Hannelore Saberau

Wachsam seit 14 Jahren

von Christine Schmitt

Als Hannelore Saberau vor 14 Jahren ihren ersten Einsatz vor der Jüdischen Oberschule hatte, war sie überrascht. »Ich wusste gar nicht, dass es überhaupt jüdisches Leben in Berlin gibt«, sagt die Polizistin. Nicht für möglich gehalten hatte sie bis dahin, dass es auch jüdische Schulen gibt. Und dass sie jahrelang an der Großen Hamburger Straße stehen würde, um ein Schulgebäude zu bewachen, hatte sie auch nicht gedacht. »Heute ist das natürlich ganz anders, da ge-
he ich auch mal zur Neuen Synagoge an der Oranienburger Straße hinüber und verfolge auch ein bißchen die Gemeindepolitik.« Vor 14 Jahren war sie auf eigenen Wunsch aus dem Schichtdienst ausgeschieden und in den Tagdienst gewechselt, da ihre zwei großen Kinder zu Hause ausgezogen waren und ihre jüngste sechsjährige Tochter nicht allein zu Hause sein sollte. So bekam sie ei-
nen Dienstplan, der es ihr ermöglichte, die Kinderbetreuung zu organisieren. Ihr Mann, ebenfalls bei der Polizei, arbeitet nämlich weiter im Schichtdienst.
Seitdem steht sie an fast jedem Schultag vor dem Gebäude und hat die Straße fest im Blick. Dienstbeginn ist 7 Uhr, bevor die ersten Schüler eintrudeln. »Ich sehe es immer gern, wenn sie – meist mit verschlafenen Blick – ankommen.« Oft dauert ihr Einsatz bis 17 Uhr. Nur in der Ferienzeit wird sie für andere Objekte eingeteilt.
Sie wollte immer eine Uniform tragen, die findet Hannelore Saberau einfach schick und das hatte ihr damals an der Polizei besonders gefallen. Gelernt hat die 56-jährige Verkehrskauffrau. »Ich hatte eine Stelle bei der Bahn und musste immer hinter einer Scheibe an einem Fahrkartenschalter sitzen und Tickets verkaufen – das war mir zu langweilig.« Ihren heutigen Beruf hingegen findet sie spannend. Und sie mag es, mit Menschen zu tun zu haben. Den guten Kontakt zu den Schülern genießt sie. »Auch dass die Anwohner mal kurz auf einen Plausch vorbeikommen und die Touristen stehen bleiben und wissen wollen, warum dieses Gebäude bewacht wird, macht meinem Beruf interessant, ebenfalls das gute Verhältnis zu den Lehrern, den Küchenmitarbeitern und Kollegen – alles passt.«
Keine Frage, der Platz vorm Schulgebäude ist ihre Welt. Deshalb kommen sie und ihre Kollegen auch zu den Abiturfeiern und Schulfesten. »Dann allerdings in Zivil.« Abschiedsstimmung kommt bei jeder Abiturfeier bei ihr auf. »Speziell bei der letzten, denn in dem Jahrgang kannte ich viele der Kinder immerhin von der ersten Klasse an«, sagt Hannelore Saberau. »Aber wenn ehemalige Schüler durch die Straße gehen, dann halten sie immer bei uns an und wir unterhalten uns ein paar Sätze lang«, meint sie. Wenn die Schüler mit langen Gesichtern aus dem Gebäude herauskommen, dann ahnt sie schon, dass es wohl nicht so gut gelaufen sei mit der Arbeit. Denn sie bekommt es ja mit, wenn eine Arbeit ansteht. »Auch wenn die Schüler eine gute Zensur geschrieben haben, kann man es meistens von ihren Gesichtern ablesen«, sagt sie. Fast alle 380 kennt sie mit Namen. »Ich bin irgendwie mit Hannelore groß geworden«, sagt beispielsweise der ehemalige Schüler Max Czollek. Von seiner ersten bis zur letzten Klasse hatte er fast täglich die Polizistin gesehen. Oft »plaudere« sie mit den Schülern.
»Zu wenig los« ist ihr hingegen in ihrer Heimat. Hannelore Saberau stammt aus Vossberg von der Insel Usedom. Nach Hause fahre sie selten, obwohl dort noch ihre Mutter lebt. Meistens holen sie und ihr Mann sie eher ab und laden sie zu sich nach Berlin ein.
Jeden Morgen freue sie sich auf ihre Arbeit. Ob Kälte oder Hitze – das spielt für sie keine große Rolle. »Wir sind ja für jedes Wetter gut ausgestattet«, sagt sie. Aus di-
cken Schuhen, Jacken und Hosen besteht derzeit ihre Uniform. »Wenn es ganz eisig ist, trinken wir Brühe«, sagt sie. Überall um das Schulgebäude herum ziehe es, aber sie sei selten krank. »Schnupfen und Husten hat ja jeder mal«, relativiert sie.
Nach der Arbeit schaltet sie beim 20 minütigen Fußweg von der Schule nach Hause ab. Die seien ihr zur Entspannung wichtig. In ihren eigenen vier Wänden mag sie es gerne, einfach zu sitzen und ihre Beine hoch zu legen. Am liebsten bei Rätsel lösen und Heimatfilme und Volksmusiksendungen schauen.
Kritische Situationen habe sie an der Großen Hamburger nie erlebt, meint Hannelore Saberau. »Ich bin mit dem Bewachen von der Jüdischen Oberschule alt ge-
worden und werde hier noch so lange stehen wie ich kann.«

Erfurt

Israelischer Botschafter besucht Thüringen

Botschafter Ron Prosor wird am Montag zu seinem Antrittsbesuch in Thüringen erwartet

 15.03.2025

Berlin

Antisemitische Farbschmiererei an Hauswand in Berlin-Mitte

Die Gedenktafel in der Max-Beer-Straße ist Siegfried Lehmann (1892-1958) gewidmet

 14.03.2025

Berlin

Bundesregierung begeht Gedenktag für Opfer von Terror

Im Auswärtigen Amt werden dazu Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erwartet

 11.03.2025

München

Mann soll Plagiat wegen Obduktion seiner toten Mutter inszeniert haben

War es ein irrer Racheplan? Ein Mann soll mit der Fälschung eines Buches einem Rechtsmediziner geschadet haben. Seine Verteidigung fordert Freispruch – und auch er selbst äußert sich sehr ausführlich.

 07.03.2025

Hamburg

Wähler lassen AfD rechts liegen, Zeichen stehen auf Rot-Grün

In Hamburg hat Bürgermeister Tschentscher (SPD) weiterhin den Hut auf. Die AfD gewinnt Stimmen hinzu, bleibt aber vergleichsweise schwach

von Markus Klemm, Martin Fischer  03.03.2025

Israel

Tausende Israelis demonstrieren für die Freilassung der Geiseln

Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas endet ohne eine Vereinbarung über eine Fortsetzung

 02.03.2025

Berlin

Geräuschlose Premiere: Schwarz-Rot sondiert still und leise

Möglichst bis Ostern soll die neue Bundesregierung stehen. Kein Selbstläufer, denn im Wahlkampf gab es viele Verletzungen. Wie problematisch diese sind, zeigt eine Umfrage in der SPD

von Marco Hadem  28.02.2025

Berlin

Entscheidung über Samidoun-Verbot dieses Jahr

Der Verein Samidoun, das Islamische Zentrum Hamburg, »Compact« - das Bundesinnenministerium hatte zuletzt eine Reihe von Vereinsverboten erlassen. Über einige wird demnächst entschieden

 26.02.2025

Berlin

Zentralrat der Muslime verurteilt Attacke am Holocaust-Mahnmal         

Am Freitag wurde ein Mann am Holocaust-Mahnmal in Berlin Opfer einer Messerattacke. Ermittler gehen von einem antisemitischen Hintergrund aus

 24.02.2025