Uri Geller

Verzaubert

von Sabine Brandes

Der verlorene Sohn kehrt zurück. Vor mehr als drei Jahrzehnten verließ er sein Heimatland, um in der Ferne Ruhm und Glück zu finden, jetzt ist er wieder da. Mit Pauken, Trompeten, den Taschen voller Geld und noch mehr verbogener Löffel. Uri Geller, Magier, selbsternanntes Medium und internationaler Showstar mit –nach eigener Auskunft – übernatürlichen Fähigkeiten, ist wieder in Israel. Im Gepäck die Fernsehshow Der Erbe. Der Titel steht für sich selbst: Geller, fast 60, sucht einen Nachfolger. Und das inszeniert er gewohnt medienträchtig.
Die Israelis scheinen ihn auch nach 35 Jahren im Ausland nicht vergessen zu haben. Der Erbe auf Kanal zwei erreicht Traumquoten. Mehr als ein Drittel aller Samstagabend-Zuschauer entscheiden sich für die gellersche Magie. Eine TV-Dokumentation im Vorfeld rangiert unter den zehn erfolgreichsten TV-Sendungen aller Zeiten. Taxifahrer und Bankangestellte diskutieren jede Woche lautstark, welcher der Kandidaten es in die nächste Runde schaffen sollte. Und ob es überhaupt einen würdigen Nachfolger gibt, oder ob nicht Gellers Schuhe ohnehin ein Stückchen zu groß für alle normal Sterblichen sind.
Daß es die mehr oder weniger blassen neun jungen Männer aus Naharija, Haifa und Aschdod mit ihren Versuchen in Gedankenübertragung jemals tatsächlich in die Sphäre von Gellers Berühmtheit schaffen werden, darf bezweifelt werden. Die Nachwuchs-Magiere lassen das Publikum erdachte Bilder malen, verschiedene Geschmäcker schmecken und allerlei Illusionäres mehr erleben.
Doch eigentlicher Showeffekt ist der telegene Telepath höchstpersönlich. Von strahlenden Lichtern umrahmt, die ihm fast einen Heiligenschein verleihen, gibt er seine Beurteilungen über die Kandidaten ab. Der Blick durch die Designerbrille ist scharf. Er spricht langsam, läßt die Worte durch den Saal hallen: »Ata ... mezujan – just great.« Sein Hebräisch ist gespickt mit englischen Ausdrücken, schließlich ist man Löffelverbieger von Weltruf.
Geller selbst macht die »mystische Atmosphäre in Israel« für den Erfolg seiner Reality-Show mit verantwortlich. »Die Menschen hier haben ihre Wurzeln in dem positiven Mystizismus, der mit der Kabbala durch die Jahrhunderte getragen wurde«, erläutert er. Etwas simpler erklärte es Jossi Elias, Chefredakteur der Sendung, vor der ersten Ausstrahlung: Es sei einfach prima, daß die Israelis ihren reichen Onkel aus dem Ausland wieder hier haben. »Uri ist sehr charismatisch, und es ist mal etwas anderes, daß im Fernsehen nicht alles erklärt wird. Der Erbe ist einfach eine unterhaltsame Show.« Offensichtlich aber auch eine mit Nebenwirkungen. Nachdem ein Kandidat mit einem speziellen Trick seinen Herzschlag für einige Sekunden aussetzen ließ, hatte er prompt einen Nachahmer. Ein zehnjähriger Junge aus dem Norden des Landes machte den Versuch nach und mußte nach einer Ohnmacht ärztlich behandelt werden.
Auch schon bevor die übernatürlichen Kräfte per TV-Show wirken konnten, machte Geller Schlagzeilen. Kaum angekommen, hatte er gleich viel vor: Den ehemaligen Ministerpräsidenten Ariel Scharon wolle er aufwecken, ließ er wissen. Daß dieser nach wie vor im Koma in einem Krankenhausbett vor sich hindämmert, sei die Schuld des Sohnes, so der Magier. Denn jener soll nach dem Angebot, den Vater aufzuwecken, schlicht gesagt haben: »Kein Interesse.« Anschließend sollten die magischen Fähigkeiten für die Polizeiarbeit eingesetzt werden: Mit Telepathie wollte Geller den ausgebrochenen Serienvergewaltiger Benny Sela dazu bringen, sich zu stellen. Die Polizei verließ sich bei der Fahndung lieber auf altbewährte Methoden. Sela ging schließlich durch eigene Fehler ins Netz.
All das kann den multimedialen Selbstdarsteller nicht wirklich treffen. Schließlich hat er schon vor 35 Jahren bewiesen, daß er sich nicht unterkriegen läßt. Aus dem belächelten mittelmäßigen Magier von einst, der sich sein Brot mit Auftritten in drittklassigen israelischen Nachtclubs verdienen mußte, ist ein internationaler Star geworden.
Wenn er nicht auf den Bühnen der Welt alte Uhren wieder ticken läßt, genießt er in England sein Leben. Bei anderen Berühmtheiten ging und geht er ein und aus. Salvador Dali war ein enger Freund, ebenso ist es Michael Jackson. Neben seinen medienwirksamen Auftritten ist Geller Motivationstrainer, den auch seriöse Unternehmen engagieren, Selbsthilfe-Guru, Autor von 16 Büchern und Multimillionär mit einer beeindruckenden Villa vor den Toren Londons. So kritisch man seine supernatürlichen Kräfte beurteilen mag, eine Fähigkeit kann man Geller nicht absprechen: die der ultimativen Selbstvermarktung.

Erfurt

Israelischer Botschafter besucht Thüringen

Botschafter Ron Prosor wird am Montag zu seinem Antrittsbesuch in Thüringen erwartet

 15.03.2025

Berlin

Antisemitische Farbschmiererei an Hauswand in Berlin-Mitte

Die Gedenktafel in der Max-Beer-Straße ist Siegfried Lehmann (1892-1958) gewidmet

 14.03.2025

Berlin

Bundesregierung begeht Gedenktag für Opfer von Terror

Im Auswärtigen Amt werden dazu Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erwartet

 11.03.2025

München

Mann soll Plagiat wegen Obduktion seiner toten Mutter inszeniert haben

War es ein irrer Racheplan? Ein Mann soll mit der Fälschung eines Buches einem Rechtsmediziner geschadet haben. Seine Verteidigung fordert Freispruch – und auch er selbst äußert sich sehr ausführlich.

 07.03.2025

Hamburg

Wähler lassen AfD rechts liegen, Zeichen stehen auf Rot-Grün

In Hamburg hat Bürgermeister Tschentscher (SPD) weiterhin den Hut auf. Die AfD gewinnt Stimmen hinzu, bleibt aber vergleichsweise schwach

von Markus Klemm, Martin Fischer  03.03.2025

Israel

Tausende Israelis demonstrieren für die Freilassung der Geiseln

Die erste Phase der Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas endet ohne eine Vereinbarung über eine Fortsetzung

 02.03.2025

Berlin

Geräuschlose Premiere: Schwarz-Rot sondiert still und leise

Möglichst bis Ostern soll die neue Bundesregierung stehen. Kein Selbstläufer, denn im Wahlkampf gab es viele Verletzungen. Wie problematisch diese sind, zeigt eine Umfrage in der SPD

von Marco Hadem  28.02.2025

Berlin

Entscheidung über Samidoun-Verbot dieses Jahr

Der Verein Samidoun, das Islamische Zentrum Hamburg, »Compact« - das Bundesinnenministerium hatte zuletzt eine Reihe von Vereinsverboten erlassen. Über einige wird demnächst entschieden

 26.02.2025

Berlin

Zentralrat der Muslime verurteilt Attacke am Holocaust-Mahnmal         

Am Freitag wurde ein Mann am Holocaust-Mahnmal in Berlin Opfer einer Messerattacke. Ermittler gehen von einem antisemitischen Hintergrund aus

 24.02.2025