Berlin

Wegen »Sicherheitsrisiken«: FU sagt Albanese-Vortrag ab

Ist auch in Berlin nicht willkommen: Francesca Albanese Foto: IMAGO/ANP

Nach der Ludwigs-Maximilian-Universität München hat nun auch die Freie Universität (FU) Berlin einen geplanten Vortrag der umstrittenen Sonderberichterstatterin des UN-Menschenrechtsrates für die palästinensischen Gebiete, Francesca Albanese, in den Räumen der Hochschule abgesagt.

Die Veranstaltung könne aber in digitalem Format stattfinden, bot FU-Präsident Günther Ziegler in einer Sitzung des Akademischen Senats der FU am Mittwoch an. Einem Bericht der »tageszeitung« zufolge lehnten die Veranstalter dies aber ab und kritisierten ihrerseits die Uni-Leitung scharf.

Mehrere FU-Professoren hatten Albanese für den 19. Februar eingeladen, um zum Thema »Lebensbedingungen, die auf Zerstörung angelegt sind. Rechtliche und forensische Perspektiven auf den laufenden Gaza-Genozid« zu sprechen.

Die italienische Juristin hatte in der Vergangenheit mehrfach wegen zahlreicher kontroverser Aussagen über Israel und eine angebliche »jüdische Lobby«, die sich Amerika unterjocht habe, scharfe Kritik auf sich gezogen. Politiker, darunter Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) und Israels Botschafter Ron Prosor, hatten die Absage der Veranstaltung verlangt.

Uni-Präsident Günter Ziegler verwies in der Senatssitzung zur Begründung auf eine »Kontroverse«, die die Einladung Albaneses ausgelöst habe. Nun könne man nicht mehr die Sicherheit aller Zuhörer garantieren, so der FU-Präsident. Es bestünde eine »akute Gefahr«, dass so ein Konflikt in den Hörsaal getragen werde, und »unkalkulierbare Sicherheitsrisiken«.

Lesen Sie auch

Lange Liste antisemitischer Aussagen

Zuvor hatte die LMU einen für den 16. Februar geplanten Vortrag Albaneses abgesagt. Zur Begründung sagte eine Sprecherin der Münchner Universität, man stelle »grundsätzlich keine Räumlichkeiten für allgemeinpolitische Veranstaltungen zur Verfügung.» Das geplante Event einer studentischen Gruppe namens »Decolonial Practices Group« mit Albanese sei auch «nicht in eine wissenschaftliche Konferenz eingebunden» gewesen.

Im Oktober hatte Francesca Albanese Israel auf eine Stufe mit den Nationalsozialisten gestellt und der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu eine Politik der gezielten Auslöschung der Palästinenser vorgeworfen. «Es ist töricht, dass wir alle vergessen haben, was vor 100 Jahren zur Expansion des Dritten Reichs und zum Völkermord an Menschen führte, die nicht ›reinrassig‹ waren», schrieb sie damals auf X.

Schon 2014 hatte Albanese in einem auf ihrem Facebook-Kanal veröffentlichten und mittlerweile depublizierten Brief an einen italienischen Bischof davon gesprochen, dass eine «jüdische Lobby» sich Amerika untertan gemacht habe, um Kritik an Israel im Keim zu ersticken. Später verglich sie die Lage der Menschen im Gazastreifen mit dem Schicksal der Juden im Warschauer Ghetto unter deutscher Besatzung.

Im November 2022 nahm Albanese per Videoschalte an einer «Nakba»-Gedenkveranstaltung der Hamas in Gaza teil und rief den dort versammelten Teilnehmern zu: «Ihr habt das Recht, gegen die Besatzung Widerstand zu leisten.»

Sie verwahrte sich zudem dagegen, die Massaker vom 7. Oktober 2023 als größten antisemitischen Gewaltakt gegen Juden seit der Schoa zu bezeichnen. Vielmehr habe sich die Gewalt gegen die «Besatzungsmacht» Israel gerichtet, nicht gegen Juden, behauptete Albanese und kritisierte den französischen Präsidenten Emmanuel Macron für dessen Wortwahl. Mehrere Regierungen, darunter die amerikanische und die französische, verlangten die Abberufung der 47-Jährigen als UN-Sonderberichterstatterin.

Für Wissenschaftssenatorin Berlins Wissenschaftsenatorin Ina Czyborra (SPD) erfüllen Albaneses Äußerungen »alle Kriterien des Antisemitismus«. mth

Australien

Krankenpfleger drohen, israelische Patienten zu ermorden

Premierminister Anthony Albanese sagt, das Video sei »von Hass getrieben und widerlich.«

von Imanuel Marcus  12.02.2025

Bund-Länder-Kommission

Antisemitismusbeauftragte fürchten um Finanzierung von Projekten

Weil durch den Bruch der Ampel-Koalition im vergangenen Jahr kein Haushalt mehr beschlossen wurde, gilt für 2025 zunächst eine vorläufige Haushaltsplanung

 12.02.2025

Interview

Droht ein neuer großer Krieg in Afrika?

Der Ostafrika-Experte Jonathan Beloff über den kaum beachteten Krieg in der DR Kongo und seine Ähnlichkeiten und Unterschiede zum Nahostkonflikt

von Benedikt Just  12.02.2025

Österreich

Koalitionsgespräche gescheitert - doch kein Kanzler Kickl?

Der FPÖ-Chef hat Bundespräsident Van der Bellen über das Scheitern der Gespräche informiert

 12.02.2025

Nahost

Jordanien will 2000 kranke Kinder aus Gaza aufnehmen

Die Kinder könnten »sofort« aufgenommen werden, so König Abdullah II.

 12.02.2025

Interview

»Annalena Baerbock steht an der Seite Israels«

Robert Habeck über die Kritik in der jüdischen Gemeinschaft an der grünen Außenministerin, Verzögerungen bei Waffenlieferungen an Israel und wachsenden Antisemitismus in Deutschland

von Joshua Schultheis, Philipp Peyman Engel  12.02.2025

Washington D.C.

Trump: Wir werden Gaza einnehmen und in einen Diamanten verwandeln

Der Vorstoß des US-Präsidenten, kurzerhand den Gazastreifen für sich zu beanspruchen, sorgt auch für Empörung. Trump gibt sich davon unbeirrt und legt immer weiter nach

 12.02.2025

Berlin

Kühnert: »Sie geben das Ringen zunehmend auf« 

»Schützen wir das, was wir lieben, schützen wir unsere Demokratie«, appelliert der frühere SPD-Generalsekretär

von Leonie Asendorpf, Niklas Treppner, Theresa Münch  12.02.2025

Berlin

Wegner will Absage des Vortrages von Francesca Albanese

Die FU Berlin müsse nun »ein klares Zeichen gegen Antisemitismus setzen«, sagt der Regierende Bürgermeister

 12.02.2025