Mit Nummern auf den Armen, ohne Essen, bei Frost fast ohne Dach über dem Kopf, geschwächt durch Krankheiten haben im Winter 1944/45 Hunderte Häftlinge des KZs Natzweiler-Struthof in Echterdingen Startbahnen repariert und Straßen ausgebaut. Von 34 wurden im September 2005 zufällig die Skelette bei Bauarbeiten gefunden und geborgen. Ihnen setzte am Sonntag die Israelitische Religionsgemeinschaft Württemberg (IRGW) auf dem US-Airfield in Filderstadt bei Stuttgart Grabsteine.
»Diesen Menschen wurde alles geraubt: ihre Heimat bis hin zu ihrer Würde«, sagte Württembergs Landesrabbiner Netanel Wurmser nach der Enthüllung der schwarzen Granitgrabplatten. Man habe sie einzig dafür bestraft, dass sie Juden waren. Zahlreiche Gäste, darunter auch der ehemalige Häftling Benjamin Gelhorn, wohnten der Zeremonie bei. Gelhorn sprach nach 62 Jahren unter Tränen das Kaddisch für seine verstorbenen Mithäftlinge. Damit löste er ein Versprechen ein, dass er nach seiner Freilassung gegeben hatte.
Die genaue Identität der Toten wurde jedoch nicht bis ins Letzte geklärt. Die jüdische Gemeinde hatte auf eine genaue DNA-Analyse verzichtet. Insgesamt hatte es 119 Tote im Echterdinger Lager gegeben. Man weiß aber nicht, wer von ihnen bereits auf dem jüdischen Ebershaldenfriedhof in Esslingen begraben und wer im Massengrab in Echterdingen gefunden wurde.
Mit der Grabsteinsetztung, so Staatsminister Wolfgang Reinhardt (CDU), erhielten »die Opfer hier endlich eine würdige Bestattung«. Das Land nehme die Verantwortung ernst, die Erinnerung wach zu halten. Auf dem Gelände der US-Streitkräfte soll nun jedes Jahr am Holocaustgedenktag, dem 27. Nissan, der Opfer gedacht werden.
Die Amerikaner werden sich künftig um die Pflege des kleinen Friedhofes kümmern. »Der Schrecken ist nicht nur irgendwo weit weg, sondern vor unserer Haustür passiert«, sagte auch Peter Bümlein, Oberbürgermeister von Leinfelden-Echterdingen. Eine Geschichtswerkstatt hat die Namen der Toten recherchiert. dpa/hso
Gedenken