von Miryam Gümbel
Für viele Generationen von Münchnern war das Haus Wallach in der Residenzstraße ein Begriff für alles rund um Volkskunst und Tracht. Beides war in den Jahren vor der Schoa auch für Juden ein Teil ihres Alltags, wie Erzählungen und Fotos aus dieser Generation beweisen. Zum Beispiel eine Aufnahme in der neuen Ausstellung in der Reihe »Sammelbilder« im Jüdischen Museum. Es zeigt die Brüder Moritz und Julius Wallach mit Mutter und Geschwistern in der »Sommerfrische«, wie man den Sommerurlaub im Voralpenland oder in den Alpen zu Anfang des 20. Jahrhunderts nannte. Gekleidet waren sie mit Lederhose und Trachtenhut.
Die beiden liebten diese Kleidung und den Lebensstil jedoch nicht nur in ihrer Freizeit. Die Brüder aus Westfalen machten das Dirndl sozusagen salonfähig. Im Jahr 1900 gründeten sie das »Volkskunsthaus«, das dann für rund hundert Jahre unter dem Familiennamen Wallach eine feste Adresse bleiben sollte. Der Name wurde zum Synonym bayerischen Wohn- und Kleidungsstils.
Die Brüder sammelten alles, was mit Volkskunst zu tun hatte, und machten auch dies der Öffentlichkeit zugänglich. Die Stoffdrucke aus ihrer Fabrikation wurden durch die Operette »Das weiße Rössl« ab 1930 weltbekannt – die Familie allerdings war bald schon im Nazi-Deutschland nicht mehr akzeptiert. Ein Foto zeigt das mit Stoffbahnen zugehängte Geschäft anlässlich eines NS-Events nach 1933. Der Familie selbst gelang die Emigration.
Die Ausstellung »Dirndl, Truhen, Edelweiß – die Volkskunst der Gebrüder Wallach« widmet sich der Geschichte dieser jüdischen Familie, deren Nachfahren zur Eröffnung nach München kamen. Mit zahlreichen Leihgaben, vor allem von in den USA lebenden Nachkommen, zeichnet sie den Lebensweg der Gründer des »Volkskunsthauses« nach, ihre Verbundenheit mit Königshaus und Künstlern, aber auch Arisierung, Emigration und den erfolgreichen Wiederaufbau der Institution Wallach nach 1945. Die Präsentation im Jüdischen Museum zeigt Volkskunst, Möbel, Wallach-Drucke und Kleider, Persönliches und Geschäftliches aus dem Familienbesitz, Firmennachlass, aber auch aus dem Besitz ehemaliger Kunden. Neben Fotos auch aus den Werkstätten werden Stoffmusterbücher gezeigt, Modelle und Beispiele alpenländischer Volkskunst von der Spanschachtel bis zur Puppenstube.
Noch bis zum 30. Dezember: »Dirndl, Truhen, Edelweiß – die Volkskunst der Gebrüder Wallach«. Jüdisches Museum, Jakobsplatz. Geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr.
www.juedisches-museum.muenchen.de