von Olaf Glöckner
Im »Beis Zion«, dem Studienzentrum der
Lauder-Foundation im Bezirk Prenzlauer Berg, herrscht diese Woche Hochbetrieb. Sowohl in der Jeschiwa als auch in der be-
nachbarten Midrascha, dem Lehrhaus für junge jüdische Frauen, wird alles akribisch von Chametz befreit. Auch kleinste Krümel und Spuren in Büro, Bad oder Seminarraum haben zu verschwinden. Töpfe werden ausgekocht, Glas gewässert, Herd und Pfannen bedürfen besonderer Prozedur. »Es ist eine tagelanger Aufwand, aber die Studenten sind alle hoch motiviert«, verrät Dani Fabian, der selbst im »Beis Zion« lernt.
Wenn alles Gesäuerte verschwunden ist, kann Pessach kommen. Zu Beginn des Fes-tes bietet das »Beis Zion« vier Sederfeiern in vier Sprachen an. Am 19. April, dem ersten Sederabend, in Russisch und Hebräisch, am 20. April in Englisch und Deutsch. Viermal Haggada und Gemeinschaftsmahl. Rabbiner David Kern, der den englischsprachigen Seder leitet, begründet das ungewöhnlich umfangreiche Programm: »In diesen vier Sprachen kommunizieren viele Juden in Berlin. Wir wollen sie hierher einladen und zusammenführen, gut erklärte Sedarim anbieten und vor allem miteinander ins Gespräch kommen. Gerade das ist ja das Anliegen von Pessach. Ei-
ne zweite Überlegung war, dass wir durch diese Vierteilung recht überschaubare Gruppen an jeweils einen Tisch bringen, damit jeder jeden kennenlernen kann. Wer möchte, kann natürlich auch an zwei Abenden hintereinander kommen.«
Sederfeiern haben bei der Lauder-Foundation in Berlin schon seit langem ihren festen Platz. In den vergangenen Jahren waren meist Jugendgruppen zu Gast, die aus ganz Deutschland anreisten. »Diesmal ist der logistische und organisatorische Aufwand natürlich höher«, erzählt Dani Fabian, der für den deutschsprachigen Seder verantwortlich ist. Die meisten Speisen für den Sedertisch kommen aus dem französischen Straßburg, aber auch handgefertigte Mazzot aus Antwerpen werden nicht fehlen. Für das Lauder-Zentrum in Leipzig wurde gleich mit gebacken und mitgekocht, hunderte Boxen sind auf die Reise gegangen. Ob nun Gemüsepuffer, Aufläufe, Salate, gefülltes Huhn und Nusskuchen. »Eine Art Galadinner ist aber nicht geplant«, so Fabian, »am allerwichtigsten sind uns schon Bildung und Gespräch.«
Rabbiner Shmuel Cahen wird am Pessachabend die Feier in Hebräisch und Rabbiner Shlomo Afanasev in Russisch übernehmen. Die überwiegende Mehrheit der Studenten der Jeschiwa kommt aus der ehemaligen Sowjetunion. Rabbiner Ca-
hen, der wiederum aus der Nähe von Jerusalem stammt, freut sich seinerseits auf die israelischen Gäste. »Wir wissen, dass viele Israelis hier in der Stadt leben. Die möchten wir gern gezielter ansprechen und ihnen dann auch nach den Feiertagen weitere Veranstaltungen anbieten.«
Haggada-Lesung, Festmahl, gemeinsamer Gesang und Diskussion warten auf alle Teilnehmer. 25 Euro zahlen Erwachsene, Kinder 15 Euro.
Weitere Informationen: gerda@yeshiva.de oder Telefon 030/ 40 50 46 90