serviert, weil auf dem Hotel-
gut nicht geschlachtet wird.
Das stimmungsvolle »Muscat«, dessen Glaswände den ungehinderten Blick auf den nahen Kinneret erlauben, ist in einem Nebengebäude des Hotels untergebracht, es bietet mediterrane Küche aus erlesenen Zutaten und sehr gute Weine. Im Hotelrestaurant selbst werden jedoch ausschließlich vegetarische Gerichte und Fisch angeboten – und wie es sich für ein Luxushotel gehört, bereitet ein ausgezeichneter Koch die Speisen zu. Der aus Norddeutschland stammende Amit Bar, der bereits in vielen erstklassigen Häusern auf allen Kontinenten gearbeitet hat, kann hier in der Hotelküche von Mizpe Hayamim mit garantiert frischen, erstklassigen Zutaten arbeiten. »Als erstes habe ich die Tiefkühltruhe rausgeworfen«, erzählt er, »mir kommt auch keine Konserve, keinerlei Trockenpulver, kein Geschmacksverstärker in die Küche, gewürzt wird mit den vielen frischen Kräutern aus unserem Garten. Alles wird am Tag selbst zubereitet, nichts wird für den nächsten Tag aufgehoben und aufgewärmt. Und wir verarbeiten nur Gemüse und Obst, das zur Jahreszeit paßt.«
Mittags und abends wird eine große Auswahl von Gemüsen angeboten: von delikaten Spinatröllchen bis zu mit Stern-Anis gewürzten Kürbisstückchen. Dazu gibt es frische und geräucherte Forellen, St.-Peters-Fisch sowie geräucherten Lachs.
In allen Bereichen des Hauses wird auf Gesundheit und Wohlbefinden des Gastes geachtet. Dazu gehört auch der Wellnessbereich mit 25 Behandlungszimmern. Hier arbeiten über 60 ausgebildete Masseure, Masseusen und Kosmetikerinnen. Deren Angebot reicht von klassischen schwedischen Massagen, Thai-Massagen, Massagen mit dem Öl wilder Rosen oder mit Jasminöl bis hin zu Ayurveda und Aromatherapie. Für die aktiven Hotelgäste steht ein Fitneßraum zur Verfügung, zudem eine kleine Sauna und ein wegen der schädlichen UV-Strahlung überdachtes großes Schwimmbecken.
Diese Einrichtungen des Hauses standen während des Libanon-Krieges weitgehend leer. Wie in anderen Pensionen und Hotels von Galiläa blieben die Gäste aus. Im Mizpe Hayamim, das glücklicherweise von Raketenbeschuß verschont blieb, hat man die Zeit für Renovierungen und den Bau zweier zusätzlicher Stockwerke genutzt. Hotelchef Sami hofft, mit dem Umbau Ende Oktober fertig zu sein, das Hotel wird dann 90 sehr komfortable große Zimmer haben, jedes ein bißchen anders eingerichtet.
Mizpe Hayamim, Mitglied im exklusiven Club »Relais & Chateaux« ist luxuriös, aber wirkt intim und sehr persönlich. Einen Haken gibt es dennoch, zumindest für Eltern kleiner Kinder: Gäste bis fünf Jahre sind hier unerwünscht. Die Dame an der Rezeption erläutert diese für Israel absolut unübliche Politik des Hauses mit den Worten: »Wir haben für diese Altersgruppe leider keine Freizeitangebote.«
Wen dies nicht stört, für den ist das Haus mit den romantischen Suiten und dem nach Mittelmeer duftenden Park – das ehemalige Kurhotel von Doktor Yaron – ein Refugium, ein Ort zum Träumen.

www.mizpe-hayamim.com

Kultur

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