Anschlag

Weiche Flanke

von Wladimir Struminski

Am Montagmorgen betrat Muhammad Saksak, ein palästinensischer Selbstmordattentäter des Islamischen Dschihad, die »Lechamim«-Bäckerei in Eilat, zündete seinen Sprengsatz und riss drei Menschen mit in den Tod. Es war der erste Anschlag dieser Art seit neun Monaten und der erste, der Israels südlichsten Urlaubsort traf. Ein Bürger, dem Saksak verdächtig vorgekommen war, alarmierte die Polizei. Als diese auftauchte, flüchtete der Terrorist in die Bäckerei und betätigte den Zünder dort – und nicht inmitten einer noch größeren Menschenmenge.
Durch die Tat sind undichte Stellen im Sicherheitsnetz sichtbar geworden. Wie Polizeiminister Avi Dichter erklärte, drang der aus dem Gasastreifen stammende Saksak aus Ägypten nach Israel ein. Damit widersprach Israel der Darstellung des Islamischen Dschihad, der »Märtyrer« sei über die Westbank und Jordanien ans Rote Meer gelangt. Wie der Attentäter Gasa verlassen hatte, war zunächst unklar. Allerdings bietet das weit verzweigte Tunnelnetz, das Gasa mit dem nördlichen Sinai verbindet, einen relativ sicheren Weg ins Nachbarland. Dort wiederum verfügen die palästinensischen Terrororganisationen über ein Netz von Helfern. Hinzu kommt, dass die israelische Abwehr seit dem Rückzug aus Gasa kaum noch Erkenntnisse über von dort geplante Anschläge gewinnt.
Unter diesen Umständen müsste Israel die 180 Kilometer lange Grenze zu Ägypten besser absichern. Deren Durchlässigkeit ist seit langem bekannt und wird regelmäßig von Kriminellen zum Waren- und Menschenschmuggel genutzt. Jetzt nutzen auch Terroristen den Sinai als Sprungbrett. Dennoch hat die Regierung bisher keine Maßnahmen zum Bau einer Grenzsperre getroffen. Das dürfte sich auch nach dem Anschlag kaum ändern. »In Israel steht der finanzielle Sicherheitsaufwand in proportionalem Verhältnis zur Zahl der Toten. Nach drei Todesopfern wird der Staat keine drei Milliarden Schekel für einen Grenzzaun ausgeben«, schrieb ein Kommentator der Tageszeitung Haaretz sarkastisch.
Sicherheitsexperten befürchten, der An- schlag von Eilat werde zu Nachahmungstaten ermutigen. Angesichts der bürgerkriegs-ähnlichen Zustände in Gasa würde eine Terrorwelle Israels sicherheitspolitisches Di- lemma verschärfen. Einerseits könnte sich Jerusalem kein allzu langes Stillhalten leisten. Andererseits aber böte ein Einmarsch in Gasa den palästinensischen Milizen einen Anlass, ihre Differenzen im gemeinsamen Kampf gegen den »zionistischen Feind« hintanzustellen. Ein Sprecher des Islamischen Dschihad sagte genau in diesem Sinne, der Anschlag sei »eine Botschaft an die Brüder, die sich in Gasa bekämpfen. Anstatt die Waffen aufeinander zu richten, sollten sie auf die Besatzer zielen.«
Die israelische Ratlosigkeit war nach dem Anschlag deutlich zu erkennen: Während Verteidigungsminister Amir Peretz mit Maßnahmen gegen die Terrororganisationen drohte, sagte Ministerpräsident Ehud Olmert, eine groß angelegte Operation gegen Ziele in Gasa sei nicht geplant.

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 11.04.2025

Jerusalem

Oberstes Gericht berät über Entlassung des Schin-Bet-Chefs

Die Entlassung von Ronen Bar löste Massenproteste in Israel aus. Ministerpräsident Netanjahu sprach von einem »Mangel an Vertrauen«

 08.04.2025

Würdigung

Steinmeier gratuliert Ex-Botschafter Primor zum 90. Geburtstag

Er wurde vielfach ausgezeichnet und für seine Verdienste geehrt. Zu seinem 90. Geburtstag würdigt Bundespräsident Steinmeier Israels früheren Botschafter Avi Primor - und nennt ihn einen Vorreiter

von Birgit Wilke  07.04.2025

Weimar

Historiker Wagner sieht schwindendes Bewusstsein für NS-Verbrechen

Wagner betonte, wie wichtig es sei, sich im Alltag »gegen Antisemitismus, gegen Rassismus, gegen Muslimfeindlichkeit und gegen jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit« zu engagieren

 07.04.2025

Sachsen-Anhalt

Fünf Stolpersteine in Magdeburg gestohlen

Die Tat soll sich am 1. April ereignet haben

 03.04.2025

Gastbeitrag

Vom Schweigen zum Handeln

Das Bayerische Bündnis für Toleranz ist heterogen. Doch beim Kampf gegen Antisemitismus steht es vereint

von Philipp Hildmann  03.04.2025

New York

UN: Hunderte Kinder seit Scheitern der Waffenruhe in Gaza getötet

Unicef-Exekutivdirektorin fordert die Terrororganisation Hamas und Israel auf, dem humanitären Völkerrecht nachzukommen und Kinder zu schützen

 01.04.2025

Berlin

»Hans Rosenthal erinnert uns daran, dass jüdisches Leben zu Berlin gehört«

Der Regierende Bürgermeister: »Er überlebte die Schoa nur, weil ihn einige mutige Frauen aus Lichtenberg in einer Schrebergarten-Kolonie versteckten«

 01.04.2025

USA

Michel Friedman: Trumps Krieg gegen Medien ist unerträglich

Der Publizist warnt vor den Angriffen des US-Präsidenten auf kritische Berichterstattung und akademische Freiheit

 28.03.2025