Der Name Sigmund Freund ist jedermann bekannt. Mit dem Wissen über den »Vater der Psychoanalyse« ist es dann aber schon bald vorbei. Auf sehr persönliche Weise Abhilfe geschaffen hat da eine Lesung im Jüdischen Gemeindezentrum. Das Kulturzentrum und der C. H. Beck Verlag hatten eingeladen zu einer Lesung mit Eva Gesine Baur. Die Kulturhistorikerin und Autorin des Buches »Freuds Wien. Eine Spurensuche« stellte den Besuchern dabei den Menschen Freud vor und die Atmosphäre seiner Heimatstadt. Die Veranstaltung war zugleich Auftakt zu einer Reihe des Kulturzentrums der IKG über jüdische Persönlichkeiten. Eva Gesine Baur führte ihre Zuhörer nicht nur in die Berggasse in Wien, wo Freud 47 Jahre lang gelebt und praktiziert hat. Sie ließ sie auch an den regelmäßigen Besuchen des berühmten Arztes bei seiner Mutter, die für ihn sein Leben lang als dominierende Persönlichkeit prägend geblieben ist, teilhaben. »Es ist ein ganz besonderer Zauber, diese Zeit, die Familiensituation und Wien zu erleben, in die Freud eingebettet war«, schilderte die Autorin die Faszination am Sujet ihres Buches. Durch zahlreiche Quellen und Publikationen hat sie sich durchgearbeitet, um Freud von allen Seiten her lebendig zu machen und den Zuhören und Lesern eine Begegnung mit ihm zu ermöglichen. Was sie an Freud besonders gefesselt habe, wollten diese von ihr wissen. Unter den vielen Dingen nannte sie hier vor allem auch seine klare Sprache. Wie sehr sein Anliegen und die Dinge, die ihn beschäftigt haben, auch mit der Stadt Wien verbunden waren, das hat diese Wiener Persönlichkeit für die Autorin zu einem idealen Exponenten beim Gang durch die österreichische Hauptstadt gemacht. Für ihre literarische Zukunft kann sie sich eine Fülle weiterer Persönlichkeiten vorstellen, mit denen sie eine Stadt für ihre Leser entdecken will: Lola Montez zum Beispiel, Oskar Maria Graf, aber auch Lion Feuchtwanger oder die Geschwister Scholl.Miryam Gümbel
Sigmund Freud